Stille Pandemie – Mehr als 5,6 Milliarden Menschen bedroht – WHO schlägt Viren-Alarm

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Millionen Menschen infizieren sich jetzt schon jährlich mit bestimmten Viren, warnen Experten. Die Prognosen sind düster. Die WHO reagiert mit einem historischen Schritt.

München – Erstmals in der Geschichte hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Leitlinien zur Behandlung von Viruserkrankungen von Dengue, Chikungunya, Zika und Gelbfieber veröffentlicht. Diese teils gefährlichen Infektionen werden von aggressive Stechmücken, wie der Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) und der Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) auf Menschen übertragen. Die exotischen Mücken breiten sich immer weiter aus – auch in Europa. Laut WHO sind mehr als 5,6 Milliarden Menschen – über die Hälfte der Weltbevölkerung – dem Risiko einer Infektion durch mückenübertragene Krankheiten ausgesetzt.

Krankheit Überträger
Dengue Aedes-Mücken (tagaktiv)
Chikungunya Aedes-Mücken (tagaktiv)
Zika Aedes aegypti (tagaktiv)
Gelbfieber Aedes-Mücken (tagaktiv)

Viren-Alarm: Stille Pandemie durch Stechmücken

Transmission electron micrograph of dengue virus particles (green).
Dengue-Virus (grün) unter einem speziellen Mikroskop (Symbolfoto). © IMAGO/NIH-NIAID / IMAGE POINT FR / BSIP

„Einst auf tropische und subtropische Klimazonen beschränkt, verbreiten sich die Aedes-Mücken nun in neue Gebiete – bedingt durch Klimaveränderungen, Bevölkerungswachstum, zunehmende Reisetätigkeit und Urbanisierung“, heißt es in den 125-Seiten-WHO-Richtlinien. Diese Ausbreitung erhöhe das Risiko von Krankheitsausbrüchen in bisher verschonten Regionen. 

Dabei wurde Chikungunya bereits in 119 Ländern nachgewiesen. 92 Länder haben Zika-Virus-Infektionen gemeldet. Besonders besorgniserregend ist, laut WHO, die Situation beim Gelbfieber, das 2023 in städtischen Gebieten Afrikas zu Ausbrüchen führte. In Deutschland schleppen Reiserückkehrer tropische Krankheiten ein. Allerdings löste ein Dengue-Fieber-Alarm am Gardasee bei Italien-Urlaubern schon ein mulmiges Gefühl aus.

Symptome oft unspezifisch

„Durch Aedes-Mücken übertragene Arbovirus-Infektionen können klinisch oft nicht unterschieden werden“, erklärt die WHO. Dengue zeige sich durch Thrombozytopenie und Leukopenie, während Zika-Infektionen besonders durch Hautausschlag mit Juckreiz und Bindehautentzündungen auffällig seien. Chikungunya verursache dagegen typischerweise schwere, manchmal lähmende Gelenkschmerzen.

Chikungunya, Dengue oder Zika? Sichere Diagnose nur mit Test

Die Symptome dieser Krankheiten beginnen oft unspezifisch, mit grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber, Hautausschlag oder Gelenkschmerzen. Ohne Labortests sei der WHO zufolge eine genaue Diagnose schwierig. In vielen betroffenen Regionen seien solche Tests kaum verfügbar, was auch zu Fehldiagnosen führe. Bei einem schweren Verkauf könnten jedoch Komplikationen, wie neurologische Schäden, Blutungen oder Organversagen auftreten, besonders bei falscher oder fehlender Behandlung.

Die neuen WHO-Richtlinien bieten standardisierte, evidenzbasierte Protokolle für die Behandlung sowohl leichter als auch schwerer Krankheitsverläufe. „Die Richtlinien sollen medizinischem Fachpersonal helfen, diese Krankheiten zu erkennen und Patienten nach den neuesten, evidenzbasierten Erkenntnissen zu behandeln“, hebt die WHO hervor. Die Leitlinien seien von der Erstversorgung bis hin zur Notaufnahme oder Klinik anwendbar.

Zur Prävention bleibt die Vermeidung von Mückenstichen und die gemeinschaftliche Mückenbekämpfung entscheidend. Impfungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, sind jedoch nicht für alle Krankheiten verfügbar. Ein wirksamer Impfstoff existiert für Gelbfieber, während für Chikungunya ein Impfstoff nur begrenzt zugänglich ist und für Zika noch kein Impfstoff existiert. (ml)

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