Praktikum im US-Repräsentantenhaus: Schongauer (20) darf besondere Arbeitserfahrung sammeln
Julian Schmid (20) aus Schongau darf gerade eine besondere Arbeitserfahrung machen: Als Stipendiat eines deutsch-amerikanischen Austauschprogramms ist er für ein Jahr in den USA, wo er eine Praktikumsstelle im US-Repräsentantenhaus ergattert hat.
Schongau – Weißes Hemd, dunkle Krawatte, akkurates Jackett: Julian Schmid sitzt herausgeputzt vor seinem Laptop und lächelt in die Kamera. In Schale geworfen hat sich der 20-Jährige allerdings nicht wegen des Video-Telefonats, für das er an diesem Tag mit unserer Zeitung verabredet ist. „Business Professional ist hier der Dresscode“, erklärt Schmid, der gerade tausende Kilometer von seiner Heimatstadt Schongau entfernt in einem Büro in Washington arbeitet.
Schmid ist Stipendiat des deutsch-amerikanischen Austauschprogramms „Congress-Bundestag Youth Exchange“ (CBYX; siehe Kasten), und als solcher hat er eine Praktikumsstelle im Repräsentantenhaus der USA ergattert. Sechs Wochen lang arbeitet er für den Abgeordneten Mike Quigley – einen Demokraten, der einen Distrikt im Norden Chicagos vertritt.
Für den jungen Schongauer sind es die ersten Schritte in der Welt der Politik. Er ist gelernter Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. Die Lehre dazu machte er nach seinem Realschulabschluss bei „Neumann & Neumann“ in Steingaden.
Wenn Schmid nun von seinem Alltag im Repräsentantenhaus erzählt, hört es sich ein bisschen so an, als beschreibe er das Drehbuch eines Films: Frühmorgens radelt er von seiner Unterkunft– er darf bei einem Journalisten wohnen – binnen zehn Minuten ans Kapitol, das die Morgensonne dann bereits in ein beeindruckendes Orange getaucht hat. Das Büro, in dem er arbeitet, liege vom Kapitol etwas außerhalb, die Gebäude seien aber unterirdisch miteinander verbunden, sagt der Stipendiat. „Da fahren sogar U-Bahnen.“ An seinem Arbeitsplatz nimmt er dann Telefonate entgegen, verfasst Memos, erledigt „Laufburschen-Arbeit“, und manchmal begegnet er auch echter Polit-Prominenz. „Ich habe schon den Botschafter Rumäniens oder eine Delegation aus der Ukraine getroffen“, erzählt der 20-Jährige.
Keine Frage: So eine Erfahrung ist keine Selbstverständlichkeit. Um sie machen zu dürfen, hat sich Schmid gegen zahlreiche Mitstreiter durchsetzen müssen. Wie er sagt, sei er einer von fünf CBYX-Austausch-Stipendiaten, die sich einen Platz in dem „Congressional Internship Program“ sichern konnten, wie das Praktikum im US-Repräsentantenhaus im Englischen heißt.
Studium an der Uni in Wisconsin
Laut Julian Schmid ist es in dem CBYX-Programm vorgesehen, Arbeitserfahrung in den Staaten zu sammeln. Genauso wie der Besuch an der Universität, der zu Beginn seines USA-Aufenthalts anstand. Der 20-Jährige war für das Herbstsemester an der „University of Wisconsin–La Crosse“ eingeschrieben. Dort besuchte er unter anderem Kurse in Informatik und Politikwissenschaften.
Auch außerhalb der Uni bekam Julian Schmid unmittelbar mit, wie das politische Geschehen in Amerika abläuft – immerhin war er mitten in der heißen Phase des US-Wahlkampfes in Wisconsin gelandet. „Die Wahl war omnipräsent“, erinnert er sich. Selbst auf dem Campus fanden Wahlkampfveranstaltungen statt, es sprachen dort Demokraten und Republikaner, die um jede Stimme kämpften. Kein Wunder: Wisconsin ist ein Swing-State. Am Ende konnte sich Donald Trump dort knapp gegen Kamala Harris durchsetzen. Letzterer konnte Schmid bei einer Wahlkampfveranstaltung sogar die Hand schütteln. „Ich war so aufgeregt“, erinnert er sich an die Begegnung mit Harris.
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Nach seinem Praktikum wird Julian Schmid noch einmal nach Wisconsin zurückgehen, sagt er. Dort hat er eine Gastfamilie, bei der er bereits während des Studiums wohnen konnte. Und was kommt nach Amerika? „Ich werde mein Abitur an der BOS in Weilheim machen und strebe dann ein Studium in Politik oder einem Politik-nahen Bereich an.“
Das CBYX-Programm
„Congress-Bundestag Youth Exchange“ (CBYX) ist ein Stipendium, das jährlich 65 amerikanischen und 65 deutschen jungen Berufstätigen die Möglichkeit bietet, ein Jahr im jeweils anderen Land zu verbringen. Dort sollen die Teilnehmer studieren und Praktika absolvieren können. Julian Schmid aus Schongau hatte sich über die Organisation „Cultural Vistas“ für ein Stipendium beworben und sich bei dem anspruchsvollen Bewerbungsprozess durchgesetzt.