„Massiv gestiegene Kosten“: RVO begründet Ende der Konzessionen

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Miesbach
  4. Miesbach

Kommentare

Zu wenig genutzt, zu günstige Tickets: In Kombination mit den steigenden Kosten begründet der RVO so die Abgabe der Konzessionen im Landkreis. © THOMAS PLETTENBERG

Zu wenig Fahrgäste, zu günstige Tickets – und dann auch noch steigende Kosten: So begründet der RVO das Ende seiner Konzessionen. Statt dem Unternehmen muss künftig der Landkreis draufzahlen.

Landkreis – Unrentable Buslinien, die der Landkreis künftig selbst bezahlen muss: Diese Entscheidung des Regionalverkehrs Oberbayern (RVO) hat auch auf politischer Ebene für Aufsehen gesorgt. Im Kreistag äußerten sich Vertreter mehrerer Fraktionen zur Zukunft des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Landkreis. Auf Anfrage unserer Zeitung nimmt nun außerdem der RVO selbst Stellung zu der unternehmerischen Entscheidung.

„In den vergangenen Jahren sind die Schülerzahlen zurückgegangen, gleichzeitig wurden immer häufiger stark subventionierte Fahrkarten eingeführt, welche die Kosten des Betriebs nicht mehr decken“, erklärt eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB), zu der die RVO GmbH als Tochterfirma gehört. Konkret sind laut der Sprecherin Einnahmen unter anderem durch die geänderte Tarifstruktur und das Deutschlandticket gesunken, die Lohn- und Werkstattkosten aber „massiv gestiegen“. Dadurch würden immer mehr Linien in die Gemeinwirtschaftlichkeit rutschen und müssten daher ausgeschrieben werden.

RVO will sich an Ausschreibungen beteiligen

Bisher hatte der RVO sogenannte Konzessionen inne, die die Regierung auf Antrag für die Strecken vergeben hat, die laut Nahverkehrsplan des Landkreises bedient werden sollten. Damit ging zwar das Recht und die Pflicht für den RVO einher, die Strecken exklusiv zu bedienen. Bei der Taktung und der genauen Ausgestaltung des Fahrplans hatte die GmbH aber unternehmerischen Entscheidungsspielraum. Nun gibt sie alle Konzessionen am Ende ihrer jeweiligen Laufzeiten ab. „Das heißt zwischen 2025 und 2027“, bestätigt die DB-Sprecherin.

„Alle Linien werden am Ende der Laufzeit ausgeschrieben“, erklärt die Sprecherin weiter. Mit der Gemeinwirtschaftlichkeit gehe die genaue Ausgestaltung auf den Landkreis und den MVV über. Sie geben vor, wann und wo gefahren wird und bezahlt das beauftragte Busunternehmen für seine Leistung. Die Sprecherin kündigt an: „Die RVO GmbH wird sich an den Ausschreibungen beteiligen und hofft darauf, diese zu gewinnen und das jahrelange Knowhow, die Mitarbeiter vor Ort und die Betriebshöfe einbringen zu können.“

Bedienen werde das Unternehmen künftig aber nur noch Linien, bei denen die Zuschüsse des Landkreises die Kosten des Betriebs decken. Die Ticketeinnahmen spielen für den RVO dann keine Rolle mehr, da die GmbH nur noch für die gefahrenen Kilometer bezahlt wird. Auswirkungen auf die Reisenden im Landkreis gebe es aktuell noch nicht. „Alles Weitere liegt beim Landkreis.“

Landkreis muss mehr bezahlen, um Status quo zu erhalten

Darüber sorgte sich in der jüngsten Kreistagssitzung unter anderem der Rottach-Egerner Bürgermeister und CSU-Fraktionssprecher Christian Köck. Der Landkreis habe sehr viel Zeit für die Entwicklung des ÖPNV aufgewendet und sich zum MVV-Beitritt durchgerungen. Damit sei aber nur ein Tarifrahmen geschaffen worden. Nachdem der RVO als einer der wichtigsten Dienstleister „Fakten geschaffen“ habe, sei es nun wichtig, jemanden zu finden, der die Linien zu bezahlbaren Preisen betreibt. Angesichts der schon jetzt prognostizierten Verdopplung der Kosten für den Landkreis, mahnte Köck, auf die Position ein Auge zu haben.

Vize-Landrat Jens Zangenfeind (FWG) bedauerte, dass der Landkreis künftig mehr Geld in die Hand nehmen müsse, um den Stand aufrechtzuerhalten, der etwa in Irschenberg „äußerst mangelhaft“ sei. Und Grünen-Fraktionssprecher Thomas Tomaschek sprach von einem „Schlag“ für den Landkreis. „Wir haben einen Rückschritt, der uns schmerzt.“ Er forderte einen höheren Zuschuss vom Freistaat und erinnerte, dass dieser die Fahrgastzahlen zwischen 2019 und 2023 verdoppeln wolle. „Wir hoffen, dass wir das Angebot einigermaßen beibehalten können, wenn wir es schon nicht ausbauen.“ nap

Auch interessant

Kommentare