Putin-Alptraum aus Deutschland und „Maverick“: Diese Raketen kann die F-16 verschießen
Die Ukraine hat die ersten F-16-Kampfflugzeuge zur Verteidigung des Landes gegen den Angriff durch Russland erhalten. Welche Raketen sind für die Einsätze möglich? Ein Überblick.
Kiew - Sie sollen im Ukraine-Krieg vieles ändern: Die F-16-Kampfjets, die Nato-Mitglieder an Kiew liefern. Die ersten Flugzeuge haben das geschundene Land schon erreicht, zeitgleich hat ein hochrangiger US-General angekündigt, die F-16-Kampfjet-Einsätze der Ukrainer genau zu beobachten.
F-16-Kampfjets für die Ukraine: Mehrere Raketen sind denkbar
Während sich die ukrainischen Streitkräfte gegen russische Drohnen teils auch kuriose Ideen einfallen lassen, sollen die einstrahligen Kampfflugzeuge aus amerikanischer Produktion eine ganz neue Ausgangssituation im Luftkampf über der Ukraine gegen die feindlichen Kampfjets schaffen.
Russland wirkt regelrecht nervös. So verkündet das Moskau-Regime beinahe täglich angebliche oder tatsächliche Gegenmaßnahmen. Wohl auch, weil die russische Armee leidvolle Erfahrungen mit jenen Raketen gemacht hat, die theoretisch an den F-16 angebracht werden können. IPPEN.MEDIA verschafft einen Überblick.

Lieferung von F-16-Kampfjets: Welche Raketen bekommt Kiew?
AGM-65 Maverick: Der Name der Rakete leitet sich wohl tatsächlich vom amerikanischen Film „Top Gun“ ab, in dem US-Superstar Tom Cruise den Kult-Piloten Maverick verkörperte. Die Maverick ist eine taktische Luft-Boden-Rakete, die für Luftnahunterstützung, Panzerabwehr und Unterbindung feindlicher Truppenbewegungen entwickelt wurde. Sie kann somit im Ukraine-Krieg etwa auch gegen Panzerverbände oder präzise gegen einzelne Panzerfahrzeuge eingesetzt werden.
Die 2,49 Meter lange wuchtige Rakete mit einem Durchmesser von 30,5 Zentimetern bekämpft Bodenziele effektiv bis zu einer Reichweite von 16 Kilometern. Diese Reichweite limitiert den Einsatz der laser- und infrarotgelenkten Lenkwaffe auf Bodenoffensiven im Verbund mit eigenen Bodentruppen – und zwar als Luftunterstützung. Danach sieht es im Krieg in der Ukraine mit der Armee von Kreml-Autokrat Wladimir Putin für die Ukrainer momentan aber so gar nicht aus.
AGM-88 HARM im Ukraine-Krieg: Wirkungsvolle Waffe gegen Putins Radar
AGM-88 HARM: Es ist die Waffe gegen Putins Radar-Systeme schlechthin. Die Ukrainer haben ihre einst sowjetischen MiG-29-Kampfflugzeuge für die HARM-Lenkwaffen umgerüstet und bekämpfen damit beharrlich die russische Luftüberwachung in den besetzten Gebieten – zum Beispiel die in die Flugabwehr-Systeme S-300 und S-400 integrierten Radar-Komponenten. Ihre Verwendung an den F-16-Kampfjets gilt als sehr wahrscheinlich, weil sich die Raketen im Ukraine-Krieg bislang bewährt haben und von den Russen nicht zu verteidigen sind.
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Ein Nachteil: Der Tiefflug-Einsatz der F-16 ist wegen ihrer veralteten Elektronik (teils aus den 1970er Jahren) riskant. Genau solche Tiefflüge nutzen die waghalsigsten ukrainischen Kampfpiloten bei sogenannten „Wild Weasel“-Einsätzen gegen das russische Radar, indem sie versuchen, den elektromagnetischen Wellen zu entgehen, wenn sie ihre Flugzeuge möglichst tief mit den Konturen der Landschaft verschmelzen lassen. Die AGM-88 High-Speed Anti-Radiation Missiles (HARMs) reflektiert genau diese elektromagnetische Energie, um ein Radar-Ziel zu identifizieren und zu bekämpfen.
AIM-9 Sidewinder gegen Putins Armee: Eine Option für die F-16-Kampfjets?
AIM-9 Sidewinder: Auch die Luft-Luft-Rakete „Sidewinder“ passt an die Flügel der F-16. Und auch die „Sidewinder“ ist bei den Russen berüchtigt. Die Ukrainer haben ihre (wenigen) etwas mehr als ein Dutzend Kampfhubschrauber Mil Mi-8 aus sowjetischer Produktion so umgerüstet, dass sie damit auch die „Sidewinder“ abfeuern können, wenn sie zum Beispiel Infanterie aus Kampfzonen evakuieren. Die drei Meter lange Rakete wurde von den Amerikanern schon 1956 in Dienst gestellt – wegen ihrer militärischen Zuverlässigkeit wird sie aber bis heute genutzt. Vor allem gegen feindliche Kampfhubschrauber soll sie schlagkräftig sein.
Mit einer Geschwindigkeit von 3300 km/h ist diese Waffe mit einem Gefechtskopf von 9,4 Kilogramm ebenfalls kaum zu verteidigen. Aber: Auch hier ist die geringe Reichweite von nur knapp 17 Kilometern das Problem. Heißt: Die Piloten der F-16 könnten die Lenkwaffen erst kurz vor dem Ziel abschießen und liefen so Gefahr, selbst vom russischen Radar entdeckt zu werden.

IRIS-T vom Bodensee: Deutsche Lenkwaffe an ukrainischen F-16-Kampfjets?
Diehl BGT Defence IRIS-T: In der Theorie kann ferner die Luft-Luft-Rakete IRIS-T von Diehl Defence aus Überlingen am Bodensee an der F-16 installiert werden. Bislang ist nicht bekannt, ob es von der Ampel-Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP für den Einsatz der Lenkwaffe aus Deutschland an den F-16-Kampfjets für die Ukrainer eine Zustimmung gibt. Ein solches Szenario wurde aus Berlin zumindest nicht öffentlich bestätigt. Die IRIS-T hat sich als Boden-Luft-Komponente in der Flugabwehr hochgradig bewährt und hilft dabei, ukrainische Städte sowie kritische Infrastruktur gegen heimtückische Luftangriffe der russischen Streitkräfte zu schützen.
Sie wurde somit regelrecht zum Alptraum für Putins Luftstreitkräfte. Als Luft-Luft-Variante hat die IRIS-T wohl ebenfalls eine Reichweite von 25 Kilometern. Sie ist für direkte Luftduelle konzipiert. Aber: Der erst 2019 in Dienst gestellte russische Kampfjet MiG-35 ist den F-16 in vielerlei Hinsicht überlegen – insbesondere, was die höhere Reichweite der russischen Luft-Luft-Raketen angeht. Die ukrainischen Kampfpiloten dürften einer direkten Konfrontation mit Putins Kampfflugzeugen deshalb eher aus dem Weg gehen. (pm)