K-Fragen-Knall in der SPD: Münchener OB entzieht Scholz das Vertrauen – und nennt Alternative

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Scholz nicht SPD-Kanzlerkandidat? Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter wünscht sich einen anderen Kandidaten. © dpa | Michael Kappeler + dpa | Peter Kneffel

Unruhe in der SPD: Dieter Reiter stellt die Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz infrage. Als mögliche Alternative nennt er Boris Pistorius.

München – In der SPD brodelt es. Und Dieter Reiter hat jetzt noch einmal Öl ins Feuer gegossen. Der Münchener Oberbürgermeister ist in einem Interview scharf mit seiner Partei ins Gericht gegangen – und hat auch die Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz infrage gestellt. Als mögliche Alternative für die Bundestagswahl 2025 brachte Reiter Verteidigungsminister Boris Pistorius ins Spiel.

„Natürlich kommt der beliebteste Politiker Deutschlands als SPD-Kanzlerkandidat infrage“, sagte Reiter dem Tagesspiegel. „Wenn jemand wie Boris Pistorius ein solches Ansehen hat, muss die SPD auch darüber nachdenken, ob er die beste Wahl für die Kanzlerkandidatur ist oder ob man mit dem amtierenden Bundeskanzler ins Rennen geht.“

SPD-Politiker Reiter stellt Kanzlerkandidatur von Scholz infrage

In dem Interview bemängelte Reiter vor allem die zögerliche und oft unklare Kommunikation des Kanzlers. „Die Menschen wollen einen Kanzler, der mit ihnen redet, der sie versteht, der weiß, was sie bewegt, der präsent ist“, sagte Reiter. Das sei bei Scholz derzeit nicht der Fall. „Olaf Scholz ist mit Kriegen und Krisen konfrontiert, er muss extrem schwere Entscheidungen treffen“, sagte der Münchener Oberbürgermeister weiter. Er teile aber „99 Prozent“ seiner Entscheidungen.

Dann legte der langjährige Weggefährte des Kanzlers den Finger in die Wunde: „Aber mein Eindruck ist, dass er eigentlich immer zu lange braucht, um zu entscheiden, und dass er seine Entscheidungen kaum bis gar nicht erklärt. Wenn er einmal Zeit zum Nachdenken braucht, ist das in Ordnung, aber dann sollte er es offen kommunizieren.“

Dieter Reiter spricht beim Aubinger Herbstfest der SPD München.
Der Münchener OB Dieter Reiter stellt Scholz’ Kanzlerkandidatur infrage. © B. Lindenthaler/Imago

Reiter bringt Pistorius als SPD-Kanzlerkandidaten ins Spiel

Reiter sieht Boris Pistorius als geeigneten Kandidaten, vor allem wegen seiner klaren Kommunikation und Authentizität. Der Verteidigungsminister sei aus vielen Gründen der mit Abstand beliebteste Politiker, so Reiter: „Er entscheidet, er erklärt, er hat klare Botschaften, er redet mit der Truppe. Er sagt, was er denkt, und er kämpft.“ Das mache Pistorius „authentisch“. 

Pistorius zeige, „welchen Unterschied eine deutliche, verständliche Sprache macht“. Letztlich liege die Entscheidung, ob ein Wechsel sinnvoll sei, bei Olaf Scholz selbst, so Reiter. „Und die Initiative müsste dann von Olaf Scholz selbst ausgehen.“

Scholz hatte bereits Ende Juli gesagt, er wolle für die Bundestagswahl 2025 erneut Kanzlerkandidat der SPD werden. Eine Umfrage offenbarte zuletzt eine gespaltene Meinung über die Kanzlerkandidatur innerhalb der SPD. Ein Drittel der SPD-Mitglieder hält Scholz für den geeigneten Kandidaten, während ein weiteres Drittel Pistorius bevorzugt.

SPD-Co-Vorsitzende Esken muss sich Kritik von Reiter anhören

Reiter übte auch Kritik an der SPD-Co-Vorsitzenden. „Saskia Esken mag Verdienste in der Vergangenheit haben, aber ihre skurrilen Auftritte häufen sich“, sagte Reiter. „Wer im Fernsehen sagt, aus dem tödlichen IS-Anschlag in Solingen lasse sich nichts lernen, darf nicht länger an der Spitze der SPD stehen.“

Die Lage der SPD schätzte Reiter als „ernst, aber nicht hoffnungslos“ ein. Die jüngsten Wahlergebnisse und die bundesweiten Umfragen zeigten, „dass die SPD derzeit weit weg ist vom Regierungsanspruch ab 2025“. Für Reiter bietet die aktuelle Debatte aber eine Chance für die SPD, sich neu zu positionieren und die Menschen im Land von ihrer Politik zu überzeugen. (red/AFP)

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