Busverkehr: Landkreis will sich „von alten Zöpfen trennen“

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Bewährtes Unternehmen: Noch bedient die RVO GmbH die Buslinien im Landkreis. © THOMAS PLETTENBERG

Bis Ende 2027 gibt die RVO GmbH sukzessive alle Konzessionen zurück. Die Umstellung von der Eigen- auf die Gemeinwirtschaftlichkeit bietet für den Landkreis auch Chancen.

Landkreis – Einen Vorgeschmack gab es bereits im September vergangenen Jahres. Damals kündigte die Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO) überraschend an, die Buslinie 368 von Holzkirchen über Otterfing und Dietramszell nach Bad Tölz nicht mehr weiterzubetreiben. Nur dank einer kurzfristigen Notvergabe konnten die Busse weiter fahren. Inzwischen steht fest, dass die RVO bis Ende 2027 sukzessive alle Konzessionen im Landkreis zurückgibt. Die Umstellung von der sogenannten Eigen- auf die Gemeinwirtschaftlichkeit ist für den Landkreis aber auch eine Chance.

Vergleichbare Fälle in anderen Landkreisen

Dass Busunternehmen die Konzession zurückgeben, weil sich der Betrieb der Strecke für sie nicht mehr rechnet, ist kein Phänomen, das nur den Landkreis Miesbach betrifft. Florian Kausch, Leiter des Mobilitätsteams am Landratsamt, berichtete in der jüngsten Sitzung des Kreisentwicklungsausschusses von vergleichbaren Fällen in Berchtesgaden und Weilheim. Das Problem sei der staatlichen Finanzierung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) geschuldet und zeichne sich seit Längerem ab. „Die Ausgleichszahlungen bleiben gleich, die Kosten für die Verkehrsunternehmen steigen aber“, so der Teamleiter. „Damit können sie nicht mehr nachhaltig wirtschaften.“

Einfluss und Gestaltungsspielraum

Die Folge: Sie trennen sich von unrentablen Strecken. Bis Ende 2027 – so lange laufen die Verträge – gibt die RVO die Konzessionen für alle bisher eigenwirtschaftlich betriebenen Linien im Landkreis zurück. Das Landratsamt bereitet sich auf dieses Szenario vor – und sieht durchaus auch die Vorteile. „Es kommen zwar die Kosten und die Verwaltung dieser Linien auf uns zu, wir haben aber auch Einfluss und Gestaltungsspielraum“, sagte Kausch.

MVV als Dienstleister aus einer Hand nutzen

Der Beitritt zum Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) im Dezember 2023 erweise sich jetzt als großer Vorteil. Der Landkreis könne ihn „als Dienstleister aus einer Hand“ nutzen, der sich von der Vergabe über die Fahrpläne bis hin zur Abrechnung um alles kümmert. Bis zu 983 000 Euro MVV-Regiekosten sind pro Jahr im Kreishaushalt bewilligt, derzeit liegen die Ausgaben bei knapp 600 000 Euro. Schon jetzt sei das Mobilitätsteam dabei, für Ende 2027 zu planen. Mit zwei Jahren müsse man für Ausschreibung und Vergabe rechnen. Hilfreich sei der soeben fertiggestellt Nahverkehrsplan (wir berichteten). Kausch: „Wir können die Strecken vor dem Hintergrund der neuen Fahrgastbewegungen bewerten und uns von alten Zöpfen trennen.“

Mehrausgaben für ÖPNV haben sich jetzt schon mehr als verdoppelt

Fest steht freilich: Für den Landkreis wird es nicht günstiger. „Durch den Umstieg auf gemeinwirtschaftlichen Verkehr ist mit massiv ansteigenden Kosten zu rechnen“, sagte der scheidende Kreiskämmerer Gerhard de Biasio Anfang des Jahres bei den Haushaltsberatungen. Eine Entwicklung, die sich schon heuer abzeichnet. Gegenüber 2024 haben sich die Mehrausgaben für den ÖPNV mit rund 7,9 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

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