Neue Pfarrerin in Kochel am See: Sie hat einen ungewöhnlichen Lebenslauf
Cristina Burkert-Huber ist ab März die neue Pfarrerin in Kochel. Ihr Amtsantritt ist etwas Besonderes – sie wird nämlich am Sonntag, 3. März, zuerst ordiniert. Für eine Pfarrerin hat sie einen ungewöhnlichen Lebenslauf.
Kochel am See – Es riecht nach frisch verlegten Böden, und ein großer Kühlschrank steht noch verpackt im Flur. Cristina Burkert-Huber schmunzelt, als sie die Tür zum Kochler Pfarrhaus aufschließt. „Hier ist es noch ein bisschen chaotisch“, sagt sie. Erst Ende Februar wird sie mit ihrem Mann Johannes Huber einziehen, und in der Zwischenzeit wurde in dem Haus einiges renoviert. „Ich bin der Kirchengemeinde sehr dankbar, dass sie sich um alles hier gekümmert hat.“
Kurz nach dem Umzug wird es gleich richtig zur Sache gehen: Die 42-Jährige hat ihre Vikarszeit in Gauting erst vor wenigen Tagen beendet und wird, bevor sie die Stelle in Kochel vollumfänglich antreten darf, noch ordiniert, sprich, sie empfängt die Weihe. Das wird am Sonntag, 3. März, um 15 Uhr geschehen, und zwar aus Platzgründen in der katholischen Kirche St. Michael in Kochel. „Ich bin sehr dankbar, dass uns die Katholiken ihre Kirche zur Verfügung stellen.“
Ordination wird von sieben Paten begleitet
Eine Ordination haben die evangelischen Christen im Loisachtal schon lange nicht mehr gefeiert. „Das letzte Mal war vor rund 50 Jahren hier“, sagt Burkert-Huber. Die Weihe wird der neue Regionalbischof Thomas Prieto Peral vornehmen, auch er ist erst seit Kurzem im Amt.
Für Burkert-Huber ist es ein großer Tag. „Es ist ein Ereignis, auf das ich seit zehn Jahre warte.“ Sieben Patinnen und Paten, von ihr selbst ausgesucht, werden das Ereignis bezeugen. Es sind langjährige Wegbegleiter, unter anderem der Abt vom Kloster Schäftlarn, und der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern, ein orthodoxer Priester. „Mir ist wichtig, dass alle Konfessionen dabei sind.“
Ordination in St. Michael
Regionalbischof Thomas Prieto Peral wird Cristina Burkert-Huber am Sonntag, 3. März, um 15 Uhr zur Pfarrerin weihen. Der Festgottesdienst wird aus Platzgründen in der katholischen Kochler Kirche gefeiert, anschließend findet im katholischen Pfarrheim der Empfang statt. Alle Gläubigen sind eingeladen.
Dass Burkert-Huber erst mit Anfang 40 ordiniert wird, hängt damit zusammen, dass es in jungen Jahren eigentlich nicht ihre Lebensplanung war, Pfarrerin zu werden. Die gebürtige Bayreutherin studierte nach dem Abitur einige Semester Biologie, entschied sich dann aber für eine Ausbildung zur Pharmazeutisch-technischen Assistentin (PTA) und arbeitete in Passau und am Uniklinikum in Regensburg. Dort entschied sie sich, neben der Arbeit noch evangelische Theologie und Musikwissenschaft zu studieren. 2009 machte sie ihren Bachelor.
Tagsüber gearbeitet, nachts gelernt
Dann wechselte sie als PTA nach München ans Klinikum Großhadern in den Bereich Forschung und machte zusätzlich eine Ausbildung, um ehrenamtlich als Klinik-Seelsorgerin zu arbeiten. Diese Arbeit hat ihr große Freude gemacht, und so entstand der Wunsch, an der LMU München noch Volltheologie auf Pfarramt zu studieren. „Ich habe tagsüber gearbeitet und nachts gelernt“, sagt sie über diese Zeit. Bis zum Examen 2021 sei alles „sehr anstrengend gewesen“ – aber Burkert-Huber wollte es durchziehen. Anschließend gab sie die PTA-Stelle auf und trat ihr Vikariat in Gauting an.
