Leser zu Abschiebe-Doku: "Schengener Abkommen war Fehlentscheidung"

Eine TV-Dokumentation über Abschiebungen hat eine heftige Debatte ausgelöst. Viele Leser richten den Blick auf politische Verantwortung, fehlende Reformen und strukturelle Defizite in den Behörden. Die Diskussion reicht von grundsätzlicher Kritik am Migrations- und Asylsystem bis hin zu Forderungen nach konsequenteren Abschiebungen und härteren Grenzkontrollen. Andere verweisen auf die enormen Kosten und praktischen Schwierigkeiten im Vollzug – und sehen darin weniger politische Absicht als Ausdruck eines überforderten Verwaltungssystems.

Kritik an Politik und Gesetzgebung

Viele Leser werfen der Politik vor, notwendige Reformen im Bereich Migration und Abschiebungen zu verschleppen. Immer wieder werden jahrelange Versäumnisse bei Grenzkontrollen, Rückführungsabkommen und unklaren Zuständigkeiten angeprangert. Der Tenor: Gesetze gebe es genug, doch sie würden zu selten durchgesetzt. Tatsächlich scheitern zahlreiche Abschiebungen an Untertauchen, fehlenden Papieren, Klagen oder Absprachen mit Herkunftsstaaten. Die Kommentare spiegeln ein wachsendes Misstrauen gegenüber den etablierten Parteien – und den Wunsch nach einer Regierung, die Entscheidungen konsequenter umsetzt.

"Wir haben die richtigen Gesetze, aber Politik und Justiz wenden die guten deutschen Gesetze nicht an!" Zum Originalkommentar

""Die Doku lehrt: Deutschland braucht ein funktionierendes Einwanderungssystem" (?) Das bezweifle ich. Die Doku lehrt doch eher, Deutschland braucht ein funktionierendes Abschiebesystem."  Zum Originalkommentar

"Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, hat es 10 Jahre gedauert! Eine Umsetzung würde sicherlich nochmal 10 Jahre in Anspruch nehmen. Dann ist es längst zu spät!"  Zum Originalkommentar

""Deutschland braucht ein funktionierendes Einwanderungssystem." Darüber habe ich mich vor 40 Jahren mit führenden Politikern auf Landesebene unterhalten. Es wurde damals wie heute wenig differenziert und dem Gegenwind der "emotionalen Weltretter" konnte, ebenso damals wie heute, nichts entgegen gesetzt werden." Zum Originalkommentar

"Ich komme wieder": Abschiebe-Doku in ARD zeigt das deutsche Migrationsdilemma
TV-Kolumne: "Ich komme wieder": Abschiebe-Doku in ARD zeigt das deutsche MigrationsdilemmaHR-Screenshot

 

Kritik an Migrations- und Asylsystem

Ein großer Teil der Kommentare richtet sich gegen das bestehende Asylsystem. Viele halten es für überfordert und zu missbrauchsanfällig. Gefordert werden schärfere Regeln, strengere Grenzkontrollen und schnellere Verfahren. Einzelne Stimmen stellen sogar das Asylrecht grundsätzlich infrage. Faktisch gehört es jedoch zu den Grundpfeilern des Grundgesetzes und ist völkerrechtlich geschützt. Die Schärfe der Leserreaktionen zeigt, wie stark die politische Kommunikation über Ordnung, Kontrolle und humanitäre Verantwortung auseinanderdriftet – und wie groß der Frust über mangelnde Durchsetzung bleibt.

