Trumps Handelskrieg: Wie die Zoll-Angst die Preise für Öl und Gas beeinflusst

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Die Preise für Erdöl sind derzeit recht niedrig. Ein Grund: Die Weltwirtschaft lahmt. Derweil könnte das Frühjahr günstigeres Erdgas und damit auch Strom bringen. Die Energiemärkte im Fokus.

Fossile Energie ist ein wichtiger Inflations-Faktor. Das gilt für Deutschland, aber auch weltweit. Aktuell sind die Ölpreise niedrig, dafür sorgt die Angst vor Zöllen. Fragt man Analysten, dürfte das Thema des Jahres Donald Trumps Handelspolitik sein – und die Frage, wie sehr die Weltwirtschaft unter seinen Zöllen leiden wird.

Rohöl-Preis ist niedrig – auch künftig dürften die Preise kaum steigen

Ein Barrel Rohöl kostete vergangene Woche am Tiefpunkt rund 69 US-Dollar, so wenig wie zuletzt im September 2024. Linda Yu, Analystin bei der DZ-Bank, dem Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken, weiß warum: „Die Wirtschaft, vor allem in Europa, lahmt, weshalb die Ölnachfrage gerade sehr niedrig ist.“ Yu erwartet, dass Öl auch im laufenden Jahr nicht wesentlich teurer wird: „Unsere Prognose für das kommende halbe Jahr liegt bei 75 US-Dollar pro Barrel, Anfang 2026 erwarten wir 70 Dollar.“

Der Ölpreis wird von der geförderten Menge bestimmt und von der Erwartung am Markt, wie viel von dem Treibstoff die Weltwirtschaft brauchen wird (im Bild Ölförderung in Saudi-Arabien). © epa Ali Haider

Auf eine leichte Erholung könnte mehr Angebot treffen: „Zum einen dürfte die Öl-Produktion in Ländern außerhalb der Opec, wie den USA, Kanada und Mexiko weiter moderat steigen. Zum anderen könnten, sollte es einen Frieden in der Ukraine geben, die Sanktionen gegen Russland perspektivisch gelockert werden.“ Denn: „Die Sanktionen gegen Russland werden unter Donald Trump strenger umgesetzt als unter Joe Biden. Und auch wenn Moskau sich bemüht, die Handelsverbote mit seiner Schattenflotte zu umgehen, bringt es immer noch weniger Öl auf den Weltmarkt als vor dem Krieg.“

Trumps Versprechen zu mehr Öl-Bohrungen dürften kaum Folgen für den Ölpreis haben

Die Versprechen des US-Präsidenten für mehr Bohrungen in den USA dürften dagegen kaum Folgen haben: „Trotz der Ankündigungen von Donald Trump ist es unwahrscheinlich, dass in den USA deutlich mehr nach Öl gebohrt wird. Trump bleibt nur vier Jahre im Amt, das ist zu kurz für große Investitionen“, erklärt DZ-Bank-Analystin Yu. „Deshalb konzentrieren sich die Ölfirmen gerade darauf, ihre bestehenden Quellen produktiver auszubeuten und mehr Gewinne an ihre Gesellschafter auszuschütten.“

Eine steigende Nachfrage sieht Linda Yu derzeit nicht kommen: „Die globale Wirtschaft dürfte 2025 stark durch die US-Einfuhrzölle und mögliche Gegenmaßnahmen belastet werden.“

Bislang stellt sich die Wirtschaft auf einen Handelskrieg ein. Linda Yu warnt davor, sich von Strohfeuern in Sicherheit wiegen zu lassen: „Im ersten Quartal dürfte es zu einigen Vorzieheffekten in Form von Wachstum kommen, der Zollschock sollte dann im zweiten Quartal eintreten.“ Allerdings bleibt abzuwarten, wie lange Trump die Zölle politisch durchsetzen kann, da sie die Verbraucherpreise in den USA in die Höhe treiben dürften.

Gaspreise sind deutlich gestiegen – Entwicklung hängt von möglichem Ukraine-Frieden ab

Die Preise für Erdgas sind in Europa deutlich gestiegen und erreichten Mitte Februar sogar ein Mehrjahreshoch. Gestern kostete eine Megawattstunde 40 Euro. Linda Yu: „Durch den strengeren Winter und die geringere Erzeugung aus Erneuerbaren Energien sind die Gaspreise diesen Winter deutlich gestiegen.“

Geopolitisch fällt auf, dass Donald Trump sich offen mit Positionen von Russlands Präsident Wladimir Putin gemeinmacht und der Ukraine die Unterstützung gestrichen hat. Trump hat sich ein Ende des Krieges auf die Fahnen geschrieben. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass die USA die Ukraine zu einem verlustreichen Frieden zwingen?

„Es ist gerade sehr schwer zu sagen, ob die USA einen Frieden in der Ukraine erzwingen können“, sagt Linda Yu. „Selbst wenn es so weit kommen sollte, würde das Aushandeln eines Abkommens Monate dauern.“

Nach Frieden in der Ukraine könnte wieder günstiges russiches Gas nach Europa fließen

Damit drängt sich die Frage auf, ob wieder russisches Pipelinegas auf den europäischen Markt kommen wird, das seinerzeit für etwa 20 Euro verkauft wurde. Doch es ist keineswegs ausgemacht, dass Europa erneut Putins Gas kaufen wird. „Auf der einen Seite leidet das europäische Wachstum, weil man stattdessen das teurere LNG-Gas kaufen muss“, erklärt Linda Yu. „Es wird in Europa aber auch großen politischen Widerstand gegen Gas aus Russland geben.“ Denn Moskau hatte bereits vor seinem Überfall auf die Ukraine die deutschen Gasspeicher der Gazprom Germania leerlaufen lassen, höchstwahrscheinlich um Deutschland erpressen zu können.

Linda Yus Prognose: „Auch wenn sich die politische Großwetterlage nicht ändert, dürften die Gaspreise im Frühjahr spürbar sinken, allerdings nicht so stark wie 2024. Wir erwarten einen Korridor zwischen 29 und 38 Euro.“

Damit könnte Gas dieses Jahr rund ein Viertel günstiger werden als heute – und auch die Strompreise mitziehen.

Auch abseits der Erzeugungskosten tut sich etwas: CDU und SPD planen mittels neuer Schulden Entlastungen bei Stromsteuern und Netzentgelten. Wie Verbraucher profitieren könnten, haben wir unten auf dieser Seite zusammengefasst.

Auch interessant

Kommentare