„Katastrophale Situation“: Kroatisches Institut besorgt über neue Adria-Plage
Vor den Küsten einiger beliebter Urlaubsinseln in Kroatien breitet sich eine invasive Algen-Art aus. Forscher sind alarmiert und bitten um Unterstützung.
München – Algen-Alarm in der Urlaubsregion: Bereits 2022 hatte das Institut für Ozeanographie und Fischerei in Kroatien über das vermehrte Auftreten einer bestimmten Braunalgen-Art informiert. Gebessert hat sich die Lage seither nicht: „Damals waren wir besorgt, heute ist die Situation katastrophal“, wendet sich das Institut nun an die Öffentlichkeit. Auch in Deutschland sorgt eine invasive Art für Probleme.
Invasive Art breitet sich an der Adria aus: Forscher in Kroatien besorgt
In einer Wassertiefe von drei bis 25 Metern rund um die Insel Komiža herum sehe es am schlimmsten aus, so das Institut. Selbst abseits des Komiža-Beckens wuchere die Alge. Auch auf den Inseln Vis, Brusnik und Biševo sei das rasche Algen-Wachstum zu beobachten. Das Gebiet sei „buchstäblich eine Monokultur“, erklärt das Institut.

Ursprünglich, so das Institut, stamme die Art mit dem Namen Stypopodium schimperi aus dem Roten Meer. Erst 1973 wurde sie im Mittelmeer nachgewiesen – in der Nähe der israelischen Küste. „Seit den 1990er-Jahren und Anfang der 2000er-Jahre gilt sie im südöstlichen Teil des Mittelmeers als invasiv“, informieren die Forscher. In der Adria hatte man die Braunlage hingegen erst im Jahr 2020 entdeckt – und zwar auf der Insel Vis, wo sie zum Leidwesen der Wissenschaftler mittlerweile prächtig gedeiht.
Urlauber sollen Sichtungen von Algen-Plage melden
Da die Alge in den Küstenbereichen der Insel zuletzt erheblich zu wuchern begonnen hat, habe sie zahlreiche andere Arten verdrängt. Nach Angaben des Instituts gibt es dort „fast keine einheimischen Algen- und Wirbellosenarten“ mehr. Im Chiemsee in Bayern breitet sich derzeit eine invasive Muschelart aus.
Ein Ende der Algen-Plage ist aktuell nicht in Sicht. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die invasive Art durch die lokalen Meeresströmungen auch auf das Gebiet zwischen der Insel Šolta und den Kornaten ausbreiten wird und bittet folglich auch Badeurlauber, die sich ferner vor einer invasiven Fischart hüten sollten, um Wachsamkeit. Wer die Art in einer Region entdeckt, in der sie bislang noch nicht nachgewiesen wurde, der solle den Fund unbedingt melden und dem Institut ein Bild zusenden.
Art ist an einem Detail erkennbar
Leicht zu erkennen sei die Art insbesondere an einem bestimmten Detail: Anders als die heimische Art mit dem Namen Padina pavonica, die einige weiße Akzente aufweist, sei Stypopodium schimperi einfarbig. Außerhalb des Wassers ist Stypopodium schimperi braun, während sie im Wasser wiederum eine bläuliche Färbung aufweisen kann, teilen die Forscher mit.
Fehlen von Fressfeinden in Kroatien sorgt für ungehinderte Ausbreitung
„Die Braunalge unterdrückt einheimische Algenarten und andere Organismen erheblich und stört das natürliche Gleichgewicht des Meeresbodens“, erläutert Petra Lučić Jelić, Fachmitarbeiterin am Benthos-Labor des Instituts für Ozeanographie und Fischerei in Split, gegenüber dem Nachrichtenportal dubrovniknet.hr. Zudem enthalte die Alge „potenziell giftige Verbindungen, die Pflanzenfresser abschrecken“. Ohne natürliche Fressfeinde könne sich die invasive Art in der Adria ungehindert ausbreiten, zeichnet die Forscherin ein düsteres Bild. Sie hält die Einführung eines ständigen Überwachungssystems daher für unabdingbar, um Veränderungen in der Verbreitung der Alge erkennen zu können. (fz)