„Nicht vorstellbar, was dann los wäre“: Gefahr durch Trendsportgerät eFoil „nicht kalkulierbar“
Elektrisch betriebene Surfbretter, sogenannte eFoils, werden immer beliebter. Auf dem Walchensee und am Sylvensteinsee tauchen sie häufig auf – trotz eines Verbots.
Walchensee/Lenggries – Das Gerät, das am Ufer vor den Einsatzkräften der Wasserwacht Walchensee liegt, schaut aus wie ein verkümmertes Surfbrett, kurz und kompakt. Doch an der Unterseite sind Tragflügel und ein Propeller montiert. Spätestens jetzt ist klar: Das ist kein gewöhnliches Surfbrett. Es hat einen Akku und einen Elektromotor. Auf dem Walchensee hat es nichts zu suchen.
eFoils werden immer beliebter
Die Wasserwacht hat sich mit einem Hinweis an die Öffentlichkeit gewandt. Immer häufiger wurden eFoils auf dem See gesichtet. Geräte mit motorisiertem Antrieb – egal ob Benzin- oder Elektromotor – sind am Walchensee aber verboten. Ausgenommen sind lediglich Polizei, Wasserwacht und Berufsfischer mit einer Sondergenehmigung.
Wie funktioniert ein eFoil?
Surfbretter mit Elektromotor, sogenannte eFoils, schweben über dem Wasser. Durch die Konstruktion entwickelt das Gefährt genug Auftrieb, damit sich das Brett von der Wasseroberfläche hebt. Gesteuert werden die eFoils über eine Fernbedienung. Der Elektromotor sorgt für hohe Geschwindigkeiten, von 50 km/h bis 60 km/h ist die Rede.
„Die eFoils gibt es schon seit ein paar Jahren“, sagt Lisa Grünwald von der Wasserwacht Walchensee. „Aber jetzt werden sie immer beliebter.“ Woran das liegt? Die Wasserwacht vermutet ein Zusammenspiel mehrerer Gründe. Zum einen steige die Reichweite der eFoils, da die Akkus leistungsfähiger werden. Gebrauchte eFoils seien außerdem erschwinglicher geworden. Das erleichtere den Zugang. „Natürlich sind sie cool, und es macht mit Sicherheit Spaß“, sagt Grünwald. Doch es gebe triftige Gründe, weshalb der Betrieb verboten sei.
Auf allen Gewässern im Landkreis verboten
Die Gründe führt das Landratsamt auf Anfrage genauer aus. Denn nicht nur am Walchensee, sondern auf allen Gewässern im Landkreis ist der Betrieb von eFoils und anderen motorisierten Geräten verboten. Ausnahmen wären im Einzelfall zu beantragen. Eine Genehmigung für eFoils zu bekommen, ist aber quasi ausgeschlossen.
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Auch am Sylvensteinsee seien immer mehr Personen mit eFoils unterwegs, erklärt Sprecherin Sabine Schmid. Walchen- und Sylvensteinsee liegen jeweils im Landschaftsschutzgebiet. Eine besonders hohe Gefahr gehe für Wasservögel aus. „Die Ausweich- und Fluchtreaktionen von Wasservögeln sind energieaufwändig und wirken sich negativ auf deren Energiestoffwechsel, Stresshormone und auf das Raum-Zeit-Verhalten aus“, so Schmid.
Aus Naturschutzgründen werden eFoils abgelehnt
Zusätzlich beeinträchtigten eFoils die Allgemeinheit, da die Motoren „ein Brummen oder Surren erzeugen“. Es bestehe außerdem eine erhöhte Gefahr für Unfälle und Zusammenstöße mit anderen Badegästen. „Motorbetriebener Wassersport wird deshalb aus Naturschutzgründen auf unseren Seen abgelehnt“, schreibt Schmid.
Das Verbot von eFoils hält auch Frank Benz, stellvertretender Leiter der Polizei Kochel, für richtig. „Wenn das erlaubt wäre, würde es einen riesigen Ansturm auf die Seen geben“, sagt er. „Das wäre nicht vorstellbar, was dann los wäre.“ Neben dem Unfallrisiko seien die motorisierten Surfbretter durch ihren Propeller eine Gefahr für den empfindlichen Untergrund der Seen. Fische könnten dadurch ihr Rückzugsgebiet verlieren.
Gefahr von tödlichen Verletzungen
„Viele handeln in Unkenntnis“, erklärt der Polizist. Dabei würden auch andere Badegäste gefährdet. „Es kann zu tödlichen Verletzungen führen, wenn das eFoil nicht unter Kontrolle ist.“ Die Gefahr sei „nicht kalkulierbar“.
Die Strafen für einen Verstoß haben es in sich. Ordnungswidrigkeiten können laut Landratsamt mit einem Bußgeld bis zu 5000 Euro belegt werden. Werden dabei Personen verletzt, kommt es zudem zu einem Strafverfahren. „Die jeweiligen Personen werden von den Rangern angesprochen und aufgeklärt“, teilt Schmid mit. „In Einzelfällen werden die Personalien festgestellt und gegebenenfalls zur Anzeige gebracht.“
Die Wasserwacht Walchensee findet, dass mehr getan werden sollte. Gerade in den Abendstunden, wenn weniger Kontrollen sind, versuchen die Wassersportler mit den eFoils ihr Glück. Hinweise auf den Infotafeln am See könnten helfen, sagt Grünwald. „Auf den Schildern steht dazu nichts.“ (vfi)