"Es bleibt nur eine Konsequenz, um solche Fälle zu vermeiden, nämlich scharfe Grenzkontrollen und die Zurückweisung dort. Wer illegal einreist, darf kein Anrecht mehr auf Asyl haben ..."  Zum Originalkommentar

"Allein diese Aussage "Ich komme wieder" bekräftigt die Forderung nach umfangreichen Grenzkontrollen"  Zum Originalkommentar

"(...) Richtiger wäre: "Hätte gesteuert werden müssen". Z.B. so wie in Australien, Border Control. Da kommt man nicht so einfach rein wie bei uns. Die schlagen vermutlich die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie von unserem Einreiseland hören."  Zum Originalkommentar

Befürwortung von scharfen Abschiebemaßnahmen

Viele Leser fordern ein konsequenteres Vorgehen bei Abschiebungen. Wiederkehrende Fälle werden als Beleg für zu lasche Gesetze und fehlende Abschreckung gewertet. Genannt werden Forderungen nach Haft bei Wiedereinreise oder klar definierten Strafen. Tatsächlich zeigen Zahlen, dass Abschiebungen oft an rechtlichen Hürden und diplomatischen Problemen scheitern. Die Beiträge verdeutlichen den Wunsch nach spürbarer Konsequenz – aber auch die Grenzen eines Rechtsstaats, der humanitäre und rechtliche Standards wahren muss.

""Ich komme wieder" Genau an diesem Punkt, wenn er wieder kommt, sollte ein Rechtsstaat Zähne zeigen und den Typen sofort in Haft nehmen. Ein Schnellgericht müsste dann über die Strafe umgehend entscheiden und er hat diese bis zu seiner erneuten Abschiebung abzusitzen. Nur so kann man dieser Rückkehrermentalität Herr werden."  Zum Originalkommentar

"Man müsste nur endlich entsprechende Bedingungen schaffen, dann würden die sich gut überlegen, ob die sich wieder hier blicken lassen ..."  Zum Originalkommentar
 

Skepsis gegenüber Einwanderungssystem

Ein Teil der Leser bezweifelt, dass ein funktionierendes Einwanderungssystem für Deutschland überhaupt möglich ist. Viele Leser halten die politischen Reformen für zu zögerlich und verweisen auf langjährige Ankündigungen ohne sichtbare Ergebnisse. Die Forderung, legale Zuwanderung klar von Asylverfahren zu trennen, zieht sich durch viele Beiträge. Die Skepsis verweist auf eine tieferliegende politische Vertrauenskrise: Kaum jemand glaubt, dass die Balance zwischen Fachkräftebedarf und Grenzkontrolle derzeit gelingt.

"Wieder der Ruf nach einem zweckmäßigen Einwanderungsgesetz. Ich weiß, was rauskommt. Nichts. Wir wursteln so weiter wie bisher, mit etwas Kosmetik für Schlagzeilen."  Zum Originalkommentar

"Man könnte das alles so gestalten, dass es effektiv und sicher wäre, wenn man es nur wollte. Aber die Politik, und damit meine ich auch die Union, will es nicht. Warum auch immer."  Zum Originalkommentar

"Wie kann es sein, dass Abgeschobene einfach wiederkommen und dann wieder in der Vollversorgung landen? Deutschland braucht endlich die Umstellung auf Sachleistungen, das AsylBwLG gibt es her. Deutschland braucht endlich die konsequente Anwendung, auch durch Richter, des AsylBwLG ..." Zum Originalkommentar

Kritik an Kosten und Aufwand Abschiebungen

Ein Teil der Diskussion konzentriert sich auf die finanziellen und organisatorischen Aspekte von Abschiebungen. Leser kritisieren hohe Ausgaben, langwierige Verfahren und wiederkehrende Fälle, bei denen Abgeschobene zurückkehren. Der bürokratische Aufwand und die Komplexität der Verfahren gelten als Symptom eines überlasteten Systems. Nach Schätzungen betragen die Kosten pro Rückführung oft mehrere tausend Euro. Die Kommentare spiegeln den Wunsch nach klareren Regeln, effizienteren Abläufen und einer stärkeren Verantwortung der Herkunftsstaaten.

