Es ist eine Auszeichnung von höherer Stelle: Kardinal Reinhard Marx hat Pfarrer Rudolf Scherer zum Geistlichen Rat befördert. Der bevorzugt aber weiter seine bisherige Anrede.
Die kleinen Neckereien von seinen Kollegen hält er aus. Pfarrer Rudolf Scherer schmunzelt ja selber ein bisserl. Und wundert sich. Eigentlich, sagt der Geistliche, „ist er eine Alterserscheinung“. Nur ältere Herren würden in der Regel den Titel verliehen bekommen. Jetzt aber war er an der Reihe. Kardinal Reinhard Marx ernannte Scherer zum Erzbischöflichen Geistlichen Rat. Dabei feierte er doch gerade erst seinen 52. Geburtstag.
Im Auftrag des Generalvikars war der Priester angerufen worden. Man wollte wissen, ob er den Ehrentitel annehmen würde. Scherer sagte zu. „Das ist eine Wertschätzung für meine Arbeit“, meint der gebürtige Garmisch-Partenkirchner, der seit 15 Jahren im Pfarrverband Bad Kohlgrub wirkt. Die er in doppelter Weise ausübt. Für die Pfarrei. Wie auch für die Erzdiözese München und Freising.
Für langjähriges seelsorgerisches Wirken
Am Tag der Verleihung wurde im Liebfrauendom in München eine Chrisammesse gefeiert. Danach ging‘s in den Ratskeller zum Essen. Dort hielt Marx die Laudatio auf die insgesamt vier Titelanwärter. Scherer bekam seine Urkunde ausgehändigt. Schwarz auf Weiß steht dort geschrieben, warum die Wahl auf ihn fiel: „In dankbarer Anerkennung und Würdigung seines langjährigen seelsorgerischen Wirkens in der Erzdiözese, insbesondere als Pfarrer und Ersteller des Direktoriums.“ Der 52-Jährige weiß es sehr zu schätzen, dass er bedacht wurde. Zumal der Titel nicht inflationär verteilt wird. In Bad Kohlgrub erhielt ihn zuletzt Max Gabler, Pfarrer von 1941 bis 1961, in den 1950er-Jahren.
Erst spät führte Scherers Weg in den Kirchendienst. Nach der Schule absolvierte er eine Lehre als Zierpflanzengärtner, arbeitete fünf Jahre lang in dem Beruf. Dann holte er auf dem zweiten Bildungsweg im Erzbischöflichen Spätberufenenseminar St. Matthias in Waldram seine Allgemeine Hochschulreife nach und setzte die Laufbahn zum Pfarrer fort. 2005 wurde er schließlich zum Priester geweiht.
Pfarrer lobt großes Miteinander im Pfarrverband
Wenn er sich heute nicht gerade um seine Schäfchen kümmert oder sich im Pfarrgarten austobt, richtet er seine Aufmerksamkeit auf das Direktorium, den liturgischen Kalender der Erzdiözese. 2012 hat er angefangen, Korrektur zu lesen. Inzwischen erstellt er es jedes Jahr selbst. „Ein Haufen Arbeit“ sei das. „Man darf keinen Wurm reinbringen.“
Doch die Arbeit in Bad Kohlgrub und den anderen Orten des Pfarrverbands liegt ihm am meisten am Herzen. Auch, wenn sie wegen struktureller und personeller Änderungen zunimmt. Scherer fühlt sich wohl. Schwärmt von seinem Team, das an einem Strang zieht und ihn unterstützt. Inzwischen übernehmen sogar Laien Aussegnungen. Das sei früher undenkbar gewesen. Heute herrschen Verständnis und Hilfsbereitschaft. Deshalb beansprucht er die Ehrung nicht für sich alleine. „Sie ist für den ganzen Pfarrverband.“
Der Seelsorger sieht sich als Teil eines großen Miteinanders. „Ich habe als Pfarrer zwar eine Hirtenfunktion, die übe ich aber am liebsten in der Herde aus.“ Und das gerne weiter in Bad Kohlgrub. Wie gewohnt auch mit der alten Anrede: „Ich will weiter der Herr Pfarrer sein“, sagt der Geistliche Rat. „Das ist für mich der schönste Titel.“