Seit Freitag wird gebohrt. Laut Informationen der Regierung von Oberbayern ist die Gasbohrung in Reichling am Freitag gestartet.
Reichling - Am Freitag war es soweit: Die lange angekündigte und äußerst umstrittene Gasbohrung in Reichling ist gestartet, bestätigt die Regierung von Oberbayern offiziell - allerdings erst am Montagmittag. Ursprünglich sollte die Bohrung schon im Frühjahr starten, was sich aber immer wieder verzögerte. Der für die vierwöchige Probebohrung in den vergangenen Tagen errichtete Bohrturm ist rund 40 Meter hoch.
Regierung von Oberbayern bestätigt den Start der Gasbohrung in Reichling erst am Montagmittag
Die Bestätigung des Bohrbeginns hatte auf sich warten lassen. Laut Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) habe „weder die Regierung von Oberbayern noch das Wirtschaftsministerium oder das Unternehmen“ den Start bestätigt. Vor Ort seien jedoch schon am Freitagnachmittag laute Bohrgeräusche zu hören gewesen. Ist die voraussichtlich vier Wochen dauernde Probebohrung abgeschlossen, werde die Bohranlage „vollständig abgebaut“, informierte die ausführende „Energieprojekt Lech Kinsau 1 GmbH“. Die GmbH ist zu 80 Prozent im Besitz der MRH Mineralöl-Rohstoff-Handel GmbH in Düsseldorf, zu 20 Prozent in Besitz der Genexco GmbH.
Die Probebohrung soll einen verfüllten Zugang zu der Gasspeicherstätte offenlegen. In den 1980er Jahren war in Reichling schon nach Gas gesucht worden, damals wurde das Projekt aber wegen mangelnder Lukrativität aufgegeben. Im Zuge der steigenden Energiepreise seit Ausbruch des Ukraine-Krieges setzte dann eine Neubewertung ein. Im Juni letzten Jahres hatte das Bergamt Südbayern schließlich die Probebohrung genehmigt - seither von massiven Protesten seitens der Bürgerinitiative vor Ort, Greenpeace, dem BN und anderen begleitet. Unter anderem wurden zahlreiche Unterschriften gegen die Bohrung gesammelt. Problematisch sehen die Reichlinger unter anderem ihre Trinkwasserversorgung, da die Quelle in der Nähe liegt. Das Unternehmen betont hingegen, Trinkwasserquelle und Umwelt würden nicht beeinträchtigt.
Vermutete Menge an Gas könnte bis zu 15.000 Haushalte versorgen
3.000 Meter unter dem Areal an den Lech-Auen werden laut Pressemitteilung von Greenpeace bis zu 500 Millionen Kubikmeter fossiles Gas vermutet. Das könnte den Gasbedarf von 10.000 bis 15.000 Haushalten decken. Gemäß Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie wurden 2024 in Deutschland 4,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert, über 98 Prozent davon in Niedersachsen.
Die Bohrung in dem zehn Quadratkilometer großen Aufsuchungsgebiet namens “Lech” könne laut Greenpeace allerdings auch der Auftakt „zu weiteren Bohrungen in der Region und darüber hinaus sein: Das angrenzende Gebiet “Lech Ost” ist mehr als 100 Quadratkilometer groß und erstreckt sich bis zum Ammersee.“ Unter “Lech” und “Lech Ost” vermuteten die Investoren demnach bis zu zwei Milliarden Kubikmeter Gas. An zehn Stellen könne am Ammersee bis Ende Juli 2026 gebohrt werden. Auch im nahegelegenen Landkreis Miesbach dürfe laut Greenpeace bis 2029 nach Gas gesucht werden.
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