Beim Weihnachtskonzert der Musikkapelle Prem klang es noch nach einer perfekten Symbiose: „Zwischen Gäfgen und Kapelle stimmt die Chemie“, hieß es im Bericht der Heimatzeitung. Und „die Kameradschaft innerhalb der Kapelle sei einfach spitze und der Zusammenhalt spürbar“. Davon ist nicht mehr viel geblieben. Die Beteiligten sprechen nicht mehr miteinander.
Prem – Woran das genau liegt, lässt sich nicht abschließend klären, denn oft steht Aussage gegen Aussage. Fakt ist, dass Dirigent Wolfram Gäfgen kurz nach seinem Amtsantritt im August letzten Jahres seinen ersten großen Auftritt mit der Kapelle beim Rosstag in Burggen hatte. Da marschierte er vor den Musikern durch den Ort.
Nicht in Tracht, was aber mit der Musikkapelle so abgesprochen war. Dies war dann wiederum Thema beim Faschingsumzug in Lechbruck. Auch ein Fakt, aber dazu später.
Plötzlich ein zweiter Bewerber da
Anfang dieses Jahres gab es in Prem plötzlich einen zweiten Bewerber für den Posten des Dirigenten der Musikkapelle. Und ab da gehen die Meinungen auseinander: „Weder mit mir, noch mit den Musikern wurde darüber gesprochen, der war einfach da und sollte probeweise die Kapelle dirigieren“, schildert Gäfgen seinen Eindruck.
Die andere Seite bestätigt das, beteuert aber auch, dass man sich erst bei der Jahreshauptversammlung, die vor Kurzem nicht-öffentlich abgehalten wurde, für einen der beiden Dirigenten hätte entscheiden wollen. Dazu kam es nicht mehr. Denn seit geraumer Zeit sprechen die beiden Seiten nicht mehr miteinander.
Die Premer sagen, Gäfgen sei zu keinem Gespräch mehr bereit gewesen. Gäfgen behauptet das Gegenteil. „Ich hätte mich gerne noch von der Kapelle persönlich verabschiedet, denn trotz allem war das eine schöne Zeit, dieses halbe Jahr“, drückt er seine „Enttäuschung“ aus. Und er hätte dabei auch gerne ein Gerücht aus dem Weg geräumt, das nach besagtem Faschingsumzug die Runde machte.
Plakat mit seinem Konterfei
Bei diesem hatte eine Lechbrucker Fußgruppe Gäfgens Auftritt beim Rosstag als Anlass genommen, ein Plakat mit seinem Konterfei zu erstellen und für eine Tracht für den Dirigenten zu sammeln (wir berichteten). Das fand Gäfgen nicht lustig, wandte sich an die Gemeinde Lechbruck und bat um ein Gespräch mit den Verantwortlichen.
„Es hat aber nie eine Anzeige seitens Wolfram Gäfgens gegen die Gemeinde Lechbruck gegeben“, betont Lechbrucks Bürgermeister Werner Moll. Er habe dem Dirigenten bei einem Telefonat erklärt, dass es zwischen den Gemeinden Prem und Lechbruck üblich sei, sich gegenseitig in die Pfanne zu hauen. Nächstes Jahr seien wieder die Lechbrucker dran, den Schmäh der Nachbarn über sich ergehen zu lassen. „Das darf man nicht persönlich nehmen“, erklärte er auch dem Dirigenten.
Nettes Gespräch
Gäfgen wollte auch mit der Initiatorin des Plakats sprechen. „Das war ein total nettes Gespräch, vielleicht treffen wir uns sogar mal“, erzählt er. Und: „An eine Anzeige habe ich nie gedacht, das wäre überhaupt nicht verhältnismäßig gewesen.“
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Der offizielle Grund für die Trennung von Musikkapelle und Dirigent lässt sich indes nicht mehr nachvollziehen: Waren es Unstimmigkeiten, war es die vermeintliche Anzeige oder einfach mangelnde Kommunikation? Für nichts davon gibt es Beweise, und die Aussagen liegen auch hier weit auseinander.
Ruhe soll einkehren
Nachtreten wollen aber beide Parteien nicht. Sie hoffen, dass nun Ruhe einkehrt, und jeder wieder in Frieden seiner Wege gehen kann. Die Musikkapelle Prem startet neu durch mit ihrem frisch gewählten Dirigenten. Und Wolfram Gäfgen sucht sich ein neues Beschäftigungsfeld.