Deutsche bleiben weg, Preise steigen: Kroatien-Urlaub droht Kollaps – „Wir haben den Tourismus zerstört“

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Kroatien kämpft mit gestiegenen Preisen und schwankenden Urlauberzahlen. Ein Wirtschaftsexperte sieht den Tourismus vor dem Kollaps. Was das für Deutsche bedeutet.

Zagreb – Wenn sich die eigenen Bürger ihr Heimatland nicht mehr leisten können, ist das ein alarmierendes Zeichen - genau das passiert derzeit in Kroatien, wo die Preise so stark gestiegen sind. Der Preisanstieg sorgt aber auch für weniger Urlauber, das zeigt sich am deutschen Markt. Was weitere Ursachen sind und wie das Tourismusministerium in Kroatien reagiert.

Sonnenschirme aus Stroh und Strandliegen stehen direkt am Strand.
Teures Kroatien: Steigende Strandpreise schockieren Urlauber (Symbolbild) © Hahne /Eibner/ Imago

Ljubo Jurčić, früherer Wirtschaftsminister Kroatiens und angesehener Ökonom, übte in einem Interview mit dem kroatischen TV-Sender N1 heftige Kritik an der Tourismusentwicklung seines Landes. Seine Einschätzungen dürften vor allem deutsche Reisende aufhorchen lassen, da sich in der geschätzten Ferienregion Veränderungen abzeichnen. Der Experte findet klare Worte: „Wir haben den kroatischen Tourismus zerstört“, sagte er im Interview. Er übte scharfe Kritik an der Tourismuspolitik der vergangenen drei Jahrzehnte und machte auf eine bedenkliche Entwicklung aufmerksam.

Kroatien-Tourismus in der Krise: Preise steigen, aber Gehälter wachsen nicht mit

Innerhalb von zwei Jahrzehnten sei der Anteil der Hotels gesunken, während private Vermietungen zugelegt hätten, berichtet kroatien-nachrichten.de unter Berufung auf das Gespräch. Schon jetzt sind kroatische Preise für Unterkünfte eine Herausforderung für Urlauber. Dieser Wandel weg von professionell betriebenen Hotels hin zu privaten Vermietern könnte sich langfristig negativ auf Qualität und Beständigkeit des kroatischen Tourismusangebots auswirken. Der frühere Minister macht unter anderem die Euro-Einführung im Januar 2023 für die heutigen Preise verantwortlich. Jurčić warnte davor, dass die Gemeinschaftswährung dem Land mehr Nachteile als Vorteile bringen könnte, weil die Preise ansteigen, die Gehälter aber nicht entsprechend mitwachsen.

Diese Tendenz zeigt sich auch in den gegenwärtigen Teuerungsraten. Das kroatische Statistikbüro Central Bureau of Statistics (CBS) berichtete, dass die Konsumentenpreise im Juli um 4,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahres lagen. „Deutsche Touristen sind für uns wichtig“, ist sich der Ex-Wirtschaftsminister im Interview sicher. „In Deutschland stagniert die Branche, der Konsum in Deutschland sinkt, die Einnahmen stagnieren“, so seine Erklärung für den anstehenden Rückgang deutscher Urlauber in Kroatien. Und noch mehr: Deutsche Feriengäste müssen künftig eventuell mit gestiegenen Kosten in der beliebten Ferienregion rechnen. Selbst Kroaten können sich Urlaub in ihrem eigenen Land nicht mehr leisten.

Der Experte betrachtet den kroatischen Fremdenverkehr an einem Wendepunkt. Er hob die Dringlichkeit von Reformen hervor, um konkurrenzfähig zu bleiben. Reisende würden sich andernfalls unweigerlich preiswerteren Ferienzielen zuwenden. Auf eine Nachfrage von IPPEN.MEDIA teilte die Kroatische Zentrale für Tourismus mit, dass Kroatien während der Pandemie-Jahre von einer erfolgreichen Anpassung an die schwierigen Umstände profitierte. 2022 stellte deshalb mit 3,5 Millionen deutschen Gästen ein Rekordjahr dar.

Der Rückgang der deutschen Gästezahlen hänge auch damit zusammen, dass die Konkurrenz wieder da sei und viele neue Reiseziele in den letzten Jahren hinzugekommen seien. Dennoch rechne man mit einer kräftigen Herbst- und Nebensaison für 2025, auch bei deutschen Gästen. Dies sei das langfristige Ziel: die Vor- und Nachsaison in Kroatien zu stärken und neue Sehenswürdigkeiten sowie abwechslungsreichere Angebote speziell für die Zeit außerhalb der Badesaison zu schaffen. Hier sind Tipps und Tricks zum Planen einer Kroatien-Reise. (diase)

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