"In seiner Abschiebung sieht der Albaner ohnehin keinen Sinn. Die Behörden müssten doch eigentlich wissen, dass er sowieso wiederkäme. „Das bringt doch nur Kosten“, sagt er."  Zum Originalkommentar

"Tatsächlich kostet die Abschiebung per Flug pro Person 10.000 Euro. Die deutschen Behörden versuchen, diese Ausgaben von den Betroffenen zurückzufordern. Oft vergeblich."  Zum Originalkommentar

"Ich vermisse einen entscheidenden Satz: Wer nicht auffindbar ist, verliert sofort sämtliche Bezüge - es werden also alle Zahlungen eingestellt. Habe ich das überlesen?"  Zum Originalkommentar


Forderung nach härteren Grenzkontrollen

In vielen Kommentaren wird für eine deutliche Verschärfung der Grenzpolitik plädiert. Genannt werden Beispiele anderer Staaten mit restriktiver Praxis, etwa Australien. Der Schengenraum gilt dabei manchen als Sicherheitslücke, die nationale Kontrolle verhindere. Tatsächlich werden an deutschen Grenzen seit Jahren immer wieder temporäre Kontrollen eingeführt, doch sie gelten als punktuell. Die Beiträge machen deutlich, dass die Frage nach offenen Grenzen längst auch zu einer Symboldebatte über staatliche Handlungsfähigkeit geworden ist.

"(...) Das Schengener Abkommen war eine politische Fehlentscheidung. Wieder abschaffen."  Zum Originalkommentar

"Wenn der Herr immer wieder einreisen kann, das belegt, dass die Außengrenze der EU nicht funktioniert. Im EU-System sollte dann ja hinterlegt sein, dass dieser Herr nicht in die EU einreisen darf. Ergo ist es den Ländern an der Außengrenze egal und verschieben das Problem an die Länder, in die er einreist. Insofern werden wir zur eigenen Kontrolle gezwungen!"  Zum Originalkommentar

Sonstiges

Ein kleinerer Teil der Diskussion bringt persönliche oder abwägende Perspektiven ein. Manche Leser äußern Verständnis für die schwierige Arbeit von Polizei und Behörden, andere reflektieren die ethischen Grenzen von Abschiebungen

""Ich komme wieder" , also die klare Ankündigung eines Rechtsbruchs. Wenn jemand abgeschoben wird, heißt das , das alle Rechtsmittel ausgeschöpft wurden und kein Asylanspruch besteht." Zum Originalkommentar

"Mir tun die Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten leid, die die Abschiebungen durchführen. Sie müssen für Missstände, die sie nicht zu verantworten haben, den Kopf hinhalten."  Zum Originalkommentar

Einordnung

Die deutliche Kritik vieler Leser steht im Kontext anhaltender Vollzugsprobleme im deutschen Migrationssystem. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums wurden 2024 rund 20.000 Menschen abgeschoben – bei mehr als 220.000 ausreisepflichtigen Personen. Zudem konnten 34.000 vorgesehene Abschiebungen nicht vollzogen werden. Abschiebungen in Deutschland scheitern vor allem am Untertauchen der Betroffenen, fehlenden Reisedokumenten und mangelnder Kooperation der Herkunftsländer, gefolgt von rechtlichen Klagen, medizinischen Gründen und fehlenden Abschiebehaftplätzen. Zugleich sank die Zahl illegaler Grenzübertritte laut Bundespolizei auf ca. 83.000. 

Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Umsetzung prägt das Misstrauen vieler Bürger: Der Staat gilt als regelungsstark, aber umsetzungsschwach. Die Kritik im Forum richtet sich daher insbesondere gegen die aus Sicht vieler zu geringe Durchsetzung bestehender Gesetze.

Wie bewerten Sie das deutsche System rund um Abschiebungen, Migration und Gesetzgebung – und welche Maßnahmen würden Sie für besonders sinnvoll halten? Diskutieren Sie mit und teilen Sie Ihre Sicht zur ARD-Dokumentation: Wie konsequent soll Deutschland abschieben und wie lässt sich die Migrationspolitik aus Ihrer Perspektive verbessern?

Hinweis: Die in diesem Artikel zitierten Kommentare geben ausschließlich die Meinungen unserer Leser wieder und wurden inhaltlich nicht verändert. Die Analyse, Auswertung und thematische Gruppierung der Kommentare erfolgt automatisiert mithilfe Künstlicher Intelligenz.
"Ich komme wieder": Abschiebe-Doku in ARD zeigt das deutsche Migrationsdilemma
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