Mehr als Milch und Brot: Der Laden, der Leben zurück ins Dorf bringen soll

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Die neuen Gesellschafter: (v.l.) Michael Buchwieser, Michael Gansler, Swantje Nowak, Alex Kiendl und Anton Buchwieser stellen sich zur Verfügung. © Josef Hornsteiner

Die Unterammergauer arbeiten zusammen, um einen Dorfladen zu eröffnen. Mit Anteilseignern, die mindestens 400 Euro investieren, soll das Startkapital gesammelt werden. Jetzt heißt es Unterstützer vor.

Die Warteschlange wird länger und länger. Fast jeder steht auf, ein ausgefülltes Formular in der Hand. Emsiges Treiben in der Wetz-Stoa-Stub‘n. So gut wie alle wollen helfen, einen Dorfladen in Unterammergau zu verwirklichen. „Unseren Dorfladen“, betont Christiane Serini leidenschaftlich.

Dass sich so viele erheben, überrascht die Wolfratshausener Richterin, die vor sieben Jahren von München nach Unterammergau gezogen ist und sich über beide Ohren in das Dorf verliebt hat. Diese Leidenschaft sei es gewesen, die sie antrieb, mit einer Handvoll Mitstreiter einen Dorfladen im Ort zu realisieren. Dafür braucht es Unterstützer: Anteilseigner, die mindestens 400 Euro in das Projekt investieren. „200 Zeichner brauchen wir mindestens“, sagt Serini, um genügend Startkapital zu sammeln.

Über 100 Menschen bereits beim Gründungsabend unterschrieben

Als sie am Montagabend sieht, wie viele Unterammergauer sich Anteile aneignen, ist sie überglücklich. „Das schaffen wir!“ Über 100 Menschen haben bis zu diesem Abend bereits unterzeichnet. Die Freude bei allen Beteiligten ist riesig. Alle Anteilseigner gelten nun als stille Gesellschafter der Dorfladen Unterammergau Unternehmergesellschaft (UG). Am Montagabend stand die Wahl der Gesellschafter und des Gesellschafterrats auf dem Programm. Jener wird im nächsten Schritt einen Beirat bestimmen, der wiederum die Geschäftsführung beruft.

Dorfladen Unterammergau Versammlung Wetz-Stoa-Stubn am 5. Mai 2025
Der Gesellschafterrat: (v.l.) Anton Noll, Hans Schärfl, Maria Kral, Angelika Schönhuber, Christiane Serini und Michaela Harbauer. © Josef Hornsteiner

Als Gesellschafter – allesamt einstimmig gewählt – fungieren Anton und Michael Buchwieser, Altbürgermeister Michael Gansler, Alex Kiendl und Swantje Nowak. Im Gesellschafterrat vertreten sind Regina Burkart, Michaela Harbauer, Maria Kral, Anton Noll, Hans Schärfl, Angelika Schönhuber und Christiane Serini.

Gründungsversammlung ist Meilenstein auf dem Weg zum Dorfladen

An diesem Abend ist ein „erster großer Meilenstein“ auf dem Weg zum neuen Dorfladen gelegt worden. „Ein wichtiger Abend“, betont Anton Noll, Leiter des Arbeitskreises, zu dem fünf Arbeitsgruppen gehören. Seit Jahren werkeln diese engagiert an dem ehrgeizigen Ziel. „Es war schon jetzt unglaublich viel Arbeit im Vorfeld“, sagt Noll – und vorbei sei sie noch lange nicht. Selbst, wenn im nächsten Jahr der Spatenstich erfolgt und der Dorfladen 2027 eröffnet wird, gibt es keine Zeit zum Ausruhen. Dann beginnt die eigentliche Arbeit. „Der Laden muss mit Leben gefüllt werden“, sagt Landrat Anton Speer.

Dorfladen Unterammergau Versammlung Wetz-Stoa-Stubn am 5. Mai 2025
Volles Haus: Das Thema Dorfladen lockt viele Unterammergauer in die Wetz-Stoa-Stub‘n. © Josef Hornsteiner

Geplant ist im Ortskern ein Laden mit 140 Quadratmetern Verkaufsfläche. Das Grundsortiment soll aus regionalen Produkten bestehen, ergänzt um saisonale Dienstleistungen wie eine Poststelle oder einen Lotto-Laden. Hinzu kommt ein Café-Bistro auf rund 60 Quadratmetern – mit Mittagstisch, warmer Theke und als Treffpunkt für Jung und Alt. Auch dort soll hohe Qualität überzeugen.

Regionalität liegt voll im Trend

„Regionalität ist wieder voll im Trend“, bestätigt Fachberater Dr. Wolfgang Gröll, der seit über drei Jahrzehnten rund 200 Dorfläden mit Rat und Tat unterstützt. Als die ersten eröffneten, war das Konzept noch wenig bekannt. Heute weiß er: „Ein Dorfladen ist kein reiner Lebensmittelladen – er ist viel mehr.“ Ein Ort der Begegnung, der Gemeinschaft. „Lieber sollte dort Geld investiert werden, als später in soziale Einrichtungen, die nötig werden, wenn Menschen im Alter vereinsamen.“

Über 90 Prozent der Dorfläden bleiben erhalten

Grölls Bilanz ist ermutigend: Über 90 Prozent der Dorfläden bestehen noch heute. Für Unterammergau sieht er gute Chancen. Vorausgesetzt, die 310 000 Euro Startkapital kommen zusammen, und Einheimische als auch Gäste ziehen mit und kaufen regelmäßig ein. Nach Grölls Berechnungen muss der Laden einen Jahresumsatz von mindestens 520 000 Euro erzielen, um wirtschaftlich zu bestehen. Vergleichbare Dorfläden in Bad Bayersoien, Grafenaschau oder Ingenried schaffen das. „Unterammergau“, meint er, „kann das genauso – wenn die Bevölkerung mitmacht.“

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