Thermohalle in Wildsteig öffnet ihre Türen
Gut hundert Bürger folgten der Einladung des Landratsamtes Weilheim-Schongau zu einer Infoveranstaltung mit dem Thema „Asyl“ nach Wildsteig. Hier steht eine der Thermohallen, die der Landkreis letzten Herbst angeschafft hatte, um genügend Platz für Geflüchtete zu bieten. Gemeinsam diskutierten Politiker und Besucher die Vor-Ort-Probleme der Gemeinde in Sachen Unterkunft und Integration der zugewiesenen Asylsuchenden.
Josef Taffertshofer, Bürgermeister von Wildsteig, lobte seine Gemeinde: „Wir sind in der Lage, hervorragende Integrationsarbeit zu leisten“. Bisher habe sich bei ihm noch kein Wildsteiger in Bezug auf die bald eintreffenden Asylanten beschwert.
Zum Thema Unterbringung erklärte Bernhard Pössinger, zuständig für Asyl und Integration des Landratsamtes Weilheim-Schongau, dass man keineswegs den Anspruch hatte, eine Thermohalle aufzubauen. Die Prämisse der Landrätin Andrea Jochner-Weiß sei es jedoch gewesen, keine Turnhallen mehr zu beschlagnahmen. Folglich musste eine andere Lösung her. Immerhin kommen pro Monat zwei Busse mit Flüchtlingen in den Landkreis, die eine Unterkunft brauchen. Zumeist handle es sich dabei um allein reisende Männer. Immer öfter seien auch Kinder dabei, die sich ohne Begleitung auf den Weg machen und anderweitig untergebracht werden.
Die Thermohalle, die letztes Jahr samt Aufbau 650.000 Euro gekostet hatte, würde dieses Jahr bereits eine Million Euro kosten, so Pössinger weiter. Man hoffe schlussendlich auf ein plus/minus Null-Geschäft, da es bereits viele Kaufanfragen anderer Gemeinden gebe. Im Übrigen handelt es sich bei der Thermohalle um einen Komplex bestehend aus drei Hallen. Eine Halle für Duschen und Toiletten, eine Küchenhalle und eine Wohnhalle mit abgetrennten Wohneinheiten. Pro Einheit können vier Personen schlafen. Die Wände der Einheiten schließen nicht an der Decke ab, sondern hören einige Zentimeter unterhalb der Decke auf. Die Nutzungsdauer der Einrichtung sei bisher für ein Jahr vorgesehen, man benötige aber längerfristig etwas, gab Pössinger zu bedenken.

Die laufenden Kosten würden weder Gemeinde noch Landkreis zahlen müssen, sondern der Freistaat Bayern komme dafür auf. Einkaufen und Kochen müssten die Flüchtlinge selbstständig. Hierfür steht ihnen ein Budget von 350 bis 400 Euro zur Verfügung.
Auf die Frage eines Wildsteigers, welche Nationalität die ankommenden Flüchtlinge haben, die nach Wildsteig kommen, verwies Pössinger darauf, dass der nächste Bus zwar bereits am 24. April weitere Asylbewerber bringe, man aber erst zwei bis drei Tage vor deren Ankunft darüber informiert werde, wer kommt. Integrationsbeauftragte werden die Asylanten unterstützen, in ihrem neuen Alltag zurecht zu kommen und in Wildsteig anzukommen. Man sei über jede helfende Hand dankbar.
Bei der Infoveranstaltung war auch der Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Karl Straub. „Was ich bisher mitbekomme, ist hochanständig, das habe ich auch schon anders erlebt“, begann Straub seine Begrüßung an die Wildsteiger. Straub kam gleich zu Anfang auf einen in der Runde bereits viel genannten Punkt zu sprechen: Die Möglichkeiten Asylsuchender eine Arbeit zu tätigen und zu finden. Denn klar ist: „Wir haben Menschen da, die arbeiten wollen.“ Allein in Bayern habe man bereits 75 Prozent der Asylbewerber in Arbeit gebracht. Straub fügte hinzu: „Sozialversicherte Jobs sollen meiner Meinung nach möglich sein“. Ein dafür sprechendes Argument sei, dass „Arbeiten die beste Integration“ wäre, erklärte Straub weiter. Sprache, Austausch und Beziehungen seien unter anderem die Grundpfeiler für eine gelungene Integration.
Da für asylsuchende Kinder ab 90 Tage nach der Einreise Schulpflicht gelte, seien vor allem die Kindergärten und Grundschulen an den Kapazitätsgrenzen. Hier zeige sich, dass die Arbeit für die Lehrkräfte auch aufgrund der sprachlichen Barrieren immer schwieriger wird.
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In der gut zweistündigen Besprechung kamen viele Sachen auf den Tisch, die jetzt den Weg nach München finden sollen. Pössinger endete die offene Fragerunde mit dem an die Bevölkerung gerichteten Schlussappell „ Nehmt die Leute mit offenen Armen in Empfang“, und fügte hinzu: „ Ich sage nicht, wir schaffen das, aber des pack‘ ma o“.
Im Anschluss an die Besprechung konnten sich die Bürger in der Thermohalle Wildsteig umschauen. Auch hier standen Straub und die Verantwortlichen des Landratsamtes für Fragen zur Verfügung.