- Der vollständige Artikel ist hier verfügbar: Dänemark schafft Zustellung von Briefen ab - was die Deutsche Post dazu sagt
Ein radikaler Schritt wie das Ende der Briefzustellung in Dänemark entfacht Widerspruch und Zustimmung unter unseren Lesern: Das Meinungsspektrum bewegt sich zwischen Fortschrittsoptimismus und fundamentaler Skepsis. Während einige den digitalen Wandel als überfällig betrachten, fürchten andere einen Verlust an Sicherheit, Teilhabe und staatlicher Verantwortung. Der Streit um die Zukunft des Briefverkehrs wird damit zur Grundsatzdebatte über den Zustand der Verwaltung und das Tempo gesellschaftlicher Modernisierung.
Debatte um Wandel des Briefverkehrs
Ein erheblicher Teil der Leserkommentare beschäftigt sich mit generellen Veränderungen, Fortschritt und gesellschaftlichen Folgen. Diese Beiträge beleuchten dabei unterschiedliche Aspekte – von praktischen Fragen bis zu grundsätzlichen Zweifeln am Sinn einer vollständigen Digitalisierung. Immer wieder wird der Vergleich zu anderen Ländern gezogen, etwa zu Dänemark oder Ecuador. Dabei wechseln sich Ironie, Skepsis und persönliche Erfahrungen ab. Häufig schwingt auch der Eindruck mit, dass politische Entscheidungen zu Alltagsfragen wie der Post zunehmend an der Lebensrealität vieler Bürger vorbeigehen.
"Ich war 2024 in Ecuador. Dort gibt es seit Corona schon keine Post mehr. Abgeschafft!!" Zum Originalkommentar
"Na ja, viele Kommentatoren schreiben, wie rückständig Deutschland doch sei, vergessen aber dabei, wer die verantwortlichen Regierungen in der Vergangenheit gewählt hat. Nämlich die gleichen Wähler/Bürger, die hier Rückständigkeit, marode Infrastruktur usw. ständig beklagen." Zum Originalkommentar
Kritik an deutscher Digitalisierungspraxis
Die schleppende Digitalisierung in Deutschland bleibt ein zentrales Ärgernis. Viele Leser berichten von alltäglichen Erfahrungen mit Behörden, die E-Mails ausdrucken oder weiterhin auf den Postweg setzen. Diese Praxis gilt als Sinnbild einer überregulierten Verwaltung, die zwar über Digitalisierung spricht, sie aber nicht konsequent umsetzt. Der Rückstand im internationalen Vergleich wird besonders deutlich, wenn Leser auf effizientere Systeme in anderen Ländern verweisen. Gleichzeitig wird auf die soziale Dimension hingewiesen: Die Teilhabe älterer oder weniger technikaffiner Menschen bleibt ungeklärt.
"Vom deutschen digitalisierten Öffentlichen Dienst werden immer noch die meisten Briefe in Papierform verschickt." Zum Originalkommentar
"Ein Beispiel aus der Praxis. Ein berufsständisches Versorgungswerk leitet alle eingehenden E-Mails in die Poststelle. Dort werden alle E-Mails ausgedruckt und mit Hausboten zum Sachbearbeiter gebracht. Seine Antwort wird in MS-Word geschrieben, aber in der Poststelle ausgedruckt und per Postversand als Antwort verschickt. Wann erlebt? Mitte 2025." Zum Originalkommentar
"Es zeigt, wieweit Deutschland bei der Digitalisierung ist: Habe gestern seit langer Zeit wieder einen Brief bekommen: ist von einer Behörde, ein Formular, welches ausgefüllt und zurückgeschickt werden muss." Zum Originalkommentar
Sarkasmus zur Postzustellung und Alltag
Viele Leser reagieren auf die Abschaffung des klassischen Briefverkehrs in Dänemark mit Ironie und Spott. In den Kommentaren dominieren sarkastische Anmerkungen über Gebühren, Zustellzeiten oder den vermeintlichen Fortschritt.
"Bei uns fährt schon lange der Bus, auf die Postkutsche wartet niemand mehr. So ist eben der gesellschaftliche Wandel, getrieben von Innovationen." Zum Originalkommentar
"Statt Urlaubsansichtskarten schickt man dann eben bunt bedruckte Päckchen. Geht auch mehr drauf." Zum Originalkommentar
"Top Idee. Dann kriege ich auch keine Post vom Finanzamt mehr." Zum Originalkommentar
Kritik an Digitalisierung und Sicherheit
Die Skepsis gegenüber digitaler Postzustellung richtet sich vor allem auf Fragen der Rechtssicherheit und des Datenschutzes. Leser zweifeln daran, dass elektronische Dokumente dieselbe Verbindlichkeit besitzen wie physische Schreiben. Häufig genannt werden Risiken bei Zustellnachweisen, Datenschutzverletzungen oder die Anfälligkeit digitaler Systeme für Störungen. Das Briefgeheimnis wird als gefährdet wahrgenommen. Zwar erkennen viele das Potenzial der Digitalisierung an, doch fordern sie belastbare Sicherheitsstandards und transparente Verfahren.
