Die Betreiber des Poststadl-Hofs sehen ihre Zukunft in Gefahr

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Ebersberg
  4. Markt Schwaben

KommentareDrucken

Die Adlbergers auf einem Paddock-Viereck gleich neben der Koppel (im Hintergrund), auf der die Gemeinde Markt Schwaben eine Asylunterkunft errichten möchte. © jödo

Der Hof der Familie Adlberger am Ortsrand besteht seit fast 40 Jahren. Nun haben die Betreiber die Sorge, dass die Grundlagen verloren gehen könnten. Was sagt der Rat dazu?

Markt Schwaben - Seit ein paar Monaten ist es üblich, gut eine Woche vor einer jeden Marktgemeinderatssitzung über die Homepage der Gemeinde direkt Einblick zu nehmen in Sachvorträge zu Themen, die demnächst im Plenum behandelt werden. Ein Tagesordnungspunkt am Donnerstag, 27. Juni (19 Uhr, Rathaus), dreht sich um einen möglichen Bau eines Gebäudes, das zunächst für sieben bis zehn Jahre als Unterkunft für bis zu 90 Asylsuchende dienen soll. Danach, so wünscht man sich das im Rathaus, soll das Projekt anderweitig genutzt werden. Wie, das ist noch völlig unklar. Der Bau einer zweiten Asylunterkunft neben dem Vorhaben am Ziegelstadel ist Bestandteil eines Kompromisses, auf den sich die Mehrheit des Marktgemeinderates nur mit viel Schweiß und Mühen verständigen konnte. Auf die Vorgeschichte geht auch besagter Report der Verwaltung ein, der gewöhnlich den Damen und Herren Mandatsträger als Grundlageninformation dient.

Als Laura von Glahn, Mitglieder der Familie, davon am Donnerstag las, musste sie wie Mathias, Stephanie, Caroline und Maria Adlberger aber erst einmal schlucken. Sinngemäß steht in dem Sachvortrag nämlich, dass die Adlbergers einer Nutzung des Grundstücks, das sie noch bis Ende des Jahres von der Gemeinde gepachtet hat und als Pferdekoppel eigentlich dringend benötigt, für eine Asylunterkunft wohlwollend bis positiv gegenüberstünden.

„Unvollständige Darstellungen“

Dem sei nicht so, versichert die Familie. Angeblich habe sie erst im Laufe der Zeit ihre Haltung verändert und inzwischen erhebliche Bedenken angemeldet, heißt es sinngemäß weiter in dem Vorbericht an die Gemeinderäte. Und auch das sei, so betonen etwa Mathias und Stephanie Adlberger, so nicht richtig.

Man sei, betonen beiden, keineswegs auf Konflikte aus. Im Gegenteil. Unisono weisen die Geschwister darauf hin, dass es über Jahrzehnte ein sehr gutes, einvernehmliches Zusammenwirken mit der politischen Gemeinde gegeben habe. Hier aber werde in ihren Augen ein Sachverhalt nicht vollumfänglich dargestellt.

(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Ebersberg-Newsletter.)

Was ihnen besonders wichtig ist: Die Pferdekoppel direkt zwischen Paddocks und Hanslmüllerweg sei ein ganz wesentlicher Bestandteil des sich seit vielen Jahren bewährten Hofkonzepts. Darin spielten Ackerbau, Grünland-Bewirtschaftung, ein wenig Forstwirtschaft eine Rolle, wesentlicher Bestandteil aber sei die Arbeit mit Pferden. Über 35 beheimatet der Hof. Die Allermeisten stammen von Kunden aus Markt Schwaben bis hin aus nach München. Es seien Kunden, die ihre Pferde im sozialen Kontakt und mit viel Auslauf bei gleichzeitiger Rückzugsmöglichkeit mit festen Boxen halten wollen. Zum Tagesrhythmus im Pferdebereich gehörten, erklärt Stephanie Adlberger, feste Rituale: Koppelgang im festen Verband vormittags, Gemeinschaftspaddocks im festen Herdenverband nachmittags. Besagte Koppel am Hanslmüllerweg spiele dabei eine ganz wichtige Rolle, ergänzt ihr Bruder Mathias.

Bestätigt wird das alles von fachlicher Seite auch schon. Auf eigenes Betrieben hat die Familie eine gutachterliche Stellungnahme eingeholt. Auf zehn Seiten wird zusammenfassend u.a. festgehalten: Eine Errichtung einer Asylunterkunft auf dem vorgesehenen Standort sei mit einem hohen gegenseitigen Konfliktpotenzial verbunden. Ein Wegfall besagter Koppel bedeute massive Einschränkungen bei der Pferdehaltung.

Gutachter bestätigt Auffassungen

Weil auf dem Poststadl-Hof auch täglich therapeutisches Reiten betrieben wird mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen als Patienten, bestünden sogar besondere Rahmenbedingungen. Weil hier Menschen mit psychischen und körperlichen Einschränkungen oder gar Behinderungen beteiligt seien, heißt es auch im Gutachten, bestünde für alle ein erhöhtes Gefährdungspotential. Pferdetherapien bräuchten, so Mathias Adlberger, ein völlig entspanntes, ruhiges Umfeld ohne äußere Störfaktoren. Eine Betriebsverkleinerung sei nach seiner Darstellung nicht möglich, zumal weitere Koppelflächen in absehbarer Zeit wegfielen, da sie als Ausgleichsflächen vorgesehen seien. Ob eine wie auch immer bauliche Trennung zwischen Pferdepension und Asylheim zielführend sein könnte, dazu wollen sich die Adlbergers nicht äußern: „Wir sind da keine Experten“.

Inzwischen haben die Adlbergers gemeinsam Zweifel, dass sämtliche Zusammenhänge und Hintergründe so auch an den entscheidenden Stellen im Rathaus angekommen seien. Groß ist derzeit die Sorge, irgendwann einmal von Wohnbebauung umzingelt zu werden, so dass die Zukunft des Hofes in Gefahr geraten könne.

Gleichwohl hat die Familie, deren soziales Engagement über Jahrzehnte bekannt ist, versucht, eine Brücke zu bauen; und ein Tauschgrundstück an der Lindenstraße/Ecke Grafen-von-Sempt-Straße angeboten. Das Areal sei in etwa vergleichbar, sagen die Adlbergers.

In den politischen Gremien fand der Vorschlag jedoch bislang keine Resonanz. Sascha Hertel, ZMS-Ratsherr, sagte der Ebersberger Zeitung, dass schon vor Wochen ein Eilantrag seiner Fraktion auf Durchführung einer Sondersitzung wegen der Situation der Adlbergers abgelehnt worden sei.

Inzwischen liegt ein weiterer Eilantrag vor, den die ZMS gemeinsam mit den Grünen am kommenden Donnerstag ins Spiel bringen werden. Darin fordern sie eine Neubewertung des Grundstücks am Hanslmüllerweg mit dem Ziel, eine Asylunterkunft auf dem Tauschgrundstück der Adlbergers zu errichten.

Auch interessant

Kommentare