Ölpreis weiter auf Talfahrt: Prognose für den Sommer lässt aufhorchen
Das Chaos in der Weltwirtschaft lässt die Ölpreise in den Keller rutschen. Heizöl ist auf dem tiefsten Stand seit Januar 2022, auch die Benzinpreise sinken.
München – Was für Energiekonzerne weltweit eine schlechte Nachricht ist, ist für Verbraucher und Verbraucherinnen eine gute: Die Ölpreise sind gerade auf Talfahrt. Die Heizölpreise sind auf dem tiefsten Stand seit Januar 2022. Laut Heizoel24 liegt der Preis pro 100 Liter gerade bei unter 90 Euro. Die Benzin- und Dieselpreise gehen ebenfalls zurück, allerdings verharren sie noch auf einem hohen Niveau. Laut ADAC kostete der Liter Benzin im März rund 1,70 Euro, Diesel kostete 1,62 Euro. 2021 lagen die Preise bei 1,52 für Benzin und 1,38 für Diesel.
Sinkende Ölpreise durch Trump und die Opec-Staaten
Es gibt zwei Gründe für die sinkenden Ölpreise, die gerade parallel passieren. Zum einen haben die Ölförderländer beschlossen, ihre Kapazitäten auszuweiten, was das Angebot erhöht. Sowohl im Mai als auch im Juni soll der Markt mit Öl geflutet werden. Gleichzeitig sinkt die Nachfrage durch US-Präsident Donald Trumps Handelspolitik. Ökonomen erwarten eine Verlangsamung der Weltwirtschaft und damit eine sinkende Nachfrage an Öl in den kommenden Monaten. Das drückt die Preise noch mehr.
Das setzt die Ölriesen unter Druck, die nun das schlechteste Jahr seit der Pandemie erwarten. Der Energieriese BP hat im ersten Quartal deutlich weniger verdient. Der Gewinn sei auf 1,38 Milliarden US-Dollar von 2,7 Milliarden vor Jahresfrist geschrumpft, teilte BP am Dienstag (29. April) mit.

Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass sich das bald wieder ändern könnte. Darum können es sich Verbraucher aktuell leisten, noch abzuwarten und auf weiter sinkende Preise zu wetten. Gegenüber der WirtschaftsWoche empfiehlt das auch Oliver Klapschus, der Geschäftsführer von Heizoel24. Da viele Besitzer von Öl-Heizungen in den vergangenen Wochen schon ihre Öltanks für den nächsten Winter aufgefüllt haben, hat das den Preis etwas stabilisiert. „Aufgrund der rapide ansteigenden Nachfrage ging es preislich nicht so weit runter, wie es hätte gehen können“, sagt er. Und: Er erwartet den Tiefpunkt beim Heizöl erst im Sommer.
Sinkende Preise für Öl sind ein Alarmzeichen: Wirtschaft steuert auf die Krise zu
Der sinkende Ölpreis ist allerdings ein großes Warnzeichen für die Gesamtwirtschaft. Zwar können Unternehmen wie Verbraucher von den günstigeren Bedingungen profitieren, was die Konsumlaune insgesamt verbessern kann. Doch das reicht nicht aus, um drohenden Stellenabbau, Investitionszurückhaltung durch Unsicherheit und wegbrechende Lieferketten zu konterkarieren.
Für Deutschland erwarten Ökonomen daher ein weiter stagnierendes Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal des Jahres. Am Mittwoch (30. April) werden die offiziellen Zahlen bekannt. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte von Januar bis März um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gewachsen sein, sagen von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen von 16 Banken im Schnitt voraus. Von Oktober bis Dezember 2024 war Europas größte Volkswirtschaft noch um 0,2 Prozent geschrumpft.
Einen stabilen Aufschwung sehen die meisten Experten aber nicht. „Die konjunkturelle Ausgangslage für die nächste Bundesregierung ist schwierig“, sagte der Chefvolkswirt Deutschland von Deutsche Bank Research, Robin Winkler. Zwar rechnet auch sein Haus mit einem Wachstum von 0,2 Prozent im ersten Vierteljahr. „Im zweiten Quartal allerdings dürfte vor dem Hintergrund der globalen Handelskrise ein Rückgang der Wirtschaftsleistung kaum zu vermeiden sein“, sagte Winkler. (mit Material von Reuters)