„Diskriminierung von älteren Menschen“: Commerzbank-Kunden müssen 30 Minuten zur nächsten Filiale fahren
Ein Tölzer Rentner (85) ärgert sich über Schließung der Commerzbank-Filiale in der Marktstraße. Die nächste Filiale ist 30 Autominuten entfernt. Er fühlt sich durch das Vorgehen des Unternehmens diskriminiert.
Bad Tölz – Ab dem 24. September werden Bankgeschäfte für einige Commerzbank-Kunden in Bad Tölz und der näheren Umgebung deutlich umständlicher. Denn dann schließt die Filiale in der Marktstraße endgültig. Der Standort in der Tölzer Altstadt war zuletzt immerhin noch mit einem Serviceterminal, einem Kontoauszugsdrucker und einem Geldautomaten ausgestattet. Das Angebot wird es künftig nicht mehr geben. Ein Unding, findet Commerzbank-Kunde Günter Blobel aus Bad Tölz. Er spricht von einer „Diskriminierung von älteren und eingeschränkten Menschen“.
Ende Spetember schließt Filiale in Tölzer Marktstraße
Der 85-Jährige hat die Filiale in der Marktstraße regelmäßig genutzt, auch wenn es dort keine persönliche Beratung mehr gibt. Besonders praktisch findet er das Service-Terminal, an dem Kunden ihre Kontoauszüge ausdrucken können. Die Commerzbank hat inzwischen ein neues Angebot eingerichtet. An der Aral-Tankstelle in der Sachsenkamer Straße gibt es nun einen Automaten, an dem Kunden Bargeld abheben und Münzen wie Scheine auf ihr Konto einzahlen können.
Kunde: Bank hat „Versorgungsauftrag“
Für Günter Blobel ist das ein schwacher Trost. „Bargeld abheben kann ich auch in vielen Supermarkt-Filialen. Das bringt mir nichts“, sagt er. Wirklich wichtig finde er das Serviceterminal oder eine persönliche Beratung. Doch die gibt es nur noch in Rottach-Egern – rund 30 Minuten Fahrzeit von Bad Tölz entfernt. „Die Commerzbank verabschiedet sich damit aus der Fläche“, so Blobel. Dabei habe die Bank auch einen „Versorgungsauftrag“, findet er.
Das Online-Banking sei für einige Kunden keine Alternative, bemängelt der Pensionär: „Insbesondere für ältere Leute, die keinen Zugang zum Internet haben.“ Bedenken habe er beim Online-Banking zudem wegen des Datenschutzes. „So sicher, wie die Bank das immer behauptet, ist das nicht“, argumentiert der Tölzer. Probleme gebe es damit regelmäßig, etwa bei der Postbank.
Die Bank serviert alte Menschen einfach ab
„Wir bedauern natürlich, wenn Kunden nicht zufrieden sind. Unser Anspruch ist es, einen bestmöglichen Service zu gewährleisten“, teilt eine Sprecherin der Commerzbank auf Anfrage mit. „Grundsätzlich hat sich das Kundenverhalten in den letzten Jahren stark verändert.“ Ein Großteil der Kundenkontakte mit der Bank finde über die digitalen Kanäle statt. „Für unsere Kundinnen und Kunden gibt es eindeutig weniger Anlässe als früher, um in eine Bankfiliale zu kommen“, so die Unternehmenssprecherin. „Die Größe unseres Filialnetzes orientiert sich daher am Bedarf unserer Kunden.“ Sprich: In der Tölzer Filiale gab es offenbar nicht mehr genügend Nachfrage nach den Angeboten.
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Die Commerzbank habe den Servicebereich in der Marktstraße „so lang wie möglich weitergeführt“, heißt es vonseiten des Unternehmens. Darüber hinaus könnten sich Kunden telefonisch an das Beratungscenter wenden. „Auch bei der Nutzung von Online- oder Mobile-Anwendungen erhalten sie hier Unterstützung. Insbesondere für Menschen, die zum Beispiel nicht digital vernetzt oder weniger mobil sind, ist das Beratungscenter eine bequeme Lösung“, so die Sprecherin. Günter Blobel will sich weiter für den Erhalt der Filiale einsetzen. „Es geht nicht nur um mich. Bad Tölz ist schließlich kein Jungbrunnen“, sagt er. „Die Bank serviert alte Menschen einfach ab.“