Pioniere endlich im Ziel: Mountainbiketrail am Brenten in Hausham offiziell eröffnet

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Hatte viel zu erzählen: Tobias Nussbaumer, Vorsitzender des Gravitationssportvereins, begrüßte die Gäste am Einstieg zum neuen Mountainbiketrail. © Christian Scholle

Was mit ein paar illegal gebauten Schanzen im Staatsforst begann, hat jetzt ganz offiziell die Kurve bekommen: Der erste legale, freie Mountainbiketrail im Oberland ist eröffnet.

Hausham – Immer wieder stupsten die Stollenreifen der jungen Mountainbiker von hinten an die Waden der Zuhörer. Kein Wunder, brauchten sie doch angesichts der vielen Grußworte bei der Eröffnung des Mountainbiketrails am Brenten in Hausham einiges an Geduld, ehe sie sich endlich in die „Coal Chamber“ (Kohlekammer) hinunterstürzen durften. Zumal Tobias Nussbaumer als Vorsitzender des Gravitationssportvereins auch für die Ehrengäste eine letzte Hürde eingebaut hatte: Statt eines Stoffbands mussten sie einen Fahrradschlauch durchschneiden, um die ein Kilometer lange Strecke mit 100 Meter Höhendifferenz offiziell für die Biker freizugeben. Und so atmete nicht nur der Nachwuchs erleichtert auf, als die Haushaltsscheren überraschend mühelos durch das schwarze Gummi glitten.

Mit deutlich mehr Mühen verbunden war der Weg bis zur Realisierung des im gesamten Oberland bislang einzigartigen Pilotprojekts. Der begann mit einem Hinweis: „Bitte melden“ stand auf den Zetteln, die der Forstbetrieb Schliersee im Wald verteilte, um die Erbauer der illegalen Schanzen ausfindig zu machen. „Sonst wären wir bei Unfällen in der Haftung gestanden“, erinnerte der stellvertretende Forstbetriebsleiter Stefan Breit. Zur Überraschung aller meldete sich tatsächlich jemand: Tobias Nussbaumer. Auch wenn dieser nichts mit der Aktion zu tun hatte, habe er den Dialog gesucht. „Eigentlich hatten wir gehofft, dass die Verursacher den illegalen Trail zurückbauen“, berichtete der damalige Forstbetriebsleiter Jörg Meyer. Doch mit Nussbaumer entstand eine andere Idee: ein legaler Mountainbiketrail, baulich und vertraglich abgesichert.

Jahrelange Vorarbeit und viel Unterstützung

„Wir haben uns dafür als Pioniere in Stellung gebracht“, sagte Nussbaumer. Doch dann sei die Arbeit erst losgegangen. Begehungen mit Gemeinde, Naturschutz, Regionalentwicklung Oberland (REO) und Bergwacht, Beratungen mit der Steuerungsgruppe, Ausarbeitung eines 70 Seiten starken Konzepts: „Mit jeder Schraube“ versuchten Nussbaumer und seine Mitstreiter des damals gerade mal knapp über 50 Mitglieder starken Gravitationssportvereins, Vertrauen auf- und Vorbehalte abzubauen. Auch die Finanzierung galt es zu stemmen. Doch dank Hunderter Stunden ehrenamtlicher Arbeit, kostenloser Unterstützung durch den Bauhof Hausham und eines Ingenieurbüros gelang es, die Kosten auf 30 000 Euro zu drücken. Als sich die erhoffte Leader-Förderung als zu bürokratisch herausstellte, sprang die Hubertus-Altgelt-Stiftung mit einer üppigen Spende in die Bresche.

Denise Silva und Jenny Raab auf dem Trail  -CS
Auf Testfahrt: zwei Mountainbikerinnen auf der Strecke. © Christian Scholle

Was sich wie eine Fahrradkette durch alle Redebeiträge zog, war die Dankbarkeit für die immer sachlich-pragmatische Diskussion: „Ohne Erbsen zu zählen“ (Nussbaumer), mit einem „Quantensprung in verlässlicher Kommunikation“ (Josef Faas, Teamleiter Fachlicher Naturschutz am Landratsamt), durch das „Ineinandergreifen vieler Puzzleteile“ (Thorsten Schär, Projektmanagement Tourismusentwicklung bei der REO), vor allem aber in der Sicherheit, „dass jeder dieses Projekt unterstützen will“ (Haushams Bürgermeister Jens Zangenfeind) sei etwas Einzigartiges gelungen. Zangenfeind stellte dabei auch eine für ihn bewundernswerte Eigenschaft Nussbaumers heraus: dessen Gelassenheit. „Was muss passieren, dass Sie mal unruhig werden?“

Alle Hindernisse sind umfahrbar

Eine erfreuliche Form der Unruhe herrschte nach der Eröffnung der beiden Trail-Einstiege (einer steiler und ein etwas entschärfter) auf der Strecke. Deren Elemente sind auf einer großen Infotafel am Start eingezeichnet und allesamt nach den Spitznamen der vielen Helfer benannt, berichtete Nussbaumer stolz. Damit die Strecke auch durchgehend im zweiten Schwierigkeitsgrad rot durchfahren werden kann, führe die Standardlinie an den Hindernissen aus Lärchenholz vorbei. „So gerät niemand aus Unachtsamkeit in Probleme“, erklärte der Vorsitzende des Gravitationssportvereins. Und verschwieg auch den kleinen Wermutstropfen der „Coal Chamber“ nicht: den steilen Aufstieg. „Dann müsst ihr halt trainieren“, sagte er augenzwinkernd zu den jungen Bikern.

Das Augenmerk des mittlerweile auf über 200 Mitglieder gewachsenen Vereins gilt derweil schon den nächsten beiden Trailprojekten. Details wollte Nussbaumer noch nicht nennen. Nur, dass die Strecken weiter Richtung Berge liegen sollen – und eine bereits kurz vor Vertragsschluss steht. Der beste Beweis, dass sich die Pionierleistung am Brenten gelohnt hat.

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