„Allseits Konsens“: Feuerwehrler sollten bis 67 ran dürfen

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Fast sein ganzes Leben im Einsatz: Altenstadts Kommandant und Kreisbrandmeister Johann Deschler ist seit 45 Jahren bei der Feuerwehr aktiv. Bald wird er 65. © Hans-Helmut Herold

Sollten Feuerwehrfrauen und -männer ihr Ehrenamt auch noch ausüben dürfen, wenn sie älter als 65 Jahre alt sind? Mit dieser Frage hat sich nun der Bayerische Landtag befasst. Im Landkreis Weilheim-Schongau befürwortet man den Vorschlag. Kritik gibt es aber trotzdem.

Landkreis – Für Johann Deschler gehört das Amt bei der Freiwilligen Feuerwehr schon fast sein ganzes Leben lang dazu. Seit 45 Jahren ist der Altenstadter bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, knapp 30 Jahre davon als Kommandant und 25 Jahre als Kreisbrandmeister für den Bezirk West. „Man macht das mit Herzblut“, sagt Deschler. Doch es ist eine Ära, die bald endet. Im Frühjahr kommenden Jahres, wenn bei der Altenstadter Feuerwehr die turnusmäßigen Neuwahlen anstehen, wird sich Deschler nicht mehr als Kommandant aufstellen lassen.

Diskussion im Landtag

Bei der aktuellen Gesetzeslage wäre es für ihn auch nicht möglich, bei der Feuerwehr weiterzumachen. Im März wird er 65 Jahre alt und erreicht damit die Altersgrenze, die für den aktiven Feuerwehrdienst in Bayern gilt. Allerdings könnte diese bald nach oben ausgeweitet werden: Im Bayerischen Landtag debattiert man derzeit darüber, das Höchstalter für aktive Feuerwehrmitglieder auf 67 Jahre anzuheben.

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Zuletzt hat die SPD-Fraktion einen Antrag zur Änderung des Feuerwehrgesetzes eingereicht, der vor kurzem im Landtag diskutiert wurde. Obwohl sich alle Fraktionen dafür aus㈠sprachen, das Höchstalter im Feuerwehrdienst auf 67 Jahre anzuheben, bekam die SPD für den Gesamtentwurf keine Mehrheit. Kritik kam vor allem von den Regierungsparteien CSU und Freie Wähler, die in einigen Wochen einen eigenen Gesetzesentwurf vorlegen wollen. Dafür hatte es auf Einladung von Innenminister Joachim Hermann (CSU) schon vor einer Weile Verhandlungen mit den Kommunalverbänden und den Feuerwehren gegeben.

Ans Rentenalter koppeln

An diesen Gesprächen war auch Kreisbrandrat Rüdiger Sobotta beteiligt, der dem Bezirksfeuerwehrverband Oberbayern vorsteht. Er sagt, dass die Anhebung der Altersgrenze ein „wichtiges und viel diskutiertes Thema“ sei, für das sich die Mehrheit in Oberbayern ausspreche. „Als priorisierte Variante hätten wir das Alter im Feuerwehrdienst gern an das gesetzliche Rentenalter gekoppelt“, macht er die Meinung seines Verbands klar.

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Wer länger arbeitet, der könne auch länger in der Feuerwehr aktiv sein, so der Gedanke. Die Erhöhung der Altersgrenze auf 67 Jahre begrüße man ebenfalls – als „zweitliebste Lösung“. „Dafür besteht allseits Konsens. Die Frage ist nur, wann das umgesetzt wird.“

Abschied mit Wehmut

Wie die Landespolitik mit diesem Thema umgeht, findet der Kreisbrandrat allerdings überhaupt nicht in Ordnung. „Ich bin schon sehr verwundert, dass es da jetzt ein Antrag von der SPD gibt“, kritisiert er. Immerhin gebe es ja bereits einen Entwurf zur Gesetzesänderung – den von CSU und Freie Wähler. Sobotta habe das Gefühl, dass Feuerwehren als „Spielball der politischen Parteien“ missbraucht werden. „Das ärgert mich. Wir werden in dieses politische Geplänkel reingezogen.“

Über Vorgehen der Politik verärgert

Im Kern der Sache herrscht aber Einigkeit: Feuerwehrfrauen und -männer, die fit sind, sollten länger im Dienst bleiben dürfen. Dem stimmt auch Kommandant Deschler aus Altenstadt zu, der selbst weitermachen würde, wenn es das Gesetz erlaubt – und „wenn es gesundheitlich geht“. Allerdings nur als aktives Mitglied. Sein Amt als Kommandant will er abgeben, wenn auch etwas wehmütig. „Über die Nachfolge laufen schon Gespräche.“

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Schon mit zehn
zur Feuerwehr?

Neben der Anhebung des Höchstalters bei der Feuerwehr diskutierte der Bayerische Landtag auch darüber, ob man das Eintrittsalter von zwölf auf zehn Jahre senken sollte. Kreisbrandrat Rüdiger Sobotta sieht das kritisch.

„Einen Zehnjährigen muss man anders betreuen als einen Zwölf- oder Dreizehnjährigen.“ In der Feuerwehr habe man immerhin keine Abstufungen der Altersklassen, wie es in Sportvereinen üblich ist.

Gleichzeitig verweist Sobotta darauf, wie wichtig es für Vereine ist, die Jugend und Quereinsteiger zu fördern. Mit Blick auf die Debatte um die Altersgrenze meint er: „Wir retten die Feuerwehr nicht mit den Alten.“

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