Grundwasser: Oben hui, unten pfui

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Die Grafik zeigt die großen Schwankungen an der Grundwasserstelle in Geretsried und wie schnell beim Ausbleiben von Niederschlägen auch ein sehr gut gefüllter Grundwasserleiter wieder Niedrigwasserstände erreichen kann. © Quelle: gkd.bayern.de

Viel Wasser brachten die Bäche und Flüsse nach den anhaltenden Regenfällen mit. Doch was ist mit dem Grundwasser? Während die oberflächennahen Bereiche gut gefüllt sind, zeigt sich in tieferen Schichten immer noch, dass die vergangenen Jahre zu trocken waren.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Leonore Meder leitet am Weilheimer Wasserwirtschaftsamt den Fachbereich Wasserversorgung und Grundwasserschutz. Wie haben sich die Grundwasserstände im ersten Halbjahr entwickelt? „Aufgrund des nassen Frühjahrs und der Niederschläge vor allem im Mai sind die oberflächennahen, schnell reagierenden und sich regenerierenden Grundwasserleiter wieder gefüllt“, erklärt Meder. „Das heißt, die Werte liegen dort um oder über dem langjährigen Mittelwasserstand des Grundwassers.“

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Allerdings würde diese Art von Grundwasserleitern eben auch sehr schnell auf Niederschläge oder das Ausbleiben derselben reagieren. Das sieht man auf den Grafiken, die es beim Gewässerkundlichen Dienst Bayern zu sehen gibt (www.gkd.bayern.de). Auf schnelle Anstiege folgen ebenso rasche Talfahrten. „Zum Beispiel macht der Zeitraum September 2023 bis November 2023 an der Grundwassermessstelle Geretsried deutlich, wie schnell bei Ausbleiben von Niederschlägen auch ein sehr gut gefüllter Grundwasserleiter wieder Niedrigwasserstände erreichen kann“, so Meder.

In den tieferen Stockwerken fehlt immer noch Wasser

Die sich in den unterirdischen Flussschotterflächen zum Beispiel an Ammer und Isar befindlichen Grundwasserleiter würden ohnehin weniger stark schwanken. Der Grund dafür ist, dass hier auch aus den Flüssen Wasser ins Grundwasser sickern kann, wenn die Pegel aufgrund ausbleibender Niederschläge sinken.

Also alles paletti beim Grundwasser? In den vergangenen Jahren ging es ja vielerorts darum, dass ob der immer länger werdenden Trockenperioden die Grundwasserstände deutlich gesunken sind. Und das gilt nach wie vor. Denn die „tieferen Stockwerke“ würden langsamer und auch nicht unmittelbar auf Niederschläge reagieren. Und während oberflächennah nun alles gut gefüllt ist, „sind hingegen in tieferen Grundwasserstockwerken im weiteren Umfeld weiterhin niedrige Werte zu finden“, so Meder. Zu sehen ist das auf den Karten des Niedrigwasserinformationsdienstes Bayern (www.nid.bayern.de). Das heißt, an diesen Ständen ist nach wie vor abzulesen, dass die vergangenen Jahre zu trocken waren. Hier spiegeln sich praktisch die klimatischen Veränderungen wider. Daher sei auch künftig „ein sparsamer Umgang mit Wasser immer geboten“, sagt Meder.

Ein sorgsamer Umgang mit Wasser ist immer wichtig

Generell könne man im Moment keine Prognose für den gesamten Sommer abgeben. „Sollten regelmäßig weiter Niederschläge fallen, ist davon auszugehen, dass keine flächendeckenden Niedrigwasserverhältnisse auftreten werden. Bei länger ausfallenden Niederschlägen gibt es Grundwasserleiter, die auch darauf schnell reagieren und in kritische Bereiche gelangen können“, erklärt die Expertin.

Können eigentlich auch zu hohe Grundwasserstände eine Gefahr sein? Ja, sagt Meder. „Wenn sich der Grundwasserstand Kellergeschosshöhe beziehungsweise Tiefgaragenniveau nähert, und die unterirdischen Einrichtungen nicht wasserdicht ausgebildet sind“. Dass nach den anhaltenden Regenfällen vergangene Woche neu hinzukommende Niederschläge nur noch schlecht versickern, liege aber nicht an zu hohen Grundwasserständen. „Es liegt vorrangig an dem gesättigten Oberboden in den obersten ein bis zwei Metern ab Gelände, wenn bereits einige Tage Regen gefallen ist. Das Haupt-Grundwasser beginnt häufig erst deutlich tiefer – etwa 5 bis 30 Meter unter Gelände –, sodass sich steigende Grundwasserstände erstmal nicht direkt auf Gebäude oder Infrastruktur auswirken.“ Die Ursache von Schäden liege hier häufig einfach am übersättigten Boden, also der ersten, belebten Schicht. Natürlich gebe es Ausnahmen „in Bereichen von generell sehr hohen Grundwasserständen“. Aber Hangrutsche und ähnliches seien eher eine Folge des gesättigten und damit schweren Oberbodens als von gestiegenen Grundwasserständen.

Weiterer Regen wird zum Teil abfließen

Sollte es nun auch in den kommenden Tagen zu ergiebigen Niederschlägen kommen, würden auch die Grundwasserspiegel weiterhin leicht steigen, sagt Meder, „Auch wenn nicht der gesamte Teil des ankommenden Wassers zur Grundwasserneubildung beitragen kann. Ein Teil wird aufgrund der gesättigten Verhältnisse oberflächennah abfließen, und ein Teil in Mulden oder anderen Strukturen im Gelände gespeichert und dann zeitlich versetzt ins Grundwasser oder durch Verdunstung wieder in die Atmosphäre gelangen.“

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