„Enteignungsinitiative“: Debatte um Erbschaftsteuer von 50 Prozent versetzt Superreiche in Panik

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Die Schweiz ist ein Paradies für Reiche. Doch eine neue Initiative bedroht den Wohlstand. © IMAGO

In der Schweiz soll demnächst über eine neue Initiative abgestimmt werden, die eine Erbschaftsteuer für Vermögende einführen würde.

Basel – In der Schweiz bekommen die Superreichen gerade Panik. Denn die Jungsozialisten (Juso) im Nachbarland haben die nötigen Stimmen für eine Initiative erhalten, die die Schweizer über die Einführung einer Erbschaftsteuer für Reiche lässt. Wann die Abstimmung stattfinden könnte, steht wohl noch nicht fest. Doch schon jetzt drohen Unternehmer und Vermögende, das Land zu verlassen, wenn die Initiative angenommen würde.

Keine Erbschaftsteuer in der Schweiz – das will die Juso ändern

In der Schweiz gibt es aktuell keine nationale Erbschaftsteuer; die Kantone können sie selbst individuell bestimmen. In einigen Kantonen, wie Schwyz, wird keine Steuer auf vererbtes Vermögen erhoben, in vielen anderen Kantonen gilt das ebenso für Ehegatten und Kinder, die erben.

Diesem System will die Juso nun einen Dämpfer setzen. Die Initiative, die die nötigen 100.000 Unterschriften erhalten hat, würde eine Erbschaftsteuer in Höhe von 50 Prozent auf Vermögen über 50 Millionen Franken (ca. 51 Millionen Euro) vorsehen. Das Geld würde die Juso für „sozial gerechte Klimaschutzmaßnahmen und den ökologischen Umbau der Wirtschaft“ einsetzen.

Superreiche in Panik: Schweizer Unternehmen drohen bei Erbschaftsteuer auszuwandern

Die Superreichen in der Schweiz reagieren nun fast panisch auf den Vorstoß und drohen damit, das Land zu verlassen. Der Unternehmer Peter Spuhler sagte der Sonntagszeitung, dass seine Erben bis zu zwei Milliarden Franken an Steuer zahlen müssten. Die Idee sei eine „Enteignungsinitiative“, da das Vermögen in Firmen stecke und nicht irgendwo auf einem Konto. Seine Erben wären gezwungen, Firmenteile zu verkaufen, um die Steuer zu zahlen, so Spuhler. Zu seinen Firmen gehören Stadler Rail und Swiss Steel.

„Weil ich diese horrende Erbschaftsteuer unmöglich zahlen könnte, muss ich noch vor der Abstimmung mindestens vorübergehend auswandern, sofern die Politik nicht vor der Abstimmung noch eingreift“, so Spuhler der Sonntagszeitung weiter. Denn die Initiative der Juso sieht vor, dass die Erbschaftsteuer bei Annahme sofort wirksam wird – auch rückwirkend zum Abstimmungstermin. Spuhler denkt also über einen präventiven Umzug nach.

Nach Angaben der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PWC denken viele Unternehmer in der Schweiz alternativ darüber nach, ihre Vermögenswerte jetzt schon an ihre Kinder zu verschenken, um der Steuer zu entkommen. Einer Umfrage der PWC zufolge denken 66 Prozent der Befragten darüber nach. 57 Prozent der Befragten denken darüber nach, präventiv ins Ausland zu ziehen.

Pauschalsteuer lockt viele Mega-Reiche nach Italien

Eine Option, die für Superreiche aus der Schweiz in Frage kommen könnte, wäre Italien. Dort gilt seit 2017 ein Steuerregime für Vermögende: Wer als Ausländer seinen Wohnsitz nach Italien versetzt, zahlt pro Jahr eine Pauschalsteuer von 100.000 Euro, unabhängig davon, wie viel Geld man tatsächlich besitzt. Eine Erbschaftsteuer gibt es für Reiche nicht. Auch für ausländische Rentner und Rentnerinnen hat Italien ein besonderes Steuersystem.

Es gilt als unwahrscheinlich, dass die Schweizer den Vorstoß der Juso annehmen würde. Dafür gilt sie als zu radikal, auch wenn die Steuer nur rund 2000 bis 4000 Personen im Land treffen würde. Zur Erinnerung: In der Schweiz leben aktuell knapp unter neun Millionen Menschen.

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