Rückschlag für Deutschland: Nächstes Unternehmen zieht sich aus der Heimat zurück
In Amerika hat Porsche keine Fabriken, weder für Autos noch für Batterien. Trotzdem will der Autohersteller dort ein wichtiges Projekt realisieren lassen.
Stuttgart – Deutschland droht ein Abzug einer seiner Kernindustrien. Während die USA für Automobilhersteller als Standort attraktiver wird, verliert Deutschland für Unternehmer an Beliebtheit. So will Porsche die Gigafactory von Cellforce aller Voraussicht nach doch nicht wie geplant in Baden-Württemberg bauen. Stattdessen erwägt das Unternehmen Nordamerika als Standort. Eine Entscheidung im Aufsichtsrat des Sportwagenproduzenten könnte zeitnah fallen. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.AZ.).
Porsche will Batteriewerk in den USA und nicht in Deutschland bauen
Es geht um folgendes Projekt: Porsche will eine Fabrik für Hochleistungsbatterien mit einer Kapazität von bis zu 20 Gigawattstunden bauen. Das wäre genug für 150.000 bis 200.000 Elektroautos im Jahr. Die Investitionssumme liegt laut der F.A.Z im mittleren einstelligen Milliardenbereich.

Bei der Suche nach einem Standort für das Projekt hatte die baden-württembergische Landesregierung gehofft und begrüßt, „wenn ein solches Projekt im Südwesten realisiert werden würde“, wie ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums gegenüber der F.A.Z. sagte. Sollte die Ansiedlung nicht in Baden-Württemberg stattfinden, wäre dies ein „Rückschlag“, so der Sprecher. Die Produktion von Batteriezellen sei ein wichtiger Baustein zukünftiger Wertschöpfung in der Automobilproduktion.
Deutschland unattraktiver für Autohersteller? USA lockt mit Subventionen
Nach Informationen der F.A.Z. könnten vor allem die Subventionen den Ausschlag gegen einen Standort in Baden-Württemberg geben. Aus Unternehmenskreisen heißt es, dass Nordamerika wohl bereit wäre, Porsche mit fast zwei Milliarden Euro unterstützen. In Deutschland könnte der Autohersteller eine Förderung zwischen 700 und 800 Millionen Euro erhalten.
Porsche-Finanzvorstand Lutz Meschke dürfte im Jahr 2023 schon angedeutet haben, dass Porsche mit der USA liebäugelt. Er sprach bei der Präsentation der Halbjahreszahlen von einem „Beauty Contest“ zwischen Europa, den USA und vielleicht auch Kanada. Dabei gehe es um Subventionen, aber auch um Energiepreise, Bürokratie und andere Standortfaktoren.
Neben Porsche erwägen auch BMW und Audi Standorterweiterung in den USA
Porsche ist nicht der einzige Autohersteller, der Produktionen auf außerhalb Deutschlands und der EU verlagern könnte. Der Autohersteller BMW erweitert und modernisiert bereits sein Werk Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina. 1,7 Milliarden Euro investiert der Münchner Konzern hier. Der Konkurrent Audi erwägt laut der Tagesschau ein erstes US-Werk zu bauen. Der Standort sei derzeit „hochattraktiv“, sagte Audi-Chef Markus Duesmann der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.)
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Bidens Inflation Reduction Act: Deutsche Unternehmen liebäugeln mit den USA
Doch die Beliebtheit, Produktionen auf USA auszuweiten, ist nicht nur auf Autohersteller gemünzt. Egal, ob der Bau von Elektroautos, Wasserstoffproduktion oder Metallrecycling – die USA locken mit großzügigen Subventionen vor allem Unternehmen mit klimafreundlichen Technologien. Europas größter Kupferkonzern Aurubis baut im Bundesstaat Georgia laut der Tagesschau ein neues Recyclingwerk, das 2024 in Betrieb gehen soll und noch erweitert wird.
Mit dem „Inflation Reduction Act“ fördert die Regierung von US-Präsident Joe Biden klimafreundliche Investitionen in den Vereinigten Staaten mit der enormen Summe von insgesamt 430 Milliarden Dollar. Nach einer Umfrage der deutschen Industrie- und Handelskammer plant bereits jedes zehnte Unternehmen Produktionsverlagerungen. (bohy)