Trauen und Brauen im Schondorfer Bahnhofschuppen

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Bei einer Trauung steht im sanierten und multifunktional nutzbaren Bahnhofsschuppen Platz für genügend Gäste zur Verfügung. Im Hintergrund das „Haus im Haus“ der Brauerei. © Illustration: WSM-Architekten

Mit dem gewagten Konzept „Trauen und Brauen“ bemüht sich die Gemeinde Schondorf um die Wiederbelebung des 1898 gebauten Güterschuppens beim Bahnhof. Er dient bald für standesamtliche Trauungen und wird zugleich das Domizil des Brauvereins, Sieger beim BürgerBudget 2020.

Schondorf – Möglich gemacht wird das mit dem „Haus im Haus“-System, das der Schondorfer Künstler Andreas Kloker als „Box in Box“-Idee schon mal ins Spiel gebracht hatte. Tobias Schmidt aus dem Pöckinger Architekturbüro WSM präsentierte seine Planungen nochmals in der jüngsten Gemeinderatssitzung, bevor mit 9:4 Stimmen der Antrag auf Einholung einer Baugenehmigung abgesegnet wurde. Es gab also durchaus Skeptiker wie die CSU-Fraktionsvorsitzende Bettina Hölzle, die sich auf die hohen Kosten berief. Obwohl die Gemeinde von den geschätzten rund 650.000 Euro inklusive Fahrradhalle über das staatliche Förderprogramm „Innen statt Außen“ mit Zuschüssen von bis zu 80 Prozent rechnen kann.

Sogar der Denkmalschutz war vom Konzept angetan und stellte zusätzliche Fördermittel in Aussicht. Allerdings müsse das „geschichtlich und künstlerisch wichtige Denkmal“ von 1898 behutsam saniert werden. Optisch werde der Schuppen laut Architekt Tobias Schmidt von außen kaum verändert. Nur die Treppen zum Podest bekommen ein Geländer zur Absturzsicherung und an der Rückseite sorgt ein Plattformlift oder Ähnliches für Barrierefreiheit. Der Rauputz bleibt erhalten und wird farblich an das Bahnhofsgebäude angepasst. Sogar die Schiebetüren will man nach einer Sanierung möglichst wieder anbringen.

Sitzgruppen und Grün anstelle des jetzigen Fahrradunter­standes sollen das Umfeld aufwerten. Dafür wird nördlich des Schuppens eine Fahrradhalle möglichst aus Holz gebaut, wobei dies erst im nächsten Schritt erfolgen soll. Obwohl sich Bahnhof und Grundstück in Gemeindebesitz befinden, müsse dazu noch die Bundesbahn gehört werden, so Bürgermeister Alexander Herrmann.

Bahnhofschuppen Schondorf
Noch ist er ein Schandfleck im Schondorfer Bahnhofsensemle, aber bald soll der Güterschuppen zum Schmuckstück saniert werden. © Roettig

Im Inneren des Schuppens wird eine abschließbare Einheit mit Satteldach und Abluftanlage ausschließlich für die Brauerei entstehen. Wobei man überlegt, dem Brauverein im Keller einen Lagerraum zur Verfügung zu stellen, im dem auch der Gärtank Platz findet. Ein weiterer Kellerraum könnte als Lager für den Wochenmarkt genutzt werden.

Gegenüber der Brauerei-Einheit sind Einbauten für eine kleine Küche, eine Garderobe und ein Möbellager geplant. Tisch und Stühle für Brautpaar und genügend Gäste werden bei einer Trauung mittig im Raum aufgebaut. Der neue Boden müsse wischfest und „reinigungsfreundlich“ geplant werden, da Konfetti- oder Blütenregen nach dem „Ja-Wort“ inzwischen zum Ritual einer Trauung gehören. Die großen Fenster zu beiden Seiten erhalten von außen nach innen blickdichte Vorhänge. Der gesamte Raum soll in Weiß gehalten werden, damit die historischen und geölten Deckenbalken besser zur Geltung kommen.

Ohne WC und Heizung

Toiletten wird es im sanierten Schuppen nicht geben. Die findet man gleich nebenan im Bahnhof oder gegenüber im Jugendhaus. Auch eine Dämmung des Schuppens und eine Heizung sind bislang nicht geplant, so dass eine über das „Brauen und Trauen“ hinausgehende Nutzung wie das „Schauen“ nur eingeschränkt möglich sein wird. Einige Gemeinderäte dachten da an Ausstellungen. Architekt Tobias Schmidt hatte bei seiner ersten Präsentation angeregt, zumindest über eine mögliche Deckenheizung nachzudenken.

Für 100.000 bis 150.000 Euro Eigenanteil bekommt Schondorf ein Schmuckstück mit origineller Nutzung. Vergessen ist dann der Bürgerentscheid von 2014, bei dem sich eine hauchdünne Mehrheit der Teilnehmer für einen Abriss des „Schandflecks“ ausgesprochen hatte. Man wollte damals lieber eine Busspur, einen Platz für wartende Schüler und Parkplätze. Andere Bürger wiederum favorisierten den Erhalt des Schuppens etwa für ein Tourismusbüro.

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