Elektroautos im Reichweiten-Test: Einige Modelle versagen bereits bei 130 km/h
E-Autos gelten als umweltfreundlich und effizient. Auf langer Strecke schneiden sie aber meist nur bei idealen Bedingungen gut ab. Weder Tempo noch Temperatur bekommen ihnen.
München – Im Sinne der Nachhaltigkeit treten Elektroautos immer mehr in den Vordergrund. Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden vergangenes Jahr 524.219 E-Autos neu in Deutschland zugelassen, was eine Steigerung von 11,4 Prozent gegenüber zu 2022 entspricht. Damit war 2023 knapp jedes fünfte neu zugelassene Auto ein Stromer.
Grund für die wachsende Beliebtheit von Elektroautos ist, dass sie mittlerweile mehr Reichweite haben. Allerdings zeigt ein Reichweiten-Test der Bild, dass diese bei hoher Geschwindigkeit abnimmt. Demnach versagen einige Modelle bereits bei 130 km/h.
Elektroautos im Reichweiten-Test: Diese Modelle sind für Langstrecken geeignet
Zum Vergleich wurden insgesamt 61 verschiedene Elektroautos auf der Autobahn mit einer Geschwindigkeit von 130 km/h getestet. Bild verweist darauf, dass es sich dabei um einen Praxis- und kein Labortest handle. Demnach herrschen bei Reichweiten-Tests je nach Jahreszeit und Wetterlage andere Temperaturen, welche die Akkulaufzeit von Elektroautos beeinflussen können. Dem ADAC zufolge, sei in sehr kalten oder warmen Monaten ist mit Einbußen bei der Reichweite zu rechnen, im Winter zum Beispiel mit bis zu 30 Prozent. Ideal sei dagegen eine Außentemperatur zwischen 20 und 22 Grad.

Im Reichweiten-Test von Bild schneidet unter anderem das Modell „BMW i4 eDrive40“ gut ab. Die E-Limousine kann ab 56.500 Euro erworben werden, hat rund 340 PS, einen 81,1 kWh-Akku sowie maximal 200 kWh Ladeleistung. Bei einer Geschwindigkeit von 130 km/h und einer Temperatur von 13 Grad fährt das Elektroauto rund 415 Kilometer weit. Ebenso unter den Bestplatzierten ist der „Mercedes EQS 580 4Matic SUV“. Das fast 150.000 Euro teure Modell hat einen 108 kWh-Akku verbaut und erreicht bei gleichbleibender Geschwindigkeit sowie vier Grad Außentemperatur eine Reichweite von 411 Kilometer.
Die Gewinner im Test:
Fahrzeug | Leistung (PS) | Akku (kWh) | Temperatur (C°) | Reichweite (km) |
Mercedes EQS 450+ | 333 | 107,8 | 15 | 482 |
Mercedes EQS 580 4M | 523 | 107,8 | 14 | 444 |
BMW iX50 xDrive50 | 523 | 105,2 | 16 | 434 |
BMW iX M60 | 619 | 105,2 | 27 | 430 |
Genesis Electrified G80 | 370 | 87,2 | 21 | 427 |
Quelle: Reichweiten-Praxistest mit 61 Modellen, Bild
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Auch der ADAC hat die Reichweite einiger Elektroautos verschiedener Größen und Preisklassen getestet. Allerdings kommen sie bei ihrer Platzierung auf andere Ergebnisse. Grund dafür ist, dass sich alle aufgeführten Fahrzeuge gleichermaßen standardisierten Bedingungen unterziehen müssen. „Alle Prüfzyklen werden aus Gründen der Vergleichbarkeit bei Temperaturen um 20 Grad Celsius durchgeführt“, heißt es auf der Website des ADAC. Unklar ist hingegen, mit welcher Geschwindigkeit die Elektroautos getestet wurden. Dennoch gibt es zwei Modelle, die sich wie im Test von Bild unter den Bestplatzierten befinden.
