Das bringt der MVV für den Landkreis Miesbach

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Der neue Verkehrslinienplan des MVV mit Fokus auf den Landkreis Miesbach. Er zeigt detailliert die Haltepunkte von Bahn und Bussen. Die Zonen reichen von 3 im Norden bis 9 im Süden. © MVV GmbH

Der Landkreis Miesbach gehört ab 10. Dezember zum MVV-Gebiet. Neue Preise, neue Tickets – wir erklären, was sich für die Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs ändert.

Landkreis – Einer der neuen Werbesprüche des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) gefällt dessen Geschäftsführer Bernd Rosenbusch besonders gut. „Das bleibt: Ganz München sonntags am Tegernsee. Das ist neu: Ganz Tegernsee sonntags in München.“, heißt es auf einem der Flyer. Möglich macht die kostenattraktive Verkehrsanbindung an die Landeshauptstadt der MVV-Beitritt des Landkreises zum 10. Dezember. „Künftig braucht es für die Nutzung von Bus und Bahn im Verbundgebiet nur noch ein Ticket“, sagt Rosenbusch. Zusammen mit den Landräten Olaf von Löwis (Miesbach) und Josef Niedermaier (Bad Tölz-Wolfratshausen) stellte er bei einem Pressegespräch im Tölzer Landratsamt die Neuerungen vor. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Was bringt der Beitritt des Landkreises zum MVV?

Die Mitgliedschaft in einem Verkehrsverbund macht den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in der Region attraktiver. „Es gibt nur ein Tarifsystem und ein Ticket für die ganze Reise – das erleichtert den Umstieg auf Bus und Bahn“, sagt Rosenbusch. Derzeit pendeln noch 422 000 Menschen täglich ins MVV-Gebiet oder aus dem MVV-Gebiet ins Umland. Die Erweiterung um die Landkreise Miesbach, den südlichen Teil von Bad Tölz-Wolfratshausen (der nördliche Teil ist bereits dabei) sowie um Stadt und Landkreis Rosenheim macht das Reisen leichter – nicht zuletzt wegen eines abgestimmten Fahrplans von Bus und Bahn sowie einer einheitlichen, übergreifenden Fahrplanauskunft und Echtzeitinformation. Im Januar 2025 sollen Weilheim-Schongau (Beitritt beschlossen), Landsberg am Lech und Mühldorf am Inn folgen. In der dritten Beitrittswelle könnten 2026 Garmisch-Partenkirchen sowie Stadt und Landkreis Landshut dazukommen.

Warum sind die Zonen so eingeteilt, wie sie sind?

Der Landkreis Miesbach liegt in den Tarifzonen 3 (Holzkirchen, Otterfing, Valley) bis 9 (Bayrischzell, Kreuth). Die Höhe des Fahrpreises richtet sich nach den befahrenen Zonen. Deren Festlegung erfolgte nicht willkürlich. So gibt es laut Rosenbusch die Vorgabe, dass keine Fahrt künftig mehr als zehn Prozent günstiger sein darf als jetzt. Hintergrund ist, dass die Einnahmen aus Fahrkartenverkäufen im MVV nur einen Teil der Ausgaben decken. Das Defizit zahlen die beteiligten Landkreise, die Landeshauptstadt und der Freistaat – und damit jeder Steuerzahler. „Über alle Fahrgäste gerechnet, liegen wir jetzt bei acht bis neun Prozent“, weiß Rosenbusch. Den Vorwurf, der Landkreis habe sich bei der Zoneneinteilung über den Tisch ziehen lassen, weisen sowohl er als auch der Landrat zurück. „Wir haben sehr gut und sehr hart verhandelt“, betont Löwis. Im Übrigen durften die Verwaltungen im Vorfeld Rückmeldungen zu den Zonierungen in ihren Städten und Gemeinden geben.

Was hat es mit den Doppelzonen auf sich?

Einige Kommunen im MVV-Gebiet liegen in zwei Tarifzonen, etwa Holzkirchen (3/4) und Miesbach (6/7). Wer von hier aus startet, wählt für sich immer die günstigere Zone. Fährt man beispielsweise von Miesbach nach Norden, dient als Berechnungsgrundlage für den Fahrpreis die Zone 6, fahrt man nach Süden, wählt man die Zone 7.

Wird es für mich als Fahrgast günstiger oder teurer?

Grundsätzlich werden Fahrten mit Bus und Bahn im MVV günstiger – besonders, wenn man mit dem Bus innerhalb einer Gemeinde unterwegs ist. Das nämlich gilt immer als Kurzstrecke. Ein Extrembeispiel: Die etwa 16 Kilometer lange Fahrt von Reitrain nach Glashütte (Gemeinde Kreuth) kostet künftig 1,90 Euro. Bislang werden 6,60 Euro fällig. Wer beispielsweise vom Rottacher Postamt zum Holzkirchner Bahnhof will, zahlt künftig 7,40 Euro. Derzeit kostet die Fahrt mit Bus und Bahn 10,80 Euro. Nutzt jemand für seine Fahrten ausschließlich die Bahn, kann es – je nach Ticketvariante – künftig in Einzelfällen zu einer geringfügigen Erhöhung kommen.

Wie finde ich den günstigsten Tarif?

