„Wilder Westen ist vorbei“: Italien will rigoros gegen Influencer durchgreifen
Influencer sind Italien ein Dorn im Auge – nicht zuletzt seit dem Skandal um Chiara Ferragni. Nun will das Land durchgreifen – notfalls mit hohen Strafen.
Rom – Hat Italien ein Influencer-Problem? Die Welle der Entrüstung über den wohl größten Social-Media-Star des Landes ist jedenfalls weiterhin groß. Ende 2023 sorgte Chiara Ferragni, der im Netz Millionen von Menschen weltweit folgen, für einen riesigen Aufreger. Ans Licht kam, dass Ferragni sich mit einer vermeintlich wohltätigen Weihnachts-Aktion ordentlich bereicherte. Sogar Italiens Präsidentin Giorgia Meloni ließ den Vorfall nicht unkommentiert. Auch Ferragnis Entschuldigungs-Video wurde zum Skandal. Für den Internet-Promi wurde es daraufhin teuer – ein Schicksal, das bald vielen ihrer Zunft drohen könnte.
Denn für die Heldinnen und Helden so vieler Menschen auf Instagram, TikTok und Co. gibt es in Italien bald deutlich schärfere Regeln. Das kündigt jedenfalls Giacomo Lasorella an. Lasorella ist Chef der Medienbehörde AgCom. Im Interview mit der italienischen Zeitung La Repubblica kündigte er an, Influencer vom Kaliber Ferragni mit über einer Million Follower künftig überwachen zu wollen.

Influencern drohen in Italien drastische Strafen – „der wilde Westen ist vorbei“
„Der wilde Westen ist vorbei“, kündigte Lasorella im Interview an, die Handhabungen der Social-Media-Stars einschränken zu wollen. Konkret bedeutet dies, dass Influencer zwar noch Werbung machen dürfen. Diese muss allerdings ganz klar und mit großen Buchstaben als Werbung im Beitrag gekennzeichnet sein. „Versteckte und unterschwellige Werbungen sind strengstens untersagt“, erklärt Lasorella bei La Repubblica. Verboten sind darüber hinaus Empfehlungen für Nikotin-Produkte, für Alkoholkonsum für Minderjährige, für übermäßigen Alkoholkonsum im Allgemeinen, für Medikamente oder medizinische Behandlungen oder für Glücksspiel.
Hinzu kommt, dass Influencer sich nun allgemein an die italienischen Grundprinzipien der Medien halten müssen. Auch die Vermeidung von rassistischen oder diskriminierenden Aussagen sowie die Vermeidung der Verbreitung von Fake News gehören dazu. Wer mit seiner Werbung gegen eines der Prinzipien verstößt, dem droht eine Strafe von bis zu 250.000 Euro. Verstöße gegen Jugendschutzvorschriften können noch teurer werden.
Italien verschärft Regeln für „dicke Fische“ im Influencer-Business – wegen Ferragni-Skandal?
Allerdings wird dies von der AgCom erst ab der Follower-Schallmauer von einer Million konsequent überprüft. Dass der Schwellenwert so hoch liegt, erklärt der AgCom-Chef damit, dass seine Behörde es nicht leisten könne, Zehntausende Menschen derartig stetig zu verfolgen, der Aufwand sei „undenkbar“. Allerdings ist der Schwellenwert erstmal „experimentell“, wie Lasorella sagt. Eine Anpassung ist also noch möglich.
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Harte neue Regelungen also, die nun drohen – und das alles nur wegen des Ferragni-Skandals? Den Zusammenhang mit dem Fall der Star-Influencerin weist Lasorella konsequent zurück. „Wir haben uns bereits mit dem Thema befasst, bevor diese Nachricht aufkam“, erklärt er der La Repubblica.
Ärger hat Italien derweil nicht nur mit Influencern, sondern auch bisweilen mit wilden Tieren. Ein Provinzpräsident will nun regelmäßig Bären abschießen lassen. (han)