100 Jahre Weltspartag: Aktion nach wie vor beliebt - Mitarbeiterin verrät „Highlight“ für Kinder

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Ersparnisse wechseln den Besitzer: Hanna und Quirin aus Egling geben die Inhalte ihrer Spardosen ab. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Seit 100 Jahren gibt es den Weltspartag. Doch ist dieser Tag in Zeiten von Digitalisierung und bargeldloser Bezahlung noch relevant - und bei Kinder beliebt? Ein Sparkassenbesuch.

Wolfratshausen - Seit über einem halben Jahrhundert steht in der Wolfratshauser Sparkasse Ende Oktober eine Woche lang ein kleines buntes Häuschen in Servicebereich. Es handelt sich um den Kinderschalter für den Weltspartag. Letzterer wurde am Mittwoch 100 Jahre alt. Doch ist dieser Tag in Zeiten von Digitalisierung und bargeldloser Bezahlung überhaupt noch relevant – und beim Nachwuchs gefragt?

Unserer Zeitung stattete der Filiale an der Sauerlacher Straße einen Besuch ab. Kurz vor 9 Uhr ist es in der Bank noch ruhig. Am Schalter lässt sich ein Rentner Geld ausbezahlen. Daneben möchte ein Paar ein Konto eröffnen. Beratung-Center-Leiter Simon Gebhart kommt um die Ecke.

100 Jahre Weltspartag: Viel hat sich im Laufe der Zeit nicht verändert

In der Loisachstadt existiert seit über 100 Jahren eine Sparkasse. „Ich gehe davon aus, dass es von Anfang an bei uns den Weltspartag gab“, sagt der 35-Jährige. Verändert habe sich im Laufe der Jahrzehnte daran „eigentlich nicht viel“. Nach wie vor kommen die jüngsten Kunden in das Geldinstitut, um ihre Ersparnisse abzugeben. Im Gegenzug dürfen sie sich ein Geschenk aussuchen.

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Einen großen Wandel gab es im Laufe der Zeit allerdings doch. Münzgeld ist längst nicht mehr so gängig wie früher. „Auf der einen Seite ist es wichtig, dass Kinder mit der Digitalisierung aufwachsen“, so der Bankmitarbeiter. „Viele Jugendliche beschäftigen sich zum Beispiel schon mit Onlinebanking.“ Andererseits sei es gerade für die Jüngsten „extrem wichtig“, durch den Umgang mit Münzen und Scheinen ein physisches Gefühl für Geld zu entwickeln.

Dafür nimmt die Sparkasse einen gewissen Aufwand in Kauf. Alle Mitarbeiter helfen während der Weltsparwoche zusammen, auch die Vorstandschaft übernimmt Schichten im Kinderhäuschen. „Wenn viel los ist, kommen an einem halben Tag bestimmt um die 50 Kinder“, schätzt Gebhart. Nach Schalterschluss arbeiten seine Kollegen oft bis zu zwei Stunden, um die vielen Einzahlungen abzuwickeln.

Weltspartag: Wenn viel los ist, kommen am Tag 50 Kinder in die Sparkasse

An diesem Tag sitzen Michelle Krause und Philipp Bergmann am Kinderschalter. Vor ihnen sind Brotzeitdosen, Plüschesel- und Eichhörnchen, Buntstifte und Fahrradklingeln drapiert. „Für die Kinder ist es ein Highlight, wenn sie beobachten können, wie die Münzen gezählt werden“, erzählt die 31-Jährige. „Früher ging der Betrag aufs Sparbuch, heute ist es bei vielen das Girokonto“, ergänzt ihr 37-jähriger Kollege. Nachdem das Geld gezählt ist, wird es mit Namen und Summe notiert. Später wird es im Kassensystem verbucht und auf den Konten gutgeschrieben, erklärt die Eurasburgerin.

Für die Kinder ist es ein Highlight, wenn sie beobachten können, wie das Geld gezählt wird.

Dann wendet sie sich einem Mädchen und einem Jungen zu, die geduldig vor dem Häuschen warten. Quirin und Hanna aus Egling halten Plastiktüten voller Münzen in den Händen. Wenig später schauen die zwei gebannt zu, wie das Geld in der Zählmaschine klappert. „Als Spardose habe ich daheim ein Feuerwehrauto“, erzählt der zehnjährige Bub stolz.

„Und auf meiner sind Kleeblätter drauf“, verrät seine achtjährige Schwester. Mutter Christine Fleischmann findet es wichtig, dass ihr Nachwuchs den Umgang mit Bargeld lernt. „Vor dem Weltspartag haben wir daheim nochmal die Geldbeutel geleert“, erzählt sie mit einem Augenzwinkern.

100 Jahre Weltspartag Wolfratshausen Sparkasse.
Hat sich für ein Plüscheichhörnchen entschieden: Der zweijährige Johannes aus Bad Heilbrunn. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Um 9.22 Uhr hat sich vor dem Kinderschalter eine kleine Warteschlange gebildet. Die Mädchen und Buben halten ihre unterschiedlichst gestalteten Spardosen – vom Fußball bis zur Schildkröte ist alles dabei – fest in den Händen. „Oh, ich will so einen Plüschesel“, flüstert ein Bub begeistert seinem Bruder zu.

100 Jahre Weltspartag: Kinder wissen Kleinbeträge nach wie vor zu schätzen

Gebhart beobachtet das Geschehen zufrieden aus dem Hintergrund. Im Vergleich zu 1914 bekommen die meisten Kinder heutzutage vermutlich mehr Taschengeld. Trotzdem wissen sie die Kleinbeträge nach wie vor zu schätzen, ist sich der 35-Jährige sicher. Bei einer Sommeraktion verschenkt die Sparkasse an ihre jüngsten Kunden zum Beispiel Eisgutscheine. Gebhart: „Eine Kugel kostet vielleicht 1,80 Euro – aber für die Mädchen und Buben ist das ein Höhepunkt.“

Zurück an den Schalter. An der Hand seiner Mama Resi Abeltshauser tapst gerade der kleine Johannes in die Bank. Die beiden stellen sich hinten an der Schlange an. Für den Zweijährigen ist es der erste Weltspartag. „Johannes hat sogar gleich zwei Sparschweine“, erzählt die Bad Heilbrunnerin und grinst. Eines steht bei ihr im Friseursalon. „Viele meiner Kunden kennen den Johannes, und werfen ihm immer mal wieder eine Münze rein.“ Der Bub lugt derweil interessiert zu den Plüschtieren am Schalter rüber.

Quirin und Hannah halten derweil jeder einen Zahlungsbeleg in der Hand. Ihre Spardosen sind leer. Zufrieden gehen die beiden nach Hause. Nun haben sie wieder ein Jahr lang Zeit, um ihre Dosen aufzufüllen. kof

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