Die Gewinner im ADAC-Test:
Fahrzeug | Akku (kWh) | Reichweite (km) |
BMW iX xDrive50 | 105,2 | 610 |
Mercedes EQS 450+ | 107,8 | 575 |
Hyundai Ioniq 6 | 77,4 | 555 |
BMW i7 xDrive 60 | 101,7 | 545 |
Mercedes EQE 350+ | 90,6 | 530 |
Quelle: Elektroautos im Test, ADAC
Sowohl der „BMW iX xDrive50“ als auch der „Mercedes EQS 450+“ schneiden in beiden Reichweiten-Tests gut ab. Während ersteres Modell bei Bild mit einer Temperatur von 16 Grad und einer Geschwindigkeit von 130 km/h auf 434 Kilometer kommt, sind es im ADAC-Vergleich 610 Kilometer. Damit nimmt das Elektroauto den ersten Platz im Ranking des Automobilclubs ein. Das Mercedes-Modell ist dagegen bei Bild mit einer Reichweite von 482 Kilometern auf Platz eins. Bei ADAC landet es mit 530 Kilometern auf dem fünften Platz. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es sich lohnen kann, tief ins Portemonnaie zu greifen.
Bei 130 km/h versagen 53 Modelle: Das sind die Verlierer unter den Elektroautos
Wer dagegen weniger für ein Elektroauto ausgeben will, darf sich nicht zu viel versprechen. Wie der Reichweiten-Test von Bild zeigt, erreichen fünf von 61 Modellen bei 130 km/h lediglich unter 200 Kilometer. 53 von 61 Modelle schaffen bei dieser Bedingung unter 400 Kilometer, bevor der Akku leer geht. Unter den Letztplatzierten ist unter anderem das Modell „Mazda MX-30“, welches auch bei ADAC vergleichsweise schlecht abschneidet. Für einen Preis ab 35.990 Euro aufwärts erwartet Kunden 145 PS und einen 35,5 kWh-Akku. Bild zufolge fährt das Elektroauto lediglich 140 Kilometer, laut ADAC 170 Kilometer.
Die fünf Verlierer im Test:
Fahrzeug | Leistung (PS) | Akku (kWh) | Temperatur (C°) | Reichweite (km) |
MG5 | 177 | 50,3 | -3 | 178 |
Opel Combo-e Life | 136 | 50 | 5 | 171 |
Peugeot e-Rifter | 136 | 50 | 6 | 164 |
Honda e | 154 | 35,5 | 13 | 153 |
Mazda MX-30 | 145 | 35,5 | 6 | 140 |
Quelle: Reichweiten-Praxistest mit 61 Modellen, Bild
Ähnlich verhält es sich bei den Modellen „Honda e“ sowie „Honda e Advance“, welches lediglich weitere Funktionen wie beispielsweise ein beheizbares Lenkrad bietet. Obwohl der Hersteller angibt, dass es sich dabei um einen „fortschrittlichen Elektroantrieb“ mit „bis zu 412 Kilometern Reichweite“ handelt, lässt der Praxistest zu Wünschen übrig. Im Reichweiten-Test von Bild kommt das Elektroauto auf 153 Kilometer bei einer Außentemperatur von 13 Grad. Im ADAC-Ranking erreicht es bei einer Idealtemperatur von 20 Grad gerade einmal 180 Kilometer. Das ist ein Bruchteil der versprochenen Reichweite.
Die fünf Verlierer im ADAC-Test:
Fahrzeug | Akku (kWh) | Reichweite (km) |
Dacia Spring Electric Comfort Plus | 27,4 | 185 |
Honda e Advance\t | 28,5 | 180 |
Mazda MX-30 e-SKYACTIV Makoto | 32 | 170 |
Fiat 500e RED | 21,3 | 150 |
Renault Twingo Electric Intens | 21,4 | 150 |
Quelle: Elektroautos im Test, ADAC
Was bei beiden Tests auffällt: Der Stromverbrauch spielt bei der Reichweite eine übergeordnete Rolle. Daher sollte beim Kauf von Elektroautos nicht nur auf die Kapazität beziehungsweise die „Größe“ des verbauten Akkus geachtet werden. „Je geringer der Stromverbrauch, desto größer die Reichweite“, unterstreicht der ADAC. (cln)