Israels Geheimdienst Schin Bet in Malmö: Angst vor Anschlag beim ESC

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Plakate gegen die Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest in Malmö, Schweden. Der Text auf dem Plakat: Genocide Song Contest – Malmö sagt Nein zum Völkermord – Israel verlässt Eurovision oder Eurovison verlässt Malmö (Archivbild) © IMAGO/Johan Nilsson/TT

Der ESC kommt nicht umhin, politisch zu sein. Zehntausende kündigten Proteste gegen Israel an. Israel schickt seinen Geheimdienst nach Malmö.

Malmö – Der Eurovision Song Contest soll laut Statuten der Europäischen Rundfunkunion unpolitisch sein. Auch versteht sich der ESC seit seiner Gründung als Friedensprojekt. Beide Grundsätze scheinen in diesem Jahr angesichts des Kriegs in Israel und Gaza auf wackligen Beinen zu stehen. Über die Teilnahme Israels halten die Diskussionen an. Unpolitisch gehen die Debatten im Vorfeld des Song-Contests nicht über die Bühne.

Die Lage in Malmö ist angespannt. Die Stadt, in der das ESC-Finale am Samstag (11. Mai) stattfinden wird, kündigte bereits strenge Sicherheitsvorkehrungen an. Laut einem Bericht der Jüdischen Allgemeinen gibt es in der Stadt Malmö ein Problem mit Antisemitismus, das besonders nach Ausbruch des Krieges in Israel und Gaza deutlich zu sehen sei. Laut schwedischen Medienberichten sind vor dem Hintergrund des anhaltenden Nahost-Kriegs mehrere Demonstrationen mit Zehntausenden Teilnehmenden in der Stadt angekündigt worden und auch die Sorge vor Anschlägen sei groß.

Besondere Sicherheitsvorkehrungen für Israel beim ESC: „Viele lebenswichtige Regelungen“

Israel hat die Reisewarnung erhöht. Auch der israelische Geheimdienst Schin Bet soll im Einsatz sein. Der Sicherheitsexperte Jörgen Holmlund von der Hochschule für Schwedische Verteidigung, Försvarshögskolan, in Stockholm äußerte sich zu dem Einsatz des israelischen Geheimdienstes in Malmö gegenüber IPPEN.MEDIA. Im Interview erklärte der Sicherheitsexperte, ihn würde es „nicht wundern, wenn Sicherheitskräfte anderer Länder“ bei der Planung des Sicherheitskonzepts für die Veranstaltung in Malmö anwesend seien.

Sicher sei sich Holmlund darüber, dass für die israelische Künstlerin besondere Vereinbaren getroffen worden seien, erklärte er. Besonders was die Unterbringung der israelischen Künstlerin und ihres Teams angehe. Sollten israelische Sicherheitsorgane zur Beratung vor Ort sein, sei das „normales Vorgehen“, erklärte der Sicherheitsexperte.

Kritik an ESC-Veranstalter: Forderung nach Ausschluss Israels erfolglos

Israel steht international vermehrt in der Kritik für das Vorgehen im Gazastreifen. Zu Beginn des Jahres forderten unter anderem schwedische Künstler:innen den Ausschluss Israels von dem Contest. Schweden richtet in diesem Jahr den ESC aus. Mehr als 1000 Schwedinnen und Schweden forderten Israels Ausschluss und richteten ihre Kritik an die Veranstalter.

Der European Broadcasting Union warfen sie vor, sich an die selbstgesetzte Vorgabe, unpolitisch zu sein, auch in anderen Fällen nicht gehalten zu haben. Beispielsweise beim Ausschluss Russlands und des Belarus in den Vorjahren. Auch andere Länder sprachen sich gegen die Teilnahme Israels aus – ohne Erfolg. Die Künstlerin Eden Golan wird für Israel antreten.

Verschärfte Sicherheitsvorkehrungen beim ESC in Malmö: Unterstützung aus dem Ausland

Berichten der Times of Israel zufolge sind die Künstlerin und ihr Team vom israelischen Sicherheitsdienst Schin Bet angewiesen worden, nur für die Auftritte das Hotelzimmer zu verlassen. Die israelische Künstlerin hat zunächst mit dem Song „October Rain“ an den Start gehen wollen.

Die Veranstalter des ESC lehnten den Titel jedoch ab, weil sich der Song stark auf den Angriff der Hamas bezogen habe. Auch hier berief sich der Veranstalter auf die Vorgabe, der ESC sei unpolitisch. Die politischen Proteste rund um Israel gingen jedoch weiter.

Bereits vor ESC zweithöchste Terrorwarnstufe in Schweden

Schweden reagierte auf die Unruhen bereits mit verschärften Sicherheitsvorkehrungen. Palästinensische Flaggen sind einem Bericht des Deutschlandfunks zufolge beim ESC 2024 verboten. Am Samstag sollen außerdem schwerbewaffnete Polizistinnen und Polizisten, auch aus dem Ausland, zum Einsatz kommen. Zudem wurden öffentliche Veranstaltungen bereits abgesagt.

Schweden ist bereits seit August 2023 in erhöhter Terror-Alarmbereitschaft. Die Warnstufe wurde auf die zweithöchste im Land angehoben. Begründet hatten die schwedischen Behörden den Schritt mit einer gestiegenen Gefahr von Anschlägen durch Islamisten. Ein Grund für die wachsende Vorsicht waren auch Koran-Verbrennungen in Malmö, auf welche Ausschreitungen folgten.

Sicherheitsbedenken bei Eurovision 2024: „Malmö wird in der nächsten Woche der Brennpunkt Europas sein“

Bereits acht Wochen vor Beginn des ESC soll die israelische Regierung nach Angaben der Jüdischen Allgemeinen die Entsendung des Geheimdienstes in die schwedische Stadt vorbereitet haben. Dabei soll auch erörtert worden sein, wie viele Agenten des Geheimdienstes bei der Veranstaltung aktiv sein sollten. In dem Bericht hieß es weiter, die European Broadcasting Union wolle mit den israelischen Agenten kooperieren.

Trotzdem rechnen viele nach wie vor mit Ausschreitungen beim Eurovision Song Contest 2024, nicht zuletzt, weil in Malmö, neben anderen Nationalitäten, viele Menschen palästinensischer Abstammung leben. „Malmö wird in der nächsten Woche der Brennpunkt Europas sein“, sagte beispielsweise Christer Mattsson, Professor für Antisemitismusforschung in Göteborg, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. (pav)

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