Führender Bau-Dienstleister in Deutschland insolvent: Sieben Unternehmen und 420 Mitarbeiter betroffen

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Die Baubranche muss einen weiteren Schlag verkraften. Die Zukunft des deutschlandweit bekannten Gerüst- und Baudienstleisters BPG Building Partners Group GmbH ist noch einer Serie von Insolvenzanträgen ungewiss. (Symbolbild) © Daniel Bockwoldt / dpa

Ein führendes Baumanagement-Unternehmen musste in dieser Woche Insolvenz anmelden. Von der Pleite sind 420 Mitarbeiter betroffen. Ihre Zukunft? Ungewiss.

Wandlitz – Die Krise am Bau verschärft sich weiter. Nach der Insolvenz einer großen Immobilien-Firma und den Pleiten von diversen weiteren Bauunternehmen in den vergangenen Monaten ist nun ein weiteres bekanntes Gesicht in der Baubranche insolvent. Diese Entwicklung zeigt auf, wie schwer es die Branche derzeit in Deutschland hat, sich überhaupt über Wasser zu halten.

Denn nach den Schwierigkeiten zahlreicher Immobilienentwickler breitet sich die Krise zunehmend auf die Bauunternehmen, die Zuliefer- und Dienstleisterfirmen aus.

Führender Dienstleister in der Baubranche ist insolvent: Sieben Unternehmen der BPG Gruppe sind pleite

Das insolvente Full Service Baumanagement-Unternehmen BPG Building Partners Group GmbH bildet in diesem Fall keine Ausnahme, sondern ist ein weiteres Beispiel von einer ganzen Pleitereihe. Vielmehr spiegelt die Insolvenz des Unternehmens, das sich über 40 Jahre in seinem Metier einen Namen gemacht hat, sinnbildlich die Lage der Bauwirtschaft in Deutschland. Während auch in anderen Branchen Traditionshersteller die Insolvenz anmelden müssen, stottert die Konjunktur in der Baubranche gewaltig. Aufträge sind derzeit Mangelware und eine Besserung in der Zukunft lässt sich bisher kaum oder gar nicht abschätzen. Die Flaute sorgt vielmehr dafür, dass Investoren den Wohnungsbau mit ausgesprochener Skepsis betrachten und von Investitionen absehen.

Die prekäre wirtschaftliche Lage veranlasste die BPG Buildung Partners Group dazu, für gleich sieben Unternehmen am Mittwoch (11. Juli) Insolvenzanträge beim Amtsgericht in Potsdam zu stellen. Daraufhin machte das Gericht den bekannten Juristen Lucas Flöther zum vorläufigen Insolvenzverwalter für das Unternehmen mit Hauptsitz im brandenburgischen Wandlitz.

Bekannter Bau-Dienstleister aus Brandenburg meldet Insolvenz an: 420 Angestellte betroffen

Während nach der Insolvenz eines deutschen Weltmarktführers, dessen Rettung durch die Übernahme eines Familienunternehmens geglückt ist, bleibt die Zukunft des insolventen Bau-Dienstleisters völlig offen. Ebenso ist bisher noch nicht bekannt, wie es mit den 420 Mitarbeitern weitergehen soll, die laut der Unternehmenseite bei der BPG Buildung Partners Group angestellt sind.

Auf Anfrage der WirtschaftsWoche erklärte Insolvenzverwalter Flöther, der sich noch im Sondierungsprozess befindet, dass er sich mit seinem Team zunächst einen Überblick verschaffen will, bevor den Versuch unternimmt, den Geschäftsbetrieb des Baumanagement-Unternehmens „zu stabilisieren“.

Führendes Baumanagement-Unternehmen in Deutschland ist insolvent: Insolvenzen steigen deutlich in 2024

Das Geschäft der BPG Group verteilt sich auf die drei Kernbereiche. Beim Gerüstbau, Baulogistik und der Vermietung von Containern blickt das Unternehmen auf vierzig Jahre Erfahrung zurück und zählt zu den größten Gerüstbauern und Baulogistikern in Deutschland. Dennoch reiht sich das Unternehmen in eine Vielzahl von Firmen ein, deren Geschäft vom Wohnungsbau und der Immobilienbranche abhängt und reihenweise pleitegehen.

Laut einer aktuellen Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg, die IPPEN.MEDIA vorliegt, stieg die Zahl der Großinsolvenzen im ersten Halbjahr 2024 um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum an. „Die Rettung von Unternehmen aus der Insolvenz gestaltet sich zunehmend komplexer. Hohe Zinsen machen den Erwerb insolventer Firmen teurer oder unattraktiv. Ferner schrecken unsichere Umsätze aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage potenzielle Investoren ab“, erklärt Experte Jonas Eckhardt, Partner der Unternehmensberatung Falkensteg.

Insolvenzen in der Baubranche nehmen wohl weiter zu: Vonovia-Chef warnt

Eckhardt prognostiziert, dass dieser Trend langfristig anhalten und es so zu weiteren Insolvenzen wie beispielsweise bei einem 208 Jahre alten Traditionsunternehmen kommen wird: „Viele Unternehmen müssen sich wandeln, um in der Dynamik des internationalen Handels bestehen zu können. Doch übermäßige Regulierung, hohe Energiepreise und Steuern, mangelhafte Infrastruktur und unzuverlässige Förderprogramme bremsen die erforderliche Transformation. Deutschland ist aktuell zu träge. Das zeigt sich in den wachsenden Insolvenzzahlen.“

Besonders die anhaltende Krise in der Baubranche könnte die Lage für die Unternehmen verschärfen. Davor warnt auch der Vorstandsvorsitzende von Deutschlands größtem Immobilienkonzern Vonovia, Rolf Buch. Der Chef des Dax-Unternehmens erwartet besonders bei den Immobilienentwicklern weitere Pleiten. „Wir werden in den kommenden Monaten und eventuell im nächsten Jahr extrem viele Pleiten sehen“, sagte Buch vor dem Internationalen Club der Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW).

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