Nach Kabinettsbeschluss - Fast 70.000 Euro! So teuer ist die Rentenreform für jeden Arbeitnehmer in Deutschland

Das Rentenpaket II ist beschlossene Sache im Kabinett. Es bringt Sicherheit für Rentner und alle, die es bald werden, denn es sichert das Rentenniveau bei 48 Prozent. Dafür wird ab dem kommenden Jahr das Limit für den Rentenbeitrag gekippt. Er soll nach Berechnungen des Bundesarbeitsministeriums bis zum Jahr 2035 von aktuell 18,6 Prozent auf 22,3 Prozent ansteigen. Diesen Anstieg von 3,7 Prozentpunkten nannte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) vertretbar.

Tatsächlich wartet auf Arbeitnehmer und Arbeitgeber damit eine Beitragserhöhung von fast 20 Prozent (4,3 Prozentpunkte von 18 Prozent sind 19,89 Prozent). Was das konkret bedeutet, zeigt diese Rechnung:

Ein Arbeitnehmer, der 3040 Euro verdient, zahlt im Jahr 2024 einen Beitrag zur Rentenversicherung von 282,73 Euro im Monat, sein Arbeitgeber zahlt noch einmal das Gleiche.

Steigt der Rentenbeitrag wie berechnet auf 22,3 Prozent, zahlen beide jeweils 338,96 Euro – das sind 56,23 Euro mehr jeden Monat.

Die Rentenbeitrags-Rechnung

Was auf den ersten Blick nicht nach viel klingt, summiert sich im Laufe eines Arbeitslebens: Nach einem Jahr haben beide jeweils 674,76 Euro mehr bezahlt.

  • Nach 20 Jahren jeweils fast 13.500 Euro.
  • Wer gerade erst anfängt zu arbeiten, würde bei einem durchgehenden Beitragssatz von 22,3 Prozent nach 45 Beitragsjahren 30.364 Euro bezahlt haben – und sein Arbeitgeber auch.
  • Für beide zusammen kostet das Rentenpaket II pro Arbeitnehmer also fast 70.000 Euro. Geld, das den einen nicht zur privaten Vorsorge zur Verfügung steht und den anderen nicht für ihr Geschäft.

Dazu kommt, im Schnitt verdienen die Deutschen inzwischen sogar mehr als 3040 Euro im Monat. Das deutsche Durchschnittseinkommen gibt die deutsche Rentenversicherung aktuell mit 3779 Euro an. Bei dem Verdienst hätten Arbeitgeber und Arbeitnehmer nach 45 Jahren 75.600 Euro mehr in die Rentenkasse eingezahlt als heute.

Ökonomen kritisieren Reform

Hintergrund der Diskussion ist, dass die von der SPD versprochene doppelte Haltelinie nicht über 2025 zu halten wäre. Mit der Wahl konfrontiert, entweder das Rentenniveau abzusenken oder die Beiträge anzuheben, entschied sich Heil für ein stabiles Rentenniveau.

Ökonomen kritisieren den Beschluss. „Wir haben die Generationengerechtigkeit in diesem Rentenpaket mit Füßen getreten“, sagt etwa Finanzökonom Bernd Raffelhüschen, Professor an der Universität Freiburg.

Martin Werding, Professor für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen an der Ruhr-Universität Bochum und Mitglied der Wirtschaftsweisen sagte im „ZDF“: „Das Rentenpaket II kündigt im Grunde die Lastenaufteilung zwischen Jung und Alt für die Folgen der demografischen Alterung auf. Ob das gerecht ist, weiß ich nicht. Aber es ist auf jeden Fall eine kurzsichtige Reform."