Star-Koch sorgt mit Job-Anzeige für Empörung: „Schürt Hass und stachelt zu Diskriminierung an“

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Italienischer Sterne-Koch sorgt mit Job-Anzeige für Entsetzen – „Das ist ein Gesetzesverstoß“

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In der Gastronomie ist Personal gefragt. Ein Chefkoch sucht Arbeitskräfte für seine Küche. Seine Job-Anzeige ist jedoch mehr als ein Ausrutscher.

München – In der Koch-Szene in Italien ist Paolo Cappucio kein Unbekannter. Der gebürtige Neapolitaner (48) bezeichnet sich auf seiner Webseite selbst als Michelin-Sternekoch, der immer nach neuen Erfahrungen und Reizen sucht. Der Sterne-Koch macht jetzt mit einem inzwischen gelöschten Facebook-Post in den italienischen Medien Schlagzeilen. Cappucio suchte Personal für seine 4-Sterne-Küche im Trentino – allerdings schließt er dabei für viele über das Ziel hinaus.

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Sterne-Koch Paolo Cappuccio löst eine Welle der Entrüstung mit einer inzwischen gelöschten Stellenanzeige auf Facebook aus (Symbolfoto). © imago

Italienischer Sterne-Koch löst mit Stellen-Anzeige scharfe Kritik aus

„Ich suche einen Koch und eine Brigade für ein 4-Sterne-Hotel im Trentino. Von Dezember bis Ende März. Koch plus drei Chefs de Partie und einen Konditor. Für weitere Informationen senden Sie bitte eine private Nachricht. Danke“, hieß es in der Stellenanzeige für sein Küchenteam am 8. Juli, berichtet der Corriere del Trentino.

Das klingt eigentlich ganz normal für ein Online-Jobangebot. Doch in den nächsten Zeilen nennt der Sternekoch seine Ausschlusskriterien: „Kommunisten/Faulenzer“, „Menschen mit Alkohol-, Drogen- oder sexuellen Orientierungsproblemen“. Die Anzeige für sein Küchenteam endet mit dem Satz: „Wenn also noch mehr oder weniger normale Leute übrig sind … würde ich mich freuen.“ Dabei ist es in der Gastronomie ohnehin schon schwierig genug, genügend Angestellte zu finden.

Küchenchef nach Stellenanzeige in Italien unter Beschuss

Reaktionen auf diesen Post ließen nicht lange auf sich warten. Eine Flut von Anschuldigungen, Kritik und scharfe Worte folgten. Der Post ist inzwischen längst gelöscht, doch der Inhalt existiert als Screenshot auch in italienischen Medien, wie rainews.it aufzeigt.

Verbände, wie Arcigay Trentino, die sich gegen Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung einsetzen, kündigten rechtliche Schritte an. „Das ist nicht nur eine bedauerliche Aussage, sondern ein Gesetzesverstoß“, zitiert fanpage.it den Präsidenten von Aricgay Trentino, Shamar Droghetti.

Auch der Trentiner Provinzrat Paolo Zanella reagierte auf Beitrag des Sternekochs: „Im Jahr 2025 gibt es immer noch Menschen, die glauben, dass es normal ist, aufgrund der sexuellen Ausrichtung oder der politischen Zugehörigkeit zu diskriminieren.“ Der Grundsatz der Gleichheit sei in der Verfassung verankert. Menschen mit Suchtproblemen gebühre Respekt, sie verdienten Unterstützung und keinen Spott in oft dramatischen persönlichen Situationen. „Ein Beitrag wie dieser schürt den Hass und stachelt zur Diskriminierung an“, meint Zanella.

Chefkoch rechtfertigt sich für Job-Anzeige

Paolo Capuccio verteidigt inzwischen seine Facebook-Stellenanzeige im Corriere del Trentino. Es sei schwierig, zuverlässige Mitarbeiter zu finden. Viele Bewerber ließen sich krankschreiben oder nehmen ihre Arbeit nicht ernst.

„Nach einer weiteren Enttäuschung war ich auf der Suche nach ehrlichen Mitarbeitern, die eine klare Vorstellung von ihrer Position im Unternehmen und in der Brigade haben und sich benehmen. Denn ich habe die Nase voll von Leuten, die meine Zeit verschwenden, sich krankschreiben lassen, ihre Pflichten nicht erfüllen oder zwei Chargen Salzfisch verbrennen, die bezahlt werden wollen, aber nicht arbeiten. Rechte sind unantastbar, aber es gibt auch Pflichten“.

„Ich rede übers Kochen, ich bin kein Politiker“ – Job-Anzeige in diesem Ton offenbar kein Einzelfall

In Bezug auf seine Äußerungen zur sexuellen Orientierung verteidigt Cappuccio sich. „Ich habe schwule Freunde, wir gehen zusammen aus und machen Urlaub.“ Aber, bei der Arbeit störe es das Team, wenn jemand seinen Lebensstil extrem zur Schau stelle und damit andere nervt, erklärte der Chefkoch. Falls er jemanden mit seiner Wortwahl beleidigt habe, tue es ihm leid. „Ich rede übers Kochen, ich bin kein Politiker.“

Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass Paolo Cappuccio sich bei einer Stellenanzeige im Ton vergreift. Schon 2020 soll es, laut tgcom24.mediaset.it eine ähnlich beleidigende Job-Anzeige für die Sommersaison in Caorle in den sozialen Medien gegeben haben. Auch dieser Text löste im Internet wegen des diskriminierenden Charakters eine Welle der Empörung aus. Ein Screenshot davon tauchte in den vergangenen Stunden in den sozialen Medien auf. Der alte Post wurde von einigen Nutzern erneut mit dem Inhalt mit dem bereits gelöschten Beitrag geteilt und verglichen.

Restaurant distanziert sich von den Worten des Sterne-Kochs

Restaurants, für die Paolo Cappuccio vor Jahren gearbeitet hat, distanzieren sich. Das „La Casa degli Spiriti“ am Gardasee, bei dem Cappuccio bei den Best Chef Awards 2017 den 149. Platz belegte, schreibt in einem aktuellen Facebook-Post: „La Casa degli Spiriti distanziert sich komplett von den Handlungen und Gedanken, die Paolo Cappuccio geäußert hat, und erinnert daran, dass die Zusammenarbeit mit diesem Koch vor mehr als zehn Jahren beendet wurde.“

In Südtirol wurde einem Gastronomen ein Fehler auf der Speisekarte zum Verhängnis – es folgte eine saftige Strafe. (ml)

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