Der für das Feuer brennt: Eine Ausstellung in Kempten über Vergänglichkeit und Ästhetik der verbrannten Dinge

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Blick in die Ausstellung „Brandbereiche“ im Hofgartensaal: Zu sehen sind Werke aus drei Jahrzehnten des künstlerischen Schaffens von Dele Müller. © Kutz

„Brandbereiche“, die Retrospektive des Allgäuer Künstlers Dele Müller in Kempten, zieht nicht leise Bilanz – sie schichtet verkohlte Fragmente zu einem rußigen Panorama künstlerischen Suchens.

Kempten – Man riecht es, bevor man sieht: Etwas ist verbrannt. Die Luft im Hofgartensaal trägt den Geruch vergangener Hitze, als würde die Geschichte hier nicht nur erzählt, sondern weiterglühen.

Dele Müller arbeitet mit dem Feuer – im wörtlichen Sinn. Er nutzt es nicht als Symbol, sondern als Werkzeug, als Prozess, als Eingriff. Was dabei entsteht, wirkt teils wie archäologische Fundstücke und trägt zugleich eine unverkennbare Handschrift. Die ausgestellten Objekte erinnern an rituelle Relikte oder kultische Installationen, denen der Akt des Verbrennens eingeschrieben ist.

Inszenierte Endlichkeit in der Ausstellung „Brandbereiche“ von Dele Müller

Ein zentrales Werk ist „Feuerzyklus VII L7926“: Zwei Hälften eines abgeformten Körpers – Müllers eigener – blicken einander an. Die Skulptur wirkt wie eine Selbstbegegnung durch das Element, das sein Werk prägt: Feuer. Beide Körperhälften wurden der Flamme ausgesetzt – nicht zerstört, sondern verwandelt. Für diese Arbeit wurde Dele Müller 1997 in Marktoberdorf mit dem Georg-Fischer-Kunstpreis ausgezeichnet.

Viele Werke sind das Ergebnis performativer Aktionen – oft vor Publikum, oft mit Vorlaufzeit. Feuer ist für Müller kein Effekt, sondern ein Medium der Auseinandersetzung. Der großzügig verteilte Ausstellungskatalog dokumentiert diesen künstlerischen Ansatz und gibt Aufschluss über Herkunft und Geschichte der Objekte.

Zwei Männer in Braunen Lederschuhen. Klobigen. Um sie herum Kunst. Abstrakt in Schwarz weiß.
Kurator Christian Hof (links) und Künstler Dele Müller (rechts) eröffnen gemeinsam die Ausstellung „Brandbereiche“ im Hofgartensaal. © Kutz

Zwischen Ritual und Reibung

Dele Müllers Kunst ist ein Spannungsfeld – ein Ort der Erinnerung und der Auseinandersetzung. Seine Objekte stellen Fragen: Was ist bewahrenswert? Was ist vergangen? Was geschieht, wenn wir die Dinge dem Feuer übergeben? Dabei geht es nicht um Zerstörung, sondern um Transformation. Die Ausstellung macht das erfahrbar – durch die Auswahl der Werke, ihre Wirkung im Raum und dem Nachhall der Aktionen, aus denen sie hervorgegangen sind.

Eine Retrospektive

„Brandbereiche“ ist eine Rückschau auf Dele Müllers Schaffen von 1992 bis heute – eine Reise durch Werkgruppen und Haltungen. Müllers Arbeiten verweigern sich dem Glatten, dem Dekorativen. Seine Kunst will nicht versöhnen, sondern aufbrechen. Die Ausstellung ist noch bis zum 25. Mai im Hofgartensaal der Residenz in Kempten zu sehen. Öffnungszeiten sind Donnerstag und Freitag 15 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 12 bis 18 Uhr.

Feste, Konzerte, Ausstellungen: Was man in Kempten und Umgebung unternehmen kann, lesen Sie im Veranstaltungskalender.

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