Mega-Kahlschlag bei Augsburger Traditions-Maschinenbauer – so geht es weiter
Seit Jahren kämpft Kuka Systems gegen die roten Zahlen. Jetzt steht eine umfassende Sanierung bevor. Mehr als 200 Arbeitsplätze entfallen.
Augsburg – Eigentlich steht es gar nicht so schlecht um den Augsburger Robotik-Riesen Kuka. 2023 hatte das Unternehmen seine „ambitionierten Ziele“ erfüllt, wenn nicht übertroffen. Der Konzern teilte selbst mit, in Sachen Umsatz die Vier-Milliarden-Euro-Marke geknackt zu haben. 2024 folgte dann der Umschwung: Globale Unsicherheiten, Pessimismus und eine schwache Konjunktur belasten die Geschäfte. Jetzt zieht Kuka die Reißleine.
Kuka Systems – „der europäische Anlagenbau steht unter Druck“
Dass ein Teil der Augsburger Belegschaft von Kuka Systems entfallen wird, stand bereits im April fest. Jetzt ist klar, wie viele es genau sind. Insgesamt will der Spezialist für Automatisierung und Robotik 215 von etwa 500 Arbeitsplätzen im Anlagenbau streichen. Dabei geht es konkret um die Sparte „Systems“, die unter anderem auf effiziente Fügeprozesse, Klebe- und Lackieranlagenlösungen und die Endmontage von Motoren spezialisiert ist. Wie die Augsburger Allgemeine berichtete, müssen sich alle Beschäftigten der „Systems“-Sparte darauf einstellen, zehn Prozent ihres Bruttogehalts zu verlieren. Diese betreffe auch die Führungskräfte, inklusive Geschäftsleitung.

Außerdem steht nun das Eckpunktepapier, auf dessen Basis die Verhandlungen für einen Interessensausgleich und einen Sozialplan stattfinden sollen. Eine Sprecherin des Unternehmens auf Ippen.Media-Anfrage hin mit, dass die dafür notwendigen Unterschriften jetzt geleistet wurden. Kuka zufolge soll der Stellenabbau bis Ende 2025 seinen Abschluss finden. Die Sprecherin sagte dazu: „Der Stellenabbau soll sozialverträglich erfolgen, zum Beispiel mittels Altersteilzeit-Programm, Auslaufen von befristeten Arbeitsverhältnissen oder Wechsel in andere Kuka-Bereiche.“
Das ambitionierte Ziel: Bis 2026 soll Kuka Systems wieder profitabel sein. „Es geht darum, den Bereich schlanker und die Arbeitsabläufe effizienter zu machen“, erklärte die Sprecherin. „Und das in einer Umgebung, die stark unter Druck steht.“ Das betreffe keineswegs nur Kuka Systems in Augsburg. „Es ist ein europäisches Anlagenbau-Problem“, sagte die Sprecherin und gab an, dass die ganze Branche europaweit unter Druck stehe, unter anderem aus Asien. Speziell beim Augsburger Standort hatten außerdem sogenannte toxische Projekte das Ergebnis gedrückt. Dabei handelt es sich um problembehaftete Projekte, die Jahre in Anspruch nehmen und sich stark verteuern können.
Ein ähnliches Problem hat die deutsche Solarbranche derzeit – wegen einer Flut an kostengünstigen Solarmodulen aus China hatte zum Beispiel Meyer Burger zuletzt ein Werk geschlossen.
Kuka peilt „umfassendes“ Wachstum an – jedenfalls mittelfristig
Peter Mohnen, CEO der Kuka AG, bleibt dennoch „vorsichtig optimistisch“. Bei der Jahrespressekonferenz im April rechnete er noch mit einem „leichten Wachstum“, mittelfristig wolle der Konzern „umfassend“ wachsen. Die Automatisierungsbranche erhole sich „trotz wirtschaftlicher Zyklen“ stark, was auch der Robotik-Verband bestätigt habe. Mohnen zufolge setze der Konzern auf steten Wandel und Agilität, anders könne er nicht wettbewerbsfähig bleiben.
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Kuka hat seinen Ursprung bereits im neunzehnten Jahrhundert. Weltweit beschäftigt das Unternehmen über 15.000 Mitarbeiter, die unter anderem in Deutschland, den USA und China arbeiten. Insgesamt umfasst der Geschäftsbetrieb fünf Segmente: Systems, den Roboterhersteller und Unternehmenstreiber Robotics, Swisslog (spezialisiert auf die Automatisierung der Logistik), Swisslog Healthcare (Lösungen für Materialtransport und Medikamentenmanagement) sowie China. Systems hatte bereits vor Jahren Mitarbeiter entlassen müssen.
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