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Der Glauben war für Burkert-Huber in ihrer Kindheit wichtig. Der Vater starb, als sie vier Jahre alt war, zugleich war ihre Mutter gesundheitlich sehr angeschlagen. Sie hat schöne Erinnerungen an die Kindergottesdienste, „die mich damals aufgefangen haben“, erzählt sie. „Diese Rituale haben mir Geborgenheit gegeben.“ In der Jugendzeit trat die Kirche in den Hintergrund, aber der Glaube lebte wieder auf, als sie älter wurde. „Gott ist immer da“, beschreibt sie die Kraft, die sie aus dem Glauben schöpft. „Elternteile können sterben, Partner oder Freunde einen verlassen, aber Gott ist da.“
Ökumene zu leben, ist ihr wichtig
Als sie das Theologiestudium begann, habe sie bei Familie und Freunden auch Skepsis gespürt. „Es war nicht alles leicht“, sagt sie. „Auch der Partner muss dahinter stehen, schließlich kann man als Pfarrer überall hin versetzt werden.“ Und dann sei ja auch noch der Missbrauchsskandal. „Wir sind jetzt die Generation, die das geradebiegen muss“, sagt sie mit Blick auf die jüngsten Veröffentlichungen der evangelischen Kirche. „Es wird jetzt eine weitere große Austrittswelle geben“, ist sich Burkert-Huber sicher. Nun gelte es, neues Vertrauen aufzubauen. „Dazu will ich beitragen.“
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Ein Punkt, der Burkert-Huber sehr wichtig ist, ist die Ökumene. „Nicht nur, weil mein Mann katholisch ist“, sagt sie schmunzelnd. Während des Studiums besuchte sie Vorlesungen über orthodoxe Theologie und engagierte sich in der lutherisch-liturgischen Konferenz. Seit eineinhalb Jahren ist sie deren Vorsitzende. „Es ist ein Forum, in dem Pfarrer und Kirchenmusiker über liturgische Themen sprechen“, erklärt sie die Arbeit. Es sei ihr ein Herzensanliegen, Gottesdienste lebendig zu gestalten. Die evangelische Kirchengemeinde Kochel erstreckt sich zwischen Benediktbeuern, Großweil und Walchensee. Ende November 2023 hatte Burkert-Huber erfahren, dass sie hier her kommt. „Es ist für mich schon ein Sprung ins kalte Wasser“, sagt sie mit großem Respekt. Sie werde „alles“ machen – vom Gottesdienst bis zum Unterricht, von der Seelsorge bis zum Konfirmandenunterricht. In den vergangenen Jahren teilten sich Elke und Matthias Binder diese Aufgabe, unterstützt noch von einer weiteren Teilzeitstelle, die Anna Ammon ausfüllte. Nach deren Weggang wurde diese halbe Stelle gestrichen.
Glücklich über Entscheidung für Kochel
„Ich freue mich auf die Aufgaben, bitte aber auch um Geduld, mich in alles einzuarbeiten“, sagt Burkert-Huber. Anfangs werde sie auch noch an verpflichtenden Fortbildungen, etwa zur Pfarramtsführung, teilnehmen müssen. „Ich habe mir aber immer eine Stelle gewünscht, die in schöner Umgebung liegt, weil ich gerne wandere und die Natur genieße“, sagt Burkert-Huber. Und auch ihr Mann, der am Gymnasium im Kloster Schäftlarn unterrichtet, könnte von Kochel aus pendeln. „Deshalb sind wir sehr glücklich, hier leben zu können.“ (müh)
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