Krebsrisiko durch Ernährungstrend: Mediziner warnen vor gefährlichen Nebenwirkungen

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Wenig Ballaststoffe, viele Erkrankungen: Studien belegen, wie eine faserarme Ernährung Entzündungen fördert und sogar das Krebsrisiko steigert.

Berlin – Aktuelle Ernährungstrends drehen sich um Proteine und Superfood, Ballaststoffe geraten dabei ins Hintertreffen. Ernährungswissenschaftler:innen warnen: Der geringe Ballaltstoffkonsum vieler Menschen hat weitreichenden Folgen für die Gesundheit, etwa Entzündungen oder chronische Krankheiten. Wissenschaftliche Studien erkennen bei jüngeren Menschen sogar einen Zusammenhang von zu viel Protein und einem erhöhten Krebsrisiko.

Besonders junge Menschen betroffen: Krebsrisiko steigt durch ballaststoffarme Ernährung

Proteinriegel oder -pulver sind bei vielen Menschen aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ballaststoffe bleiben hingegen oft auf der Strecke. Darmbakterien hungern dann, was kurzfristig zu Verstopfung, Blähung oder Bauchschmerzen führen kann. „Wenn unsere Darmbakterien Ballaststoffe aufnehmen oder fermentieren, entstehen sogenannte kurzkettige Fettsäuren“, erklärt Justin Sonnenburg, Professor für Mikrobiologie und Immunologie an der Stanford University, dem Wall Street Journal. „Diese magischen Moleküle spielen eine wirklich wichtige Rolle bei der Regulierung unseres Stoffwechsels und unserer Immunfunktion.“

Viele Menschen essen zu viel Protein und nicht genug Ballaststoffe, warnen Ernährungswissenschaftler
Viele Menschen essen zu viel Protein und nicht genug Ballaststoffe, warnen Ernährungswissenschaftler (Symbolbild). © IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.

Zu wenig Ballaststoffe können das Mikrobiom im Darm durcheinanderbringen, was wiederum das Immunsystem schwächen und chronische Entzündungen hervorrufen kann. Dadurch steigt das Risiko, an Typ-2-Diabetes, Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder verschiedenen Krebsarten zu erkranken. Zu diesem Schluss kommen mehrere wissenschaftliche Studien, unter anderem eine Studie, die auf dem Fachportal JAMA veröffentlicht wurde. „Eine hohe Proteinzufuhr ist mit einer erhöhten Krebs- und Diabetesrate sowie einer erhöhten Gesamtmortalität verbunden“, heißt es etwa in einer bereits 2014 von Forschenden der Universtität Southern California veröffentlichten Untersuchung.

Ernährungstrend birgt Gesundheitsgefahr: High Protein liefert oft zu wenige Ballaststoffe

Das Gesamtsterberisiko steigt demnach mit einer hohen Proteinzufuhr aus tierischen Quellen um 75 Prozent, das Krebssterberisiko ist um das Vierfache erhöht. Dabei gibt es jedoch zwei Einschränkungen: Die Effekte wurden nur bei Menschen unter 65 Jahren beobachtet, bei der Bevölkerung 65+ wirkt ein höherer Proteinkonsum sogar schützend. Und: Pflanzenbasierte Proteine zeigen laut den Forschenden keine negativen Effekte auf die Mortalität.

Über die Studie

Die Studie „Low Protein Intake Is Associated with a Major Reduction in IGF-1, Cancer, and Overall Mortality in the 65 and Younger but Not Older Population“ wurde im Jahr 2014 in der Fachzeitschrift Cell Metabolism veröffentlicht und untersuchte 6.381 Erwachsene im Alter von 50 Jahren oder älter über den Zeitraum von 18 Jahren.

Link zur Studie

Obst, Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchte: Diese Menge an Ballaststoffen wird täglich empfohlen

Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Erwachsenen, mindestens 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag zu sich zu nehmen. Zu guten Ballaststoffen zählen Vollkornprodukte wie etwa Haferflocken, Vollkornbrot, Quinoa oder brauner Reis, ebenso Hülsenfrüchte wie Linsen, Kirchererbsen oder Bohnen. Nüsse und Samen wie etwa Mandeln, Chia- oder Leinsamen sollten ebenfalls auf dem Ernährungsplan stehen, genau wie viel Gemüse und Obst mit Schale, etwa Äpfel, Birnen oder Beeren.

Wie immer gilt: die Balance machts. Um Blähungen oder Völlegefühl zu vermeiden, sollte die Steigerung langsam erfolgen und man sollte viel Wasser trinken, rät die Ernährungsexpertin Beth Czerwony im Gespräch mit dem Wall Street Journal. „Zu viel Fleisch von Rind, Schwein, Lamm und Ziege und insbesondere Wurst erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Dickdarmkrebs“, mahnt die DGE.

Es ist höchste Zeit zu handeln, denn immer mehr Menschen unter 50 erkranken an Krebs: Die Diagnoserate von Krebs in den USA stieg 2019 auf 107,8 Fälle pro 100.000 Menschen unter 50 Jahren – ein Plus von 12,8 Prozent gegenüber dem Jahr 2000, wie Statistiken zeigen. Weltweit ist dieser Trend ebenfalls zu beobachten, wie eine im Fachblatt BMJ Oncology veröffentlichte Untersuchung aus dem Jahr 2023 zeigt. Die Anzahl der Krebserkrankungen bei Menschen unter 50 stieg zwischen 1990 und 2019 global um 79,1 Prozent, am meisten betroffen waren Menschen in Nordamerika, Australien und Westeuropa. In derselben Altersgruppe nahm auch die Todesrate um 27,7 Prozent zu.

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