China-Provokation: Schwer bewaffnete Schiffe dringen in japanische Hoheitsgewässer ein
Erneut dringen chinesische Schiffe in die Nähe umstrittener Inseln ein: Japans Küstenwache reagiert prompt – die geopolitischen Spannungen verschärfen sich.
Tokio – Die japanische Regierung dürfte mit Sorge auf das ostchinesische Meer blicken: Dort haben sich erneut zwei schwer bewaffnete Schiffe der chinesischen Küstenwache in die Hoheitsgewässer des US-Verbündeten vorgewagt. Das berichtet das amerikanische Nachrichtenportal Newsweek.
Die jüngsten Vorfälle sind keineswegs Einzelfälle, sondern Teil einer anhaltenden Eskalation. Das Gebiet, welches die chinesischen Schiffe befuhren, ist seit Generationen ein Brennpunkt der Spannungen zwischen verschiedenen Staaten.
Vorwurf des Völkerrechtsverstoßes: Japan verurteilt chinesische Aktionen
Am frühen Mittwochmorgen sollen zwei mit Deckgeschützen ausgestattete Schiffe japanische Hoheitsgewässer durchquert haben. Wie Newsweek berichtet, näherten sich diese einem japanischen Fischerboot. Die japanische Küstenwache reagierte umgehend: Die chinesischen Schiffe wurden zur Umkehr aufgefordert – ein Abfangen des Fischerbootes konnte verhindert werden.
Der Vorstoß der chinesischen Schiffe war damit jedoch nicht beendet: Am Donnerstagmorgen, wurden die Schiffe erneut in den japanischen Gewässern gesichtet. Wieder gelang es der Küstenwache, die Annäherung an ein Fischerboot zu verhindern. In Tokio verurteilte die Regierung das Vorgehen als „Verstoß gegen das Völkerrecht“.
Es ist bereits der dritte Vorfall des Monats, an dem chinesische Küstenwachschiffe in dem umstrittenen Gebiet aufgeklärt wurden. Zuletzt hatten im Juni 2022 zwei chinesische Küstenwachschiffe die japanischen Hoheitsgewässer mehr als 64 Stunden lang durchquert – die längste Verletzung dieser Art seit einem Jahrzehnt. Eines der chinesischen Schiffe kam dabei bis auf drei Kilometer an die von Japan kontrollierten Senkaku-Inseln heran. Das Boot überschritt damit eindeutig die international anerkannte 12-Meilen-Grenze. Die japanische Küstenwache entsandte auch hier Patrouillenschiffe und forderte den sofortigen Abzug.
Senkaku-Inseln im Fokus: Chinas Schiffe sorgen für Unruhe
Die Ereignisse reihen sich in weitere Vorfälle um die unbewohnten Senkaku-Inseln ein – in China sind diese als Diaoyu-Inseln bekannt. Obwohl Japan die Inseln seit 1972 verwaltet, beanspruchen sowohl Tokio als auch Peking – und auch Taiwan – die Inseln als Eigentum. Chinesische Beamte stellten bereits in der Vergangenheit vehement klar, dass es ein „angeborenes Recht“ Chinas sei, in den Gewässern um die Inseln zu patrouillieren. Die Ansprüche Pekings reichen Hunderte von Jahren zurück.
Ein entscheidender Wendepunkt in der Dynamik ereignete sich 2012: Tokio kaufte die Inseln von einem privaten japanischen Eigentümer. Infolgedessen intensivierte sich die chinesischen Aktivitäten in der Region. Der zuvor längste Aufenthalt chinesischer Regierungsschiffe in den Gewässern nach 2012 datiert sich auf 2020. Damals durchquerten chinesische Schiffe für 57 Stunden das japanische Hoheitsgewässer.
Die überlegene maritime Kapazität Chinas stellt eine besondere Bedrohung für Japan dar: Die chinesische Küstenwache verfügt über mehr als doppelt so viele Schiffe als Japan. Viele davon sind größer und schwerer bewaffnet. Im Jahr 2021 verlieh Peking seiner Küstenwachflotte sogar das Recht zum Einsatz tödlicher Gewalt, um territoriale Ansprüche durchzusetzen. Analysten interpretieren Chinas Vorgehen als „Grauzonen“-Aktionen, die darauf abzielen, eine Präsenz in umstrittenen Gewässern zu normalisieren – jedoch ohne eine militärische Eskalation zu provozieren.
„Chinas angestammtes Territorium“ – Peking bleibt unnachgiebig
Die japanische Seite reagiert mit einer Mischung aus entschiedener Präsenz und bedachter Diplomatie: Die Küstenwache schickte Patrouillenschiffe und forderte die chinesischen Eindringlinge zum sofortigen Verlassen der Hoheitsgewässer auf. Japanische Beamte haben bisher eine „abgemessene Reaktion“ gewählt, was eine unmittelbare militärische Eskalation unwahrscheinlich erscheinen lässt – so berichtet Newsweek.
Von chinesischer Seite gibt es eine unmissverständliche Haltung: Lin Jian, ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums, erklärte im Mai, die Diaoyu-Inseln seien „Chinas angestammtes Territorium“. Die Aktivitäten chinesischer Schiffe in den betreffenden Gewässern lägen „vollständig im Rahmen der souveränen Rechte Chinas“.
Auch Trump mischt mit: Eskalation im Ostchinesischen Meer eingedämmt
Die wachsenden Beziehungen Japans zu den Vereinigten Staaten wiederum dürften in China mit Sorge betrachtet werden. Ein Anfang Juli in Tokio abgehaltenes Gipfeltreffen der Quad-Sicherheitsgruppe wurde von Peking als Teil der amerikanischen Bemühungen zur „Eindämmung Japans“ interpretiert. Der Gruppe gehören Japan, die Vereinigten Staaten, Australien und Indien an.
Nur Stunden nach diesem Gipfel führten chinesische und russische Luftstreitkräfte gemeinsame strategische Luftpatrouillen über dem Japanischen Meer, dem Ostchinesischen Meer und dem westlichen Pazifik durch, was das chinesische Verteidigungsministerium als Teil eines jährlichen Plans zur militärischen Zusammenarbeit bezeichnete.
Ein wichtiger Faktor, der eine militärische Eskalation bislang eindämmt, ist die klare Haltung der US-Regierung unter Donald Trump: Die USA haben auf Anfrage von NewsWeek bestätigt, dass der japanisch-amerikanische Sicherheitspakt die Senkaku-Inseln umfasst.
Chinas maritime Strategie: Zerreißprobe auf dem Meer
Die maritime Strategie Chinas in der Region geht über die Senkaku-Inseln hinaus: Robert Ward vom International Institute for Strategic Studies betont, dass Chinas Behauptung seiner territorialen Rechte auch in anderen umstrittenen Gebieten der Region sichtbar ist.
Der Wissenschaftler hebt insbesondere das Südchinesischen Meer hervor – einen entscheidenden Verkehrsweg für Japans Seeverbindungen. (kox)
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