"Ich glaube das gerade eben nicht, auch für Dänemark nicht. Unvorstellbar, dass Urkunden, Urteile oder ähnliche Dokumente im Original online versendet werden, das ist rechtlich immer eine Kopie." Zum Originalkommentar
"Nun ja, und auch nicht so gut. Bekommt man z. B. eine gerichtliche Vorladung per E-Mail, kann man sagen, sorry, nicht erhalten. Es gibt ja keinen Beleg, ob zugestellt oder nicht (Unterschrift)." Zum Originalkommentar
"Wo bleibt das Briefgeheimnis? E-Mails sind nicht sicher, „social media“ schon gar nicht. Der gläserne Bürger wird immer offensichtlicher." Zum Originalkommentar
"Dass man mit der Digitalisierung von einem auf den anderen Moment praktisch alles lahmlegen kann, scheint niemanden zu interessieren. Da sind mir die altmodischen redundanten Systeme sympathischer." Zum Originalkommentar
Skepsis gegenüber Digitalisierungsvorreiter Dänemark
Das oft zitierte Beispiel Dänemark wird von vielen Lesern kritisch gesehen. Zwar gilt das Land als Pionier der digitalen Verwaltung, doch zahlreiche Kommentare bezweifeln die Übertragbarkeit auf Deutschland. Sie verweisen auf Unterschiede in Größe, Verwaltungskomplexität und technischer Infrastruktur. Auch in Dänemark, so wird betont, müssen rechtlich relevante Dokumente weiterhin persönlich zugestellt werden. Zudem bleibe unklar, wie weniger technikaffine oder ältere Menschen eingebunden werden sollen.
"Man muss anderen Ländern nicht alles nachmachen. Keine Briefe mehr verschicken, hat nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile." Zum Originalkommentar
"Da mein Bruder in Dänemark lebt und ich daher recht genau weiß, wie es dort wirklich läuft, möchte ich einmal den Artikel ergänzen. Selbstverständlich gibt es auch in Dänemark immer noch Briefe, die persönlich zugestellt werden müssen. Weil man z.B. einen rechtssicheren Nachweis über die termingerechte Zustellung benötigt. Zum Beispiel Mahnbescheide, gerichtliche Vorladungen ..." Zum Originalkommentar
Kritik an staatlicher Postpolitik
Ein kleiner, aber pointierter Teil der Leserschaft nimmt die staatliche Postpolitik ins Visier. Im Mittelpunkt stehen Vorwürfe der Vernachlässigung öffentlicher Aufgaben, überzogene Renditeziele und die Folgen der Privatisierung. Schließungen, Streiks und lange Zustellzeiten gelten als sichtbare Zeichen einer Fehlentwicklung. Viele Leser fordern eine Rückbesinnung auf den Grundversorgungsauftrag, den die Post einst erfüllte.
"Na ja, die Deutsche Post hat die Briefzustellung ja quasi im Bummelstreik ebenfalls nahezu eingestellt. 10 Tage Laufzeit für einen Brief in die Nachbargemeinde - heute eher der Normalfall." Zum Originalkommentar
"Staatliche Postdienste: Schließungen, Streiks, Milliardenverluste" Zum Originalkommentar
Zustimmung zur Digitalisierung und Modernisierung
Eine Minderheit der Leser begrüßt die Abkehr vom klassischen Brief ausdrücklich. Sie sieht in der vollständigen Digitalisierung eine Chance zur Vereinfachung, Effizienzsteigerung und Entlastung der Verwaltung. Genannt werden niedrigere Kosten, schnellere Abläufe und mehr Transparenz. Positiv hervorgehoben wird, dass die technische Infrastruktur – digitale Ausweise, sichere Identitäten, funktionsfähige Apps – bereits vorhanden sei, es fehle nur an konsequenter Umsetzung. Zugleich mahnen Befürworter, den Übergang sozial abzufedern: Wer digital weniger versiert ist, dürfe nicht ausgeschlossen werden.
"Jeder Mensch hat einen Ausweis, der digital einsetzbar ist, wenn freigeschaltet. Es gibt die AusweisApp, die gut funktioniert, mit aber zu wenig vernetzten Behörden. Alle Behörden müssen digital erreichbar sein, einheitlicher Standard auch bei der Sicherheit ..." Zum Originalkommentar
"(...) Wer arbeitet denn heute noch mit einer Hauspost? Man kann auch die Mär des gläsernen Bürgers nicht mehr aushalten. Die Gesetze für Datentransfers sind heute schon so gemacht, dass bei Bedarf diese von Banken und Unternehmen abgerufen werden können. Meinetwegen, ich habe nichts zu verheimlichen." Zum Originalkommentar
Was bedeutet das dänische Modell für Deutschlands Zukunft? Schafft Digitalisierung wirklich mehr Chancen als Risiken – oder droht vielen Menschen der Verlust wichtiger Kommunikationswege? Diskutieren Sie mit: Wollen Sie weiter echte Briefe erhalten oder begrüßen Sie das Ende der Briefpost? Teilen Sie Ihre Meinung unten in den Kommentaren!