Kälte legt Teslas lahm – „Ladung dauert statt 45 Minuten jetzt zwei Stunden“

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Ein schneebedecktes Elektro-Auto der Marke Tesla (Symbolbild). © IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.

Die Kälte in den USA wurde in der vergangenen Woche für viele Tesla-Besitzer ungemütlich: Die Batterieleistung ihrer E-Autos sank rapide, an den Ladestationen bildeten sich teils lange Schlangen.

Chicago – Man kennt es vom Smartphone: Wenn die Temperaturen sinken, ist der Akku schneller leer. Das gleiche Prinzip gilt auch für die Batterie von Elektroautos. Tesla-Besitzer in den USA lernten diese Lektion in der vergangenen Woche auf die harte Tour, wie der US-Sender CBS News am vergangenen Donnerstag (18. Januar) berichtete. Bei Minusgraden luden die Autos an den Ladestationen zudem nur halb so schnell wie sonst. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein Tesla-spezifisches Problem.

Minusgrade in den USA: Tesla-Ladezeiten mehr als verdoppelt

Anfang vergangener Woche sank das Thermometer in der US-Metropole Chicago teilweise auf null Grad Fahrenheit (etwa minus 17 Grad Celsius). Die Folge für Elektroautos: Die Batterien waren schneller leer, die Ladestationen luden langsamer. Diese fatale Kombination bei extremer Kälte führte vergangene Wochen in Chicago auch zu langen Wartezeiten an Tesla-Ladestationen. „Ich bin jetzt schon über fünf Stunden hier und habe es immer noch nicht geschafft, mein Auto aufzuladen“, sagte Tesla-Fahrer Brandon Welbourne zu CBS Chicago. „Eine Ladung, die 45 Minuten dauern sollte, dauert zwei Stunden.“ Die Autos standen in langen Schlangen an den Supercharger-Stationen. Teilweise mussten Abschleppwagen gerufen werden, wie NPR berichtete. Doch das Problem liegt nicht nur bei Tesla, sondern betrifft alle Elektroautos, die mit Lithium-Ionen-Akkus fahren.

Elektroauto-Batterien bei Minusgraden schneller leer: Das sind die Gründe

Es gibt mehrere Gründe, warum Elektroautos bei niedrigen Temperaturen eine geringere Reichweite haben. Eine Erklärung liegt auf der Hand: Der Fahrer möchte es gemütlich haben und heizt den Innenraum, die dafür benötigte Energie steht dann anderswo nicht mehr zur Verfügung. Die Reichweite eines E-Autos mit beheiztem Innenraum kann um bis zu 41 Prozent fallen, wie der US-amerikanische Automobilclub AAA recherchierte. Besonders auf Kurzstrecken leidet die Leistung: Der ADAC errechnete den Mehrverbrauch eines Tesla Model 3 auf einer Pendlerstrecke von 23 Kilometern bei minus sieben Grad mit 73 Prozent.

Ein weiterer Grund für den Reichweitenverlust hängt mit der Technologie des Antriebs zusammen. Die Lithium-Ionen-Akkus fühlen sich zwischen 20 und 40 Grad am wohlsten, wie der ADAC erklärt. Denn in diesem Temperaturbereich funktionieren die chemischen Reaktionen am besten. Je kälter, desto langsamer die Reaktionen – und desto weniger Leistung steht zur Verfügung.

Mit diesen Tipps können Elektroautobesitzer die Reichweite bei kaltem Wetter erhöhen

Der ADAC rät zu einem Vorheizen des Autos, solange es noch an der Ladestation hängt, was dann keine Reichweite kostet. Ein kalter Akku lädt zudem langsamer. Wer also unterwegs ist, muss mit einer nicht vorgeheizten Batterie mit längeren Ladezeiten rechnen. Tesla selbst empfiehlt in einem Leitfaden für kaltes Wetter, den Trip Planner zu nutzen, um die Batterie des Autos vor der nächsten Ladung auf eine perfekte Temperatur zu bringen, wodurch sich die Ladezeit verkürzt.

Die Fahrzeit sollte demnach mindestens eine halbe Stunde lang sein, um den Akku entsprechend zu erwärmen. „Wenn die Fahrt zum Ladeort weniger als 30–45 Minuten dauert, sollten Sie erwägen, die Batterie vor der Fahrt vorzubereiten“, heißt es in den Empfehlungen weiter. Sollten Türgriffe oder Fenster eingefroren sein, bietet der Elektroauto-Pionier auch eine „Entfrosten“-Funktion an. Die wiederum wärmt auch die Batterie auf, was deren Leistung erhöht. Bei den meisten E-Auto-Modellen lässt sich die Standheizungs-Funktion bequem über eine App aktivieren, ein klarer Komfort-Vorteil gegenüber vielen herkömmlichen Autos. Tesla rät zudem bei extremer Kälte den Ladezustand der Batterie nie unter 20 Prozent fallen zu lassen.

Immerhin im Stau müssen sich Elektroautobesitzer auch bei eisiger Kälte keine Sorge machen: Wie der ADAC untersuchte, verbraucht ein E-Auto im Stand relativ wenig Energie. Auch bei Minustemperaturen könne die Heizung „problemlos mehrere Stunden auf Wohlfühltemperatur laufen“, so die Autoexperten. Unterm Strich standen E-Autos im vergangenen Jahr in der Gunst der Käufer bereits höher im Kurs als Dieselfahrzeuge. Damit kamen die Elektroautos hinter Benzinern und Hybrid-Elektroautos auf Platz drei.

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