Trotz Babyboomer und Angst vor Altersarmut – darum steht es um die Rente der Gen Z viel besser als gedacht
Drei von vier junge Menschen fürchten sich vor Altersarmut. Doch Experten sehen keinen Grund zur Panik. Die Rente könnte stabiler sein, als gemeinhin angenommen.
Berlin – Eine große repräsentative Langzeitstudie mit dem Titel „Jugend, Vorsorge, Finanzen“ kommt zum Ergebnis, dass drei von vier jungen Menschen im Alter von 17 bis 27 Jahren Angst vor Altersarmut haben. Diese Sorge ist mit Blick auf die ständigen Diskussionen über die alternde Gesellschaft und die abnehmende Zahl der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler nachvollziehbar. Doch die Forscherinnen und Forscher der Studie betonen, dass die Ängste in dem Maß unbegründet sind, da sowohl die Gen Z als auch die übrigen Deutschen zu wenig über das Rentensystem wissen.
Die vor Kurzem in Berlin vorgestellte Studie des Versorgungswerks MetallRente befragt regelmäßig Tausende junger Menschen zu Themen der Altersvorsorge. Sie kam zum Ergebnis, dass das Bewusstsein der Generation Z über die Notwendigkeit, sich frühzeitig um ihre Altersvorsorge kümmern zu müssen, durchaus weit verbreitet ist. Mehr als die Hälfte der Gen Z spart bereits für das Alter.
Gen Z hat Angst vor geringer Rente – zu Unrecht?
Die Studienautorinnen und -autoren begrüßen das Interesse der jungen Generation, weisen jedoch darauf hin, dass nur ein Drittel der Befragten angibt, sich mit dem Thema der Alterssicherung überhaupt auszukennen. Am meisten Unwissen herrscht rund um die gesetzliche Rente. Professorin Camela Aprea, Inhaberin des Lehrstuhls für Wirtschaftspädagogik an der Uni Mannheim und Mitautorin der Studie, erklärte bei der Vorstellung: „Das Wissen über die gesetzliche Rente ist extrem gering.“ Sie betonte aber, dass dieses Defizit ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellt. „Die Menschen wissen irgendwie, dass die junge Generation die alte finanziert, aber wie der Mechanismus genau funktioniert, das wissen sie nicht.“
Die Professorin argumentiert, dass dieses Unwissen der Menschen eine realistische Einschätzung zur Zukunftsfähigkeit der Rente gar nicht zulässt. „Viele junge Menschen überschätzen etwa den Anteil der Altersarmut im Vergleich zum Anteil der jungen Menschen, die arm sind, was der größere Teil ist.“ Bei diesen komplexen Themen herrsche „noch zu viel Durcheinander“, insbesondere bei jungen Menschen.
Daher lohnt ein genauerer Blick auf die Zukunft der gesetzlichen Rente, die so häufig totgesagt wird. Denn tatsächlich ist die Schwarzmalerei und die Behauptung, junge Menschen würden später kaum noch von der gesetzlichen Rente profitieren, nicht faktengedeckt. Zwar steht das Umlagesystem, bei dem die aktuell arbeitende Bevölkerung die Rentnerinnen und Rentner finanziert, unter erheblichem Druck. Die Babyboomer, die größte Einzahler-Generation, gehen nach und nach in Rente und werden dann zur größten Bezieherquelle. Gleichzeitig sinkt die Geburtenrate. Die kommenden Jahre stellen daher eine große Herausforderung für die umlagefinanzierte Rente dar.
Experte: Pessimismus der Gen Z bei Rente ist übertrieben
Ein Blick in die Zukunft zeigt jedoch, dass sich die Situation stabilisieren könnte. Wenn die Gen Z in 40 bis 45 Jahren in Rente geht, sind die Babyboomer als Rentenbezieherinnen und Bezieher längst verstorben. Wie das genaue Altersverhältnis in der Bevölkerung dann aussieht, ist noch unklar, aber es gibt Anzeichen: Während bald wenige Arbeitende viele Rentnerinnen und Rentner unterstützen müssen, könnte es in 40 Jahren aufgrund des Geburtenrückgangs so sein, dass wenige Junge für ebenso wenige Alte zahlen. Das Umlagesystem könnte somit wieder stabiler stehen.
Das 3-Säulenmodell der Altersvorsorge
Die deutsche Alterssicherung beruht auf drei Säulen. Zentral ist die öffentlich-rechtliche Sicherung, also die gesetzliche Rente beziehungsweise Beamtenpensionen. Die zweite Säule bildet die betriebliche Altersvorsorge. Als dritte und zunehmend wichtiger gewertete Säule kommt die private Altersvorsorge hinzu – etwa Sparen in Aktien, Fonds, oder „Riestern“.
Auch Mitautor Christian Traxler, Professor für Ökonomie an der Hertie School, erkennt die Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Realität in der Rentendebatte. „Der Pessimismus bei der Rente ist übertrieben, ganz klar“, sagte er bei der Präsentation der Studie. Er betont die Komplexität der Situation: „Auf der einen Seite muss man die Ängste ernst nehmen und sie nicht weiter schüren, weil die Ängste sind übertrieben. Auf der anderen Seite brauchen wir eine Diskussionsbasis, wie wir die gesetzliche Rente fiskalisch in den nächsten zehn bis 20 Jahren auf den demografischen Wandel vorbereiten und auf andere Beine stellen.“
Gen Z investiert immer mehr in Aktien und Fonds
Kerstin Schminke, Geschäftsführerin von MetallRente, zeigt sich nicht überrascht über den Pessimismus der Gen Z angesichts der medialen und politischen Debatten über die Alterssicherung in Deutschland. „Die jahrzehntelangen Diskussionen in der Öffentlichkeit, dass das Umlagesystem in Gefahr ist und es keine sichere Zukunftsplanung zulässt, fördert sehr die Angst und Unsicherheit“, erklärt Schminke. Stattdessen sollte man nicht alles schlechtreden und Lösungen anbieten.
Ein Ansatzpunkt für bessere Debatten und weniger Angst beim Thema Rente ist die Aufklärung. So wünschen sich 87 Prozent der Befragten ein eigenes Schulfach „Wirtschaft und Finanzen“, um mehr Informationen zu Rente und Co. zu erhalten. Fachleute bewerten es positiv, dass immer mehr junge Menschen Aktien und Fonds als Altersvorsorgeoption nutzen und die betriebliche Altersvorsorge auch bei der Gen Z großes Vertrauen genießt.