Das Kopfschütteln im Pfarrverband ist groß. Unbekannte haben sich in der Schaftlacher Heilig-Kreuz-Kirche an einer Heiligenfigur vergriffen: Der Muttergottes und ihrem Jesuskind wurden die Kronen von den Häuptern geklaut.
Schaftlach – „Der Muttergottes“, sagt Pfarrer Stefan Fischbacher klipp und klar, „stiehlt man nicht die Krone vom Kopf“. Genau das aber ist diese Woche, höchstwahrscheinlich am Mittwochnachmittag (5. März), im katholischen Pfarrverband Waakirchen-Schaftlach passiert. Die Heiligenfigur im Eingangsbereich der Schaftlacher Heilig-Kreuz-Kirche – eine Muttergottes mit dem Jesuskind im Arm – stand plötzlich ohne die beiden Kronen da, die zuvor die Häupter zierten. Ein gezielter Diebstahl oder doch ein Dummejungenstreich? Darüber können Pfarrer Fischbacher und Diakon Franz Mertens nur rätseln.
Diebesgut aus der Kirche lässt sich schwer zu Geld machen
„Die Kronen haben einen erheblichen ideellen Wert“, erklärt Mertens. Im Falle der Maria könne man bei der Kopfbedeckung sogar von einem „kunsthistorischen Wert“ sprechen. Ihre aufwendig verzierte Krone stammt immerhin aus den Anfängen des 18. Jahrhunderts, die Kopfbedeckung des Jesuskindes wurde laut Mertens im Jahr 1975 nachträglich gefertigt. Zu Geld machen könne der Dieb die beiden Kronen aus Metall aber wohl kaum. „Da ist nicht viel zu holen“, ist der Diakon überzeugt. Zumal die Kunstgegenstände allesamt registriert seien, wie Fischbacher ergänzt.
Pfarrer hat Diebstahl über soziale Medien publik gemacht
Im Pfarrverband hofft man nun auf Zeugenhinweise. Oder im besten Falle darauf, dass der oder die Täter ihr Diebesgut voller Reue zurückbringen. „Das wäre mir natürlich das Liebste“, meint Fischbacher. Der Pfarrverbandsleiter hat den Fall über einen Post in den sozialen Medien selbst öffentlich gemacht. Empörte Reaktionen von Usern waren die Folge. „Wie dreist in einer Kirche – man sollte sich schämen“ oder „Da fehlen einem die Worte“, so oder so ähnlich lauten die Kommentare.
Dieb konnte die Kronen von der Figur einfach abnehmen
Tatsächlich muss der Dieb eine gewisse kriminelle Energie aufgebracht haben, um an die beiden Kronen zu gelangen: Vor der Heiligenfigur seien ein Ständer für Opferkerzen und eine Kniebank postiert, wie Diakon Mertens schildert. Über Letztere muss der Täter gestiegen sein, um die Kronen von den Köpfen zu nehmen. Sie waren laut Mertens auf den hölzernen Figuren nicht fixiert, sondern lediglich aufgesetzt. „Die konnte man einfach herunternehmen.“ Mit der Muttergottes selbst hätte der Dieb kein so leichtes Spiel gehabt: „Die Figur ist alarmgesichert“, sagt Mertens.
In Gmund wurde schon einmal ein Kreuz vom Altar gestohlen
Dass auch in Kirchen Kunstgegenstände aufwendig gesichert und häufig Alarmanlagen oder Überwachungskameras installiert werden, kommt nicht von ungefähr. „In Kirchen kommt es immer wieder zu Diebstählen“, weiß Fischbacher. Der Leiter der Pfarrverbände Waakirchen-Schaftlach und Gmund-Bad Wiessee erinnert sich beispielsweise an einen Fall, als in Gmund kurz nach dem Gottesdienst in einem unbemerkten Moment ein Kreuz direkt von Altar gestohlen wurde.
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Pfarrer will nicht überall Überwachungskameras in den Kirchen
Ganz verhindern lassen sich solche Übeltaten nach Ansicht des Pfarrers nicht. „Das Sicherste wäre es, wir würden die Kirchen den ganzen Tag zusperren“, erklärt Fischbacher. Da das aber nicht gewollt sei, bleibe ein gewisses Restrisiko bestehen. Zwiegespalten ist der Pfarrer auch beim Thema Überwachungskameras. Gläubige, die in die Kirche kämen, um zu beten oder eine Kerze anzuzünden, könne man nicht einfach mit einer Kamera filmen, meint er. „Das wäre ja übergriffig.“
Fischbacher hofft, dass der Täter das Diebesgut zurückbringt
Was die verschwundenen Kronen betrifft, so hat Fischbacher den Diebstahl sowohl der Versicherung als auch der Polizei gemeldet. Er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Gegenstände wieder auftauchen und sich auch der Dieb zu seiner Tat bekennt. „Vielleicht war es ja – freundlich ausgedrückt – nur ein übermütiger Mensch, der seine Tat mittlerweile bereut.“ In jedem Fall würde er sich mit dem Dieb gerne unterhalten.
gab