Weißwurstfrühstück für die Blaulichtfamilie
Ein offenes Ohr für die Sorgen und Anliegen von Polizei, Freiwilliger Feuerwehr, Rotem Kreuz, Wasser- und Bergrettern hatte der SPD-Ortsverband Wolfratshausen im Rahmen der Iloga. Bei einem Frühstück tauschte man sich aus.
Wolfratshausen – Ob Gaffer, schlecht ausgerüstete Bergsteiger, leichtsinnige Wassersportler oder anspruchsvolle Patienten – die Blaulicht-Organisationen haben es oft nicht leicht bei ihren Einsätzen. Ein offenes Ohr für die Sorgen und Anliegen von Polizei, Freiwilliger Feuerwehr, Rotem Kreuz, Wasser- und Bergrettern hatte der SPD-Ortsverband Wolfratshausen im Rahmen der Iloga. Am Blaulicht-Tag luden die Sozialreferentin des Stadtrats, Gerlinde Berchtold, und der Ortsvorsitzende Holger Hohmann die Haupt- und Ehrenamtlichen zu einem Weißwurstfrühstück in die Flößerei ein. Zeit für das Gespräch nahm sich auch die SPD-Landtagsabgeordnete Christiane Feichtmeier.
Bayernweit fehlt es an Feuerwehrleuten
Die ehemalige Polizeihauptkommissarin sagte, bayernweit fehle es an Feuerwehrleuten. Im Landkreis ist man in der Beziehung noch gut aufgestellt. Auch ein weiteres von Feichtmeier genanntes Manko, die Schließung von immer mehr Hallen- und Freibädern und somit immer weniger Schwimmunterricht, kennt man in Bad Tölz-Wolfratshausen zum Glück nicht. „Wir sind sehr froh über das interkommunale Hallenbad in Geretsried. Wir trainieren dort über 350 Kinder pro Woche“, sagte der Vorsitzende der DLRG Geretsried, Benedikt Hofer. SPD-Stadtrat Fritz Meixner rechtfertigte in dem Zusammenhang die hohen Kosten für den Neubau der Grund- und Mittelschule, in dem auch ein Lehrschwimmbecken vorgesehen ist.
Eher sorgenvoll blickt man in Wolfratshausen auf die Zukunft der Kreisklinik. Wolfgang Tutsch vom örtlichen BRK sagte, er und seine Kollegen verzeichneten in Schnitt täglich 74 Rettungseinsätze. Viele der Patienten würden nach Wolfratshausen gefahren. Sollte die Klinik aus Kosten- und Effizienzgründen aufgegeben werden, wie vom ehemaligen Gesundheitsminister Lauterbach geplant, bräuchte es mehr Rettungsfahrzeuge und mehr Hubschrauber, um die Menschen in die umliegenden Krankenhäuser zu bringen. Auch diese seien oft überbelegt. Feichtmeier erklärte dazu: „Die SPD in Bayern sagt, wir wollen unsere Krankenhausstruktur so erhalten, dass jeder Patient bestens versorgt ist“. In der Runde wurde außerdem angeregt, das Angebot an Erste-Hilfe-Kursen auszuweiten. Schon Schüler sollten verpflichtend die Grundkenntnisse lernen, sagte Volker Eisele von der Stiftung Bergwacht. Ebenfalls eine Möglichkeit könnten kurze Videos in den sozialen Netzwerken sein, nach dem Motto: „lieber eine Herzdruckmassage posten statt das 100 000. Katzenvideo“. Eisele beklagte zudem das Anspruchsdenken in der Bevölkerung. Verunglückte Bergsteiger oder ihre Begleiter würden oft gleich einen Hubschrauber anfordern, ohne sich über den Aufwand, die Gefahren für die Retter und die Kosten Gedanken zu machen.
Auf die „Komoot App“ ging Johannes Kufner, Leiter der Polizeiinspektion Bad Tölz, ein. In der App stellen meist sehr erfahrene oder sportliche Nutzer Touren ein. Diese seien jedoch nicht zur Nachahmung für jedermann zu empfehlen, sagte Kufner. Er würde sich wünschen, dass zumindest darauf hingewiesen werde, ob sich ein Ziel für den Sommer oder Winter eigne. Der Polizist berichtete auch, dass gerade auf der B13 in Richtung Sylvensteinsee die Unfälle mit Motorradfahrern und Rasern zugenommen hätten. Das sei für ihn und seine Mitarbeiter oft sehr belastend.
Schaulustige sind bei Einsätzen weniger geworden
Von SPD-Stadträtin Gerlinde Berchtold auf das Problem von Schaulustigen bei Einsätzen angesprochen, sagte Andreas Bauer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Wolfratshausen, dass die Leute vernünftiger geworden seien. Außerdem rücke die Feuerwehr meist mit einer ganzen Mannschaft an, die sich dann schon durchsetzen könne. Johann Brandhuber, ehemaliger Leiter der Polizeiinspektion Holzkirchen und davor in Geretsried tätig, erinnerte daran, dass die Feuerwehr das Recht habe, Menschen von einer Unglücksstelle zurückzuhalten. „Das ist nicht nur ein bissl Schandi spielen, sondern eine offizielle Befugnis“.
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Mit Gesprächen und Aufklärung erreichen die Isar-Ranger des Landkreises Andreas Thomas zufolge mehr als mit Strafandrohungen. „Die allermeisten Menschen sind vernünftig. Wenn man ihnen zum Beispiel erklärt, dass man manche Kiesbänke nicht betreten darf, weil dort Vögel brüten, respektieren sie das.“ Eine Herausforderung dagegen sei jeden Sommer die Masse an Schlauchbootfahrern. Franz Steger von der Unteren Naturschutzbehörde am Tölzer Landratsamt, die die Arbeit der Ranger koordiniert, sagte, die Ranger seien immer zu zweit unterwegs, und es gelte die Devise, sich bei besonders renitenten Gruppen lieber zurückzuziehen, als etwas zu riskieren. Insgesamt, so die Vertreter der Blaulichtfamilie, begegne die Bevölkerung ihnen mit dem nötigen Respekt. Von der Politik würde sich die Polizei eine bessere personelle Ausstattung wünschen, vor allem im Hinblick auf die bevorstehende, verstärkte Sicherung der Grenzen.
Tanja Lühr
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