Der „Treffpunkt Familienkosmos“, besser bekannt als Mütterzentrum Penzberg, hat seinen Betrieb eingestellt. Angebote für Kinder und Eltern finden keine mehr statt. Die Suche nach neuen Räumen blieb bisher erfolglos. Im Sommer droht die Auflösung des Vereins.
Es sieht so aus, als wären die Kinder nur schnell reingegangen, um was zu trinken: Im Garten des Hauses an der Winterstraße, das der „Treffpunkt Familienkosmos“, besser bekannt als Mütterzentrum, viele Jahre nutzte, steht noch ein rotes Bobbycar mit Anhänger. Ein Ball liegt im Gras und Spielküchen warten auf die kleinen Köche. Doch Betrieb herrscht hier keiner mehr, wie Jasmin Moneer von der Vorstandschaft des ehrenamtlich als Verein betriebenen „Familienkosmos“ sagt. „Wir haben den Betrieb zum 12. Mai eingestellt.“
Wie bereits im März berichtet, hat die Stadt dem Mütterzentrum die Räume an der Winterstraße zum 30. August gekündigt. Der Platz soll für den AWO-Kinderhort genutzt werden, der dort im ersten Stock bereits einen Raum hat. Die Kündigung erhielt die Einrichtung Ende Februar. Seitdem sucht sie nach einer Alternative – bisher vergeblich. „Stand heute habe ich keine Optionen“, so Moneer.
In der Sitzung des Bau-, Mobilitäts- und Umweltausschuss (BMU) hatte sich nun Jugendreferent Sebastian Fügener „erschüttert“ über eine Mail des „Familienkosmos“ gezeigt, in der die Schließung angekündigt wurde. „Das war eine große Negativ-Überraschung“, so der Grünen-Politiker.
Es sei „nicht ohne weiteres von uns als Stadt hinnehmbar“, dass die Räumlichkeiten der Grund sind, „dass dieser über 30 Jahre sehr gut etablierte Verein, der sich für Familien eingesetzt hat“ nun seine Arbeit einstelle. Er betonte, die Stadt müsse „mehr rangehen, als es vielleicht passiert ist“, und erinnerte an den massiven Zeitdruck der Ehrenamtlichen. Denn stellt die Stadt ihre finanzielle Förderung ein, die bisher über die Mietkostenfreiheit lief, streicht das „Zentrum Bayern Familie und Soziales“ (ZBFS), der Hauptförderer, ebenfalls seine Fördergelder.
Bürgermeister: Unterstützung sei „ungebrochen“
Wie Bürgermeister Stefan Korpan sagte, wüssten die Ehrenamtlichen seit gut zwei Jahren, dass sie die Räume „irgendwann mal“ räumen müssten. Gespräche zu verschiedenen Liegenschaften habe es in dieser Zeit gegeben. Diese seien dann aber „aus den unterschiedlichsten Gründen nicht umgesetzt“ worden. Zwei Räume hätte der „Familienkosmos“ abgelehnt aus Gründen, die er persönlich nicht nachvollziehen könne; darunter einer, den sich der „Familienkosmos“ zwar mit einem anderen Nutzer teilen müsste, der aber sofort genutzt werden könnte. Er habe noch „eine Räumlichkeit im Kopf“. Nennen wollte Korpan die Optionen öffentlich nicht, da sie zum Teil nicht der Stadt gehörten. Er versicherte: „Wir sind tatsächlich immer noch dran.“ Die Stadt und auch er seien über die jetzige Schließung nicht persönlich informiert worden. Er betonte, die Unterstützung aus dem Rathaus sei „ungebrochen“.
Moneer dagegen nennt einige Räumlichkeiten, die in den vergangenen Monaten im Gespräch waren und auch von ihrem Verein besichtigt worden seien; darunter etwa das Berghalden-Stüberl oder Kellerräume in der Steigenberger-Kirche. Beide Optionen habe ihr Verein nicht abgelehnt, nur ergänzende Fragen an die Stadt geschickt. Aber: „Darauf haben wir nie eine Antwort bekommen.“ Aktuell sehe es mit weiteren Möglichkeiten „sehr schlecht“ aus. Anfang April sei noch ein Raum in der Rathauspassage von der Stadt angeboten worden, wofür sich der „Familienkosmos“ auch ganz offiziell beworben habe. Ende April habe sie dann aber „mündlich“ von der Ablehnung durch die Stadt erfahren. Schriftlich liege ihr dazu nichts vor. Moneer erklärt außerdem, warum es schwierig sei, sich Räumlichkeiten mit einem anderen Nutzer zu teilen: Da viele Kleinkinder und Schwangere den Treff aufsuchten, müsse man bestimmte Sicherheitsvorgaben des Landratsamtes einhalten.
Dass der Betrieb an der Winterstraße bereits jetzt eingestellt wurde, begründet sie damit, dass es Zeit brauche, die Räume bis August freizuräumen. „Ich habe ja keine Mitarbeiter.“ Die gesamte Ausräumarbeit müsse von den Ehrenamtlichen in ihrer Freizeit geleistet werden.
Auflösung des Vereins droht
Und da das ZBFS seine Förderung streichen wird, sollte die Stadt ihre Förderung in Form der Mietfreiheit mangels geeigneter neuer Räume Ende August einstellen, soll noch zuvor eine Mitgliederversammlung abgehalten werden, um über die Auflösung des Vereins zu beraten, so Moneer, denn: „Unsere Existenz hängt ab von diesen Förderungen.“
Ehrenamtliche wollen noch nicht aufgeben
Aufgeben wollen die Ehrenamtlichen aber noch nicht. Es werde weiter nach Räumen gesucht. Denn der Treff mit seinen vielfältigen Angeboten wie Spielgruppen, offenen Cafés oder Treffs für Alleinerziehende, den sportlichen Möglichkeiten und der vielseitigen Unterstützung junger Eltern sei für viele „eine zweite Heimat“. Konservativ gerechnet werde der „Treffpunkt Familienkosmos“ von über 100 Erwachsenen in der Woche besucht, die Kinder nicht eingerechnet.