„Gefahr des Stillstands“ im Maschinenbau: Stellenabbau, Kurzarbeit – außer beim Wunderkind Bayern
Im deutschen Maschinen- und Anlagenbau macht sich Unsicherheit breit: Folgen sind Mitarbeiterabbau und Kurzarbeit. Nur Bayern spielt in einer eigenen Liga.
München – Krisenmodus in der Maschinen- und Anlagenbau-Branche: Rund ein Drittel der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Lage als schlecht oder sogar sehr schlecht. Erst 2025 rechnet die Branche mit Entlastungen. „Damit hat sich das Bild zuletzt tendenziell eher zum Negativen gewandelt.“, so VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers. Von den 932 Branchenunternehmen, die vom VDMA zur aktuellen Konjunktur befragt wurden, stuften weniger als 30 Prozent die Lage als gut oder sehr gut ein. Die meisten Unternehmen blicken pessimistisch auf das laufende Jahr, rund 40 Prozent erwarten Umsatzrückgänge und über 20 Prozent ein Nullwachstum ihrer Umsätze. Ein Viertel des deutschen Maschinenbau-Umsatzes kommt aus Bayern - dort sieht die Lage anders aus.
„Hoffnungen“ für 2024 in der Maschinenbau-Branche haben sich nicht erfüllt
„Nicht wenige Unternehmen hatten ihre Hoffnungen auf ein positives zweites Halbjahr 2024 gestützt. Doch gemessen am Auftragseingang haben sich diese Hoffnungen für viele nicht erfüllt. Die Unternehmen mussten daher ihre Einschätzungen nach unten revidieren“, so Wiechers. Erst für das nächste Jahr zeigten sich die Befragten etwas zuversichtlicher.
Die wirtschaftliche Lage veranlasst Unternehmen allerding auch bei Investitionen zu zögern – frühestens nächstes Jahr könnte sich dies wieder ändern. „Gründe, zu investieren, gibt es angesichts der tiefgreifenden Transformation im Maschinenbau und in seinen Kundenbranchen zuhauf“, so Wiechers. Für eine Ankurbelung benötige es aber auch gute Investitionsbedingungen wie Planungssicherheit und verlässliche wirtschaftliche wie politische Rahmenbedingungen.
Maschinenbau- Unternehmen planen Mitarbeiterabbau und Kurzarbeit
Die konjunkturelle Schwächeperiode wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus: Fast die Hälfte aller befragten Unternehmen möchte die Zahl der Zeitarbeitenden im kommenden Halbjahr reduzieren. Die Stammbelegschaft hat bei zwei Drittel der Unternehmen nichts zu befürchten: „Die Unternehmen wissen nur zu gut von der demografischen Entwicklung und der damit einhergehenden Arbeitskräfteknappheit in den nächsten Jahren. Daher werden viele Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wo immer möglich halten“, so Wiechers. Das bedeute allerdings auch einen erneuten Anstieg von Kurzarbeitszeitmodellen.
Wunsch nach mehr Frauen und ausländischen Fachkräften: „Kein Platz für Abschottungsfantasien“
Mit 228.188 Beschäftigten ist der Maschinen- und Anlagenbau der größte industrielle Arbeitgeber Bayerns, kämpft aber mit den Folgen des Arbeitskräftemangels. Die Hälfte aller Maschinenbau-Unternehmen klagt über Umsatzeinbußen, weil es ihnen an Facharbeitern fehlt. Der VDMA Bayern-Vorsitzende Bertram Kawlath fordert daher klug regulierte Zuwanderung und mehr Frauen in Ingenieurs- und Maschinenbauberufen. „Bayern muss deutlich geschickter darin werden, Arbeitskräfte zu gewinnen, zu holen und zu halten – egal welcher Herkunft oder welchen Geschlechts. Für Abschottungsfantasien ist in einer globalisierten Welt kein Platz.“
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Viertel des deutschen Maschinenbau-Umsatzes aus Bayern: 64,5 Milliarden Euro
Letztes Jahr lag der nominale Umsatz des bayerischen Maschinen- und Anlagenbaus bei 64,5 Milliarden Euro – das entspricht einem Plus von mehr als 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Rund ein Viertel des Gesamtumsatzes in der Branche wurde damit von Bayern heraus erwirtschaftet. Auch der Export ist erfolgreich: 67 Prozent des Umsatzes stammen aus dem Auslandsgeschäft. Der wichtigste Absatzmarkt sind die USA. Dieser Trend dürfte auch anhalten - zumindest zeigen sich die bayerischen Maschinenbau-Unternehmen optimistisch in Hinblick auf Nordamerika. „Ungeachtet aller Herausforderungen ist und bleibt der Maschinenbau ein Zugpferd der bayerischen Wirtschaft“, so Kawlath.
Die bayrische Maschinen- und Anlagebaubranche wünscht sich von der Regierung Entlastungen bei der Bürokratie und Lösungen zum Arbeitskräftemangel. Die Mehrkosten von Unternehmen durch die Bürokratie betragen 3 Prozent des Gesamtumsatzes – gesetzliche Vorschriften müssten daher griffig und nachvollziehbar sein. Schlimmstenfalls schwinde sonst das Vertrauen in den Staat – „Gerade in diesen Zeiten können wir uns das im wahrsten Sinne des Wortes nicht leisten.“