Nach Streit mit Putins Energieriesen: Europas Gaspreise steigen auf Jahreshoch
Österreich steht vor einer historischen Energiewende: Erstmals seit über 50 Jahren könnte das Land kein Gas mehr aus Russland erhalten. Das hat auch Auswirkungen auf die Gaspreise in Europa.
Frankfurt – Grund dafür ist ein eskalierender Konflikt zwischen dem österreichischen Öl- und Gaskonzern OMV und dem russischen Gasriesen Gazprom. Der jüngste Schiedsspruch eines internationalen Gerichts zugunsten der OMV könnte die ohnehin angespannte Beziehung endgültig belasten – mit Folgen für Europa.
Gaspreise in Europa: OMV gewinnt gegen Putins Flaggschiff Gazprom
Die OMV hatte Gazprom auf Schadenersatz verklagt, da der russische Konzern in der Vergangenheit Gaslieferungen nicht erfüllt hatte. Ein Schiedsspruch der Internationalen Handelskammer gab der OMV nun recht: Gazprom muss 230 Millionen Euro plus Zinsen zahlen. Die OMV plant, diese Summe mit den monatlichen Gaszahlungen an Gazprom zu verrechnen, was für Spannungen sorgen könnte.
Gazprom könnte als Reaktion die Gaslieferungen nach Österreich einstellen. Laut der OMV bereitet sich das Unternehmen bereits auf diesen möglichen Lieferstopp vor. Selbst wenn es dazu nicht kommt, könnte der Gasfluss spätestens ab Januar 2025 versiegen, da der Transitvertrag zwischen Russland und der Ukraine ausläuft. Dieser Vertrag sichert bislang den Transport von russischem Gas nach Europa durch ukrainisches Gebiet.
Streit zwischen Gazprom und OMV: Auswirkungen auf Europa und die Gaspreise
Die Warnung der OMV vor einer möglichen Handelsunterbrechung ließ die europäischen Gaspreise am Donnerstag in die Höhe schnellen, berichtet der Spiegel. Der Preis stieg zeitweise um bis zu fünf Prozent und erreichte den höchsten Stand seit November 2022. Mit 46 Euro pro Megawattstunde liegt der Preis allerdings noch weit unter dem Rekordwert von 346 Euro, der im August 2022 während der Energiekrise erreicht wurde.
Tom Marzec-Manser, Leiter der Gasanalyse bei ICIS, erklärte im Gespräch mit dem Guardian, dass die Situation bereits nächste Woche eskalieren könnte. Dann steht eine Gaszahlung in Höhe von 213 Millionen Euro an. Sollte die OMV diese zurückhalten, könnte Gazprom den bestehenden Vertrag sofort kündigen, berichtet auch der Spiegel. „Der laufende Vertrag entspricht knapp der Hälfte des Gases, das derzeit durch die Ukraine geleitet wird“, so Marzec-Manser.
Unabhängig von russischem Gas: Wie steht es um die deutsche Gasversorgung?
Im aktuellen Bericht der Bundesnetzagentur wird betont, dass die Gasversorgung in Deutschland stabil ist und die Versorgungssicherheit gewährleistet bleibt. Experten bewerten das Risiko einer angespannten Gaslage derzeit als gering. Dennoch wird weiterhin auf die Bedeutung eines sparsamen Gasverbrauchs hingewiesen.
Meine news

Gaspreise in Deutschland werden wohl massiv steigen
Viele Netzbetreiber haben angekündigt, ihre Gasnetzgebühren zu erhöhen, um die gestiegenen Kosten zu decken. Eine Analyse des Vergleichsportals Verivox zeigt, dass diese Gebühren im kommenden Jahr im Schnitt um 25 Prozent steigen könnten. Für ein Einfamilienhaus mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden bedeutet das Mehrkosten von etwa 116 Euro brutto pro Jahr.
Demnach sollen die Preiserhöhungen besonders drastisch in den neuen Bundesländern ausfallen. In einigen Regionen sollen die Gasnetzgebühren um bis zu 56 Prozent steigen. Das würde Mehrkosten von 445 Euro brutto bedeuten. Insgesamt decken die bislang ausgewerteten Netzbetreiber 43 Prozent aller Haushalte in Deutschland ab, sodass die tatsächliche Belastung vielerorts sogar noch höher ausfallen könnte. Mit Material von Reuters.