Hebamme verliert Facebook- und Instagram-Konten, nachdem sie sich über Schwangerschaftsabbrüche äußert

Am 28. Oktober berichtete Hebamme Pauline Dens-Arsène in einer Sendung über medikamentöse Schwangerschaftsabbrüche in ihrer Praxis im nordfranzösischen Marly-Gomont. Sie teilte den Beitrag auf Facebook – eine halbe Stunde später waren laut TV-Sender "France 3" ihre Konten gesperrt. "Ich erhielt Hassnachrichten wie "Mörderische Abtreibungsärztin", sagt sie. Zwei Tage später, am 30. Oktober, löschte Meta die Accounts dauerhaft.

Der Konzern erklärte lediglich, ihre Inhalte hätten gegen die "Gemeinschaftsstandards" verstoßen. Dabei wird Abtreibung in den Richtlinien nicht erwähnt. Zugleich haben mehrere US-amerikanische Pro-Choice-Organisationen in den vergangenen Monaten Zensurvorwürfe gegen Meta erhoben, nachdem Beiträge über reproduktive Rechte blockiert oder gelöscht worden waren. Das Unternehmen weist jede politische Einflussnahme zurück und spricht von "technischen Fehlfunktionen".

Pro-Abtreibungs-Haltung: Hebamme verliert Facebook- und Instagramkonto

Der auf Digitalrecht spezialisierte Anwalt Étienne Deshoulières sieht den Fall kritisch. Er verweist darauf, dass Meta seit einer Regeländerung Nutzern erlaubt, Homosexualität als "psychische Störung" zu bezeichnen. Für ihn ein Hinweis auf eine ideologische Verschiebung, die er mit der amerikanischen konservativen Rechten in Verbindung bringt. 

Seiner Einschätzung nach könnte Meta gezielt Inhalte zu Abtreibung einschränken, obwohl das Thema in Frankreich verfassungsrechtlich geschützt ist. Außerdem habe das Unternehmen laut EU-Recht Informationspflichten verletzt, da Dens-Arsène weder den Grund noch ein transparentes Beschwerdeverfahren erhielt.

Protest
In den religiös geprägten USA stellt Abtreibung weiterhin ein heiß diskutiertes Thema dar. Imago

Abtreibungsgegner: Immer mehr digitale Angriffe

Dens-Arsène ist kein Einzelfall: Schon 2023 wurde der Instagram-Account des Familienplanungszentrums im Département Orne in der Normandie ohne Vorwarnung gelöscht. Es werden koordinierte "Digital Raids", also organisierte Angriffe auf Einzelpersonen, durch Abtreibungsgegner vermutet. Experten warnen vor einer zunehmenden Professionalisierung der Bewegung: Sie verfüge heute über finanzielle Mittel, juristische Unterstützung und gezielte Kommunikationsstrategien.

Nach Trump-Wahl: Zuckerberg passt Meta-Regeln an

Ein Bericht des WDR legt dar, dass diese Entwicklung nicht überraschend kommt. Bereits im Januar, kurz vor Beginn der zweiten Amtszeit Donald Trumps, ließ Mark Zuckerberg Faktenchecks für Posts auf Facebook und Instagram entfernen.

Sie seien oft politisch voreingenommen, erklärte der Milliardär in einem Statement-Video. Legitime Inhalte würden zensiert werden und man wolle mehr Meinungsfreiheit schaffen. Kritiker warfen dem Meta-Gründer vor, sich aus Angst vor Konsequenzen der für Donald Trump typischen Kritik an Medienmoderation zu unterwerfen.