„Wachsende Bedrohung“: Marine-Chef warnt wegen Sabotage an deutschen Kriegsschiffen

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Der Vizeadmiral der Marine bestätigt Sabotage an deutschen Kriegsschiffen. Er warnt vor einer wachsenden Bedrohung Russlands. Sicherheitsmaßnahmen werden verschärft.

Berlin – Putins Schattenflotte in der Ostsee, Angriffe auf Infrastruktur an der Nato-Nordflanke, Drohnenüberflüge: Der Ukraine-Krieg schwappt zunehmend auf Deutschland und seine Nachbarn über. Auch die Deutsche Marine schlägt deshalb Alarm: Saboteure haben in mehr als einem Fall gezielte Schäden an Kriegsschiffen in Deutschland angerichtet. Es gebe „auf mehr als einer Einheit Zerstörung, also Sabotage“, sagte der Inspekteur der Marine, Jan Christian Kaack nun. In den Werften seien darauf entsprechende Maßnahmen getroffen worden. Denn: Die vermeintlich kleinen Vorkommnisse könnten Vorboten eines direkten Angriffes sein.

Pressegespräch "Navy Talks" mit Vizeadmiral Jan Christian Kaack der Deutschen Marine
Vizeadmiral Jan Christian Kaack, Inspekteur der Marine, spricht auf dem Pressegespräch „Navy Talks“. Inhaltlich werden unter anderem die Themenkomplexe Ostsee, maritime kritische Infrastruktur und Rüstungsvorhaben der Deutschen Marine besprochen. © Hannes P Albert/dpa

Sabotage auf deutsche Kriegsschiffe: Russland womöglich in Vorbereitung auf Krieg mit Nato

„Die wachsende Bedrohung durch Russland ist Anfang 2025 dringlicher als noch vor zwei Jahren. Experten und Geheimdienste sind sich einig, dass Russland ab ‘29 in der Lage sein wird, einen Konflikt mit der Nato zu suchen“, sagte Kaack bei den „Navy Talks“ in Berlin. Er habe eine strategische Erweiterung der bestehenden Planungen („Kurs Marine 2035+“) initiiert. Der Inspekteur: „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir werden in den nächsten Wochen zunächst intern, die hierfür notwendigen Maßnahmen abstimmen und das dann auch öffentlich machen. Es kommt viel auf uns zu.“

Gefahr durch Russland – Bundeswehr will sich mit „Kurs Marine 2035+“ rüsten

Für Abschreckung in Nord- und Ostsee, vor allem unter Wasser, setzt die Marine gezielt auf Drohnen und Künstliche Intelligenz und verstärkt die Fähigkeit der U-Boot-Jagd. Der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack, will in der nächsten Dekade deshalb auf unbemannte Systeme setzen, wie er in seinem im März veröffentlichten Konzept „Kurs Marine 2035+“ (ehemals Zielbild Marine 2035+) schreibt. 

Das passt zu jüngsten Berichten von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung, wonach die Korvette „Emden“, die von der Hamburger Werft Blohm+Voss gebaut, aber bislang nicht an die Marine ausgeliefert wurde, ein Sabotage-Ziel war. Im Antrieb des Kriegsschiffes wurden mehrere Kilogramm Metallspäne gefunden – die unentdeckt zu erheblichen Schäden geführt hätten. Der Inspekteur bestätigte den Vorfall explizit nicht. Das Schiff gehöre noch nicht der Marine. Auch die Werft wollte zu dem Vorfall keine Auskünfte erteilen.

„Man testet uns“: Vizeadmiral Kaack berichtet von Vorfällen auch auf Marine-Stützpunkten

Kaack sagte, neben Sabotageversuchen an Marine-Schiffen gebe es von Land und See Fälle von Eindringen in Marine-Stützpunkte und „Anbahnungsversuche“ bei Soldaten in Uniform auf dem Weg nach Hause. „Unsere Bewertung: Man testet uns. Man versucht, unsere Gesellschaft zu verunsichern, gesamtstaatlich und im Bündnis. Und man schafft womöglich die Grundlage für spätere aktive militärische Aktivitäten“, sagte der Vizeadmiral unter anderem mit Blick auf die Geheimdienstberichte zu Russlands Bereitschaft, ab 2029 Krieg auch gegen die Nato zu führen. Ein britischer Militär warnte sogar von Putins „Vergeltung“ innerhalb drei Jahren.

Der Kreml und der hybride Krieg: Russlands Fokus auf die Ostsee und die Nato-Nordflanke

Aktuell sprechen Experten und Staatsvertreter von einem hybriden Krieg, den Kreml-Chef Wladimir Putin in Europa führt. Zuletzt warnte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius: „Putin greift hybride an, und Deutschland ist dabei besonders im Fokus. Er kennt uns gut, Putin weiß, wie er Nadelstiche bei uns setzen muss“, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Das Bundesverteidigungsministerium definiert hybride Kriegsführung als „Kombination aus klassischen Militäreinsätzen, wirtschaftlichem Druck, Computerangriffen bis hin zu Propaganda in den Medien und sozialen Netzwerken“.

Auch an der Nordflanke der Nato, in der Ostsee, spürt man zurzeit verstärkt den Druck von Putins Aggressionen. Zuletzt warfen finnische Beamte Russland vor, mithilfe der sogenannten Schattenflotte, also russischen Tankern unter falscher Flagge, Angriffe auf Daten- und Elektrokabel in der Ostsee durchzuführen. (Mit Material der dpa)

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