Vor 25 Jahren gab es noch acht Blumenläden in Germering. Heute gehört Anita Jörger-Blumbergs Laden in der Hörwegstraße zu den letzten drei verbliebenen. Die Konkurrenz mit den Supermärkten ist hart.
Germering – Auf Anita Jörger-Blumbergs Esstisch zu Hause steht fast immer ein Blumenstrauß. Gerade im Frühjahr sind es dicke Ranunkeln und Anemonen. So ein Farbtupfer sehe gleich viel heimeliger aus. „Aber ich bin nicht selbst meine beste Kundin“, sagt sie inmitten eines Blumenmeers in ihrem Laden und lacht. „Aber ich kann jeden Tag Blumen einkaufen – was will ich mehr?“
„Blumen Advena“ in der Hörwegstraße gibt es seit Anfang der 80er Jahre. Anita Jörger-Blumberg hat hier ihre Ausbildung zur Floristin gemacht und das Geschäft vor 25 Jahren übernommen. Damals gab es noch acht Blumenläden in Germering. Heute gehört Advena zu den letzten drei.
Jeden Tag bringt ein Schnittblumenhändler frische Ware
Jeden Tag bringt ein Schnittblumenhändler frische Ware. Die Blumen kommen von kleinen Farmen aus Ecuador, Italien und den Niederlanden. Die Floristinnen schneiden sie an, putzen sie und stellen sie in ein Wasser mit Schnittblumennahrung. Zwei, drei Minuten braucht Jörger-Blumberg, um einen Blumenstrauß zu stecken. „Schwieriger wird es, wenn sich die Kunden nicht entscheiden können“, sagt sie und lacht. „Dann helfe ich ein bisschen nach.“
Beim Vergleich Supermarkt und Blumenladen kommt die Floristin sofort auf den Punkt. „Wir sind ein Fachgeschäft“, sagt sie. „Bei uns bekommen die Leute einen schönen Blumenstrauß, der fachgerecht gebunden ist. Die Ware ist frisch und gut versorgt ist.“ Supermarktblumen hätten einfach nicht die gleiche Qualität.
Friedhofsblumen mit 60 Prozent sind der größte Absatzmarkt
Der St.-Martin-Friedhof liegt direkt gegenüber. Weshalb Friedhofsblumen mit 60 Prozent Jörger-Blumbergs größter Absatzmarkt ist. Jeden Tag fertigt sie Kränze für bis zu fünf Beerdigungen. Statt wie früher für Erdbestattungen riesige Kränze, kaufen viele Angehörigen für Urnenbeisetzungen nur noch kleine Gestecke. Regelmäßig kommen über den Lieferdienst Fleurop Aufträge rein. Eine Zentrale in Berlin vermittelt eine Online-Bestellung aus der ganzen Welt zu Advena nach Germering. Viel Umsatz mache aber auch das nicht aus.
Die Realität ist Jörger-Blumberg bewusst. Der Umsatz wird immer weniger. Sie fürchte sich, irgendwann auch ihren Laden aufgeben zu müssen. „Blumen sind ein Luxus“, sagt sie. „Wenn Menschen kein Geld mehr haben, kaufen sie sich Essen und keine Blumen.“
Wir verdienen uns keine goldene Nase am Valentinstag.
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Wie viel ein Ehemann für den roten Blumenstrauß nächsten Valentinstag bei ihr zahlen muss, kann Jörger-Blumberg nicht sagen. „Wir verdienen uns keine goldene Nase am Valentinstag“, stellt sie klar. „Die Leute meinen, wir machen die hohen Preise. Aber an dem Tag verdiene ich im Verhältnis zu anderen Tagen viel weniger.“ Die Marge beim Valentinstag halte sie so gering wie möglich, weil sie sonst eine Rose für 10 Euro verkaufen müsste.
Trotz allem liebt die Floristin ihren handwerklichen Beruf
„Der Beruf stirbt aus“, sagt Jörger-Blumberg. „Es ist schwere Arbeit. Ich habe keine schönen Hände und ich kann mich nicht schön anziehen“, sagt sie und legt ihre Hand auf den Tresen. Trotz allem liebe sie ihren handwerklichen Beruf. „Ich mache anderen mit den Blumen eine Freude“, sagt sie. „Ich kann Sträuße und Kränze bunt dekorieren. Jedes Mal entsteht ein anderes Werk.“ Fast wie in der Kunst. Bei einer Beisetzung hätten Blumen etwas Tröstendes. „Es ist ein vergängliches Gut, aber für eine Weile bleiben die Blumen da“, sagt Jörger-Blumberg. „Sie spiegeln das Leben und Sterben wider.“