Neubau der Isar-Brücke: Räte fordern erst Straßensanierung – „Armutszeugnis“ für Behörde

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Der Verkehrsknotenpunkt auf der Brücke (links daneben die bestehende) soll künftig mit Abbiegespuren und Ampeln gelöst werden. Auffahren auf die B13 und das Abfahren von ihr soll möglich sein, ohne die Gegenspur queren zu müssen. © Staatliches Bauamt Weilheim

Die Lenggrieser Isar-Brücke soll 2030 erneuert werden. Im Vorfeld – darauf drängt der Gemeinderat – muss aber der desolate Zustand der Staatsstraße 2072 behoben werden.

Lenggries – Der Neubau der Lenggrieser Isarbrücke, die B13 und Isar überspannt, wird ein Mammutprojekt. Das wurde schon bei der ersten Vorstellung des für 2030 geplanten Projekts am Montag im Gemeinderat deutlich. Die Anwesenheit von Martin Herda, Abteilungsleiter am Staatlichen Bauamt Weilheim, und dem Behördenleiter Stefan Scheckinger nutzten die Ratsmitglieder aber vor allem, um ihrem Unmut über den Zustand der Staatsstraße 2072 Luft zu verschaffen. Die müsste erst saniert werden, bevor der Umleitungsverkehr im Zuge der Brückensperrung über die Staatsstraße laufen könne.

Ein Kreisverkehr kommt als Lösung nicht infrage

Die 1956 erbaute Nepomukbrücke ist in keinem guten Zustand. Bewertet wird sie mit der Note 3,5 – „und es geht nur bis 4“, sagte Herda. Das bedeute aber nicht, dass sie einsturzgefährdet sei. Dennoch besteht Handlungsbedarf. Seit 2020 laufen die Überlegungen, wie der Brückenneubau gestaltet werden soll. Auch verschiedene Untersuchungen wurden bereits erledigt. Bei den Überlegungen, wie der Knotenpunkt auf der Brücke künftig aussehen soll, stehen die Verkehrssicherheit und die Leistungsfähigkeit im Vordergrund. Verschiedene Gedankengänge seien bereits verworfen worden. Dazu gehört auch die Überlegung, den Verkehr auf den Straßen, die sich auf der Brücke kreuzen, künftig über einen Kreisverkehr abzuwickeln. „Die Bahn liegt zu nah am Knotenpunkt“, sagte Herda. Schließt sich die Schranke, kommt es zum Rückstau, und im Kreisel bewegt sich gar nichts mehr. Der Weg in jede Richtung wäre blockiert.

Zufahrt zum Festplatz müsste nach Süden verlegt werden

Präferiert wird eine Lösung mit Abbiegespuren und Ampeln. Die Auf- und Abfahrspuren der B13 werden über Rampen so gestaltet, dass die Bundesstraße in keine Richtung mehr gequert werden müsste. Auch für Radfahrer und Fußgänger soll die Verkehrssicherheit verbessert werden. So soll mit einer Ampel eine sichere Querungsmöglichkeit geschaffen werden. Das alles braucht einiges an Platz, daher müsste die Zufahrt zum Festplatz weiter nach Süden verlegt werden. Die jetzige Zufahrt könnte aber noch als Ausfahrt dienen.

Neubau südlich der jetzigen Brücke

Insgesamt entsteht der Neubau südlich neben der aktuellen Brücke, „wo der Vorgänger der jetzigen Brücke lag“, so Herda. Das alles braucht seine Zeit. „Mit einem Jahr Bauzeit werden wir nicht auskommen.“ Und auch wenn die alte Brücke erst abgerissen wird, wenn die neue steht, werde irgendwann der Punkt der Vollsperrung kommen. Stefan Heiß (FWG) fand die Planungen ganz positiv. Aber die Umleitung werde über die S2072 erfolgen müssen. „Und die Straße ist fertig, da muss was geschehen.“ In all den Jahren seien aber seitens des Staatlichen Bauamts noch nicht einmal Gespräche mit den Grundstückseigentümern geführt worden. Und das, obwohl die Gemeinde bereits einige Unterstützung geleistet habe, sagte Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (FWG). Er bekräftigte: „Vor der Brücke muss die 2072 erledigt sein.“ Auch FWG-Fraktionschef Günter Haubner forderte, die Planungen endlich voranzutreiben. Allein wenn er an die Engstelle Grasmüller Kurve denke, wisse er nicht, wie die Umleitung hier funktionieren solle. Peter Gascha (FWG) stellte dem Staatlichen Bauamt „ein Armutszeugnis“ aus.

Staatliches Bauamt verteidigt sich: „Tun, was wir können“

Herda verwies auf personelle Engpässe. „Wir haben nur einen Grunderwerbler.“ Der – so die gute Nachricht – sei aber im Januar in Sachen S2072 bei den ersten drei Betroffenen gewesen „und ist auf positive Resonanz gestoßen“. Man werde sich nun intensiver bemühen, sagte Herda. Untätigkeit wollte er sich aber nicht vorwerfen lassen und verwies auf Baumaßnahmen auf anderen Staatsstraßen. Das betonte auch Scheckinger. „Wir tun, was wir können.“ Ja, die S2072 sei in schlechtem Zustand, „aber sie ist eben auch nicht die einzige“.

Ampeln sorgen für Skepsis bei den Gemeinderäten

Um die eigentliche Brückenbaumaßnahme ging es dann auch noch. Eine Ampel ist für Lenggries „ein Novum“, sagte Vize-Bürgermeister Franz Schöttl (CSU). Im ganzen Dorf gebe es keine. „Aber die Lenggrieser werden sich sicher daran gewöhnen.“ CSU-Fraktionschef Josef Wasensteiner und andere befürchteten, dass Ampeln den Verkehrsfluss im Vergleich zu jetzt eher hemmen könnten. „Jeder kritisiert die Tölzer Flinthöhe“, sagte Wasensteiner mit Blick auf den ständigen Stau an der dortigen Ampelanlage. „Der Entwurf ist noch nicht in Stein gemeißelt?“, fragte er. Ist er nicht, bestätigten die Bauamtsvertreter. Generell wurde von einigen Räten infrage gestellt, ob es eine so große Lösung brauche oder man sich nicht eher an der jetzigen Verkehrsregelung orientieren könne.

Als nächstes stehen Baugrunduntersuchungen an

Zweifel hatte Peter Gascha an der geplanten Zufahrt zu Festplatz und Sportgelände. Er sieht hier Konflikte zwischen den Autos, die von der B13 einbiegen und Radlern, die weiter von der Brücke über den Festplatz zum Sportgelände radeln.

Bis tatsächlich irgendwas gebaut wird, fließt noch einiges Wasser die Isar hinunter. In den nächsten Wochen werden erst einmal Baugrunduntersuchungen vorgenommen, die aber nur zu kleineren Behinderungen auf der B13 führen dürften. Dann steht das EU-weite Vergabeverfahren für die Ingenieursleistungen auf dem Plan. Ist das Büro gefunden, „steigen wir tiefer in die Planungen ein“, so Herda. Gebaut werden soll 2030 – „eventuell ein Jahr früher“.

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