Am einfachsten geht es über die MVV-App. „Sie ist ein Meilenstein“, sagt Rosenbusch. „Man braucht eigentlich keine Tarifkenntnisse.“ Der Fahrgast gibt lediglich Start- und Zielpunkt ein, den Rest erledigt die App. Sie zeigt stets die beste Verbindung und den günstigsten Preis an, der Ticketkauf erfolgt online. Zudem lässt sich in Echtzeit verfolgen, wo sich der Bus gerade befindet und ob er pünktlich ist. „In etwa einem Jahr wird es noch leichter“, verrät Rosenbusch. „Dann wischt man beim Ein- und Aussteigen auf der App einfach nur nach rechts oder links.“ Die Abrechnung zum Bestpreis erfolge dann automatisch und metergenau.

Kann ich auch ohne App Bus und Bahn fahren?

Ticketautomaten an den Bahnhöfen wird es weiterhin geben. Dort sind auch Streifenkarten erhältlich, mit denen man unterm Strich immer günstiger fährt. So reduziert sich der Preis für die Kurzstrecke von 1,90 auf 1,70 Euro. Die Streifenkarten sind zwar auch digital erhältlich, die Stadt München beharrte bei den Verhandlungen aber auf der traditionellen Papiervariante. Mit Folgen für die neuen Verbundpartner. „Wir mussten alle Bahnsteige mit den blauen Entwertern ausrüsten“, berichtet der Tölzer Landrat Niedermaier. In den Bussen ist das System einfacher: Dort stempelt der Fahrer die analogen Streifenkarten von Hand ab.

Wo finde ich die Fahrpläne?

Abgesehen von der App und den Verkehrslinienplänen im Internet (ab Dezember unter www.mvv-muenchen.de) gibt es für jede Linie auch sogenannte Mini-Fahrpläne in Papierform. Sie liegen in den Gemeindeverwaltungen, im Landratsamt oder an den Bahnhöfen aus. Alle Haltestellen werden derzeit mit neuen Plänen und Aushängen versehen. „Die Busse werden nicht umlackiert, bekommen aber am Einstieg Aufkleber, die zeigen, dass sie im MVV-Tarif fahren“, erklärt Rosenbusch. Mit dem MVV-Beitritt ändern sich übrigens die Busnummern. Die Linien tragen künftig Nummern zwischen 300 und 399.

Welche Sondertickets gibt es?

Innerhalb des MVV-Verbunds gibt es verschiedene Sondertickets. Wie mehrfach berichtet, fallen die kostenlosen Seniorentickets ab 10. Dezember weg. Ersatzweise gibt es die IsarCard65. Der Tarif kann von Menschen ab 65 Jahren individuell erworben werden, der Gültigkeitsbereich bestimmt den Preis. Für Urlauber geben die Tourismus-Gemeinden weiterhin Gästekarten mit einem individuell definierten Gültigkeitsbereich aus, finanziert werden sie über die Kurbeiträge. Bezieher von Sozialleistungen oder junge Menschen, die einen Freiwilligendienst absolvieren, können im Laufe des ersten Quartals 2024 beim Landratsamt den sogenannten Landkreispass beantragen und damit eine vergünstige Isarcard S erwerben. Die Schüler dürfen sich über das 365-Euro-Ticket freuen, das nicht nur auf dem Schulweg gilt, sondern im gesamten MVV-Verbundgebiet – und zwar das ganze Jahr über. Neu im Angebot ist der MVV-Skipass: Für 59 Euro (Sudelfeld und Brauneck) oder 56 Euro (Spitzingsee) erhalten Erwachsene einen Tagesskipass inklusive Fahrkarte.

Kann ich auch den Hoki-Bus über die MVV-App buchen?

Demand-Systeme wie der Holzkirchner Rufbus Hoki, der ab 2024 auch Otterfing, Valley und den nördlichen Bereich von Warngau bedienen wird, sind zum Start in der MVV-App noch nicht zu finden. Sie sollen aber möglichst im Laufe des Jahres 2024 integriert und später sogar über diese App gebucht werden können. „Ob Rufbusse wie der Hoki dann auch im MVV-Tarif enthalten sind, müssen die Aufgabenträger entscheiden“, stellt Rosenbusch klar. „Bis auf Weiteres kostet die Nutzung extra.“ Ebenfalls 2024 sollen – sofern verfügbar – Leihradsysteme und Mitfahrzentralen in die App aufgenommen werden.

Wird das Busangebot durch den MVV-Beitritt attraktiver?

Der MVV ist ein Tarifverbund. Er entscheidet nicht, wie oft und auf welchen Strecken Busse fahren. Dies ist Sache des Aufgabenträgers, also des Landkreises. Am Angebot ändert sich zunächst also nichts. Aktuell macht den Unternehmen und damit auch dem Landkreis ohnehin der Mangel an Busfahrern zu schaffen. Es kommt regelmäßig zu Ausfällen. „Wir stehen derzeit in Gesprächen mit der Regionalverkehr Oberbayern GmbH und der Regierung von Oberbayern“, berichtet Andrea Ladewig, Leiterin der Stabsstelle Mobilitätsentwicklung am Landratsamt. „Unser gemeinsames Ziel ist es, wieder einen stabilen Fahrplan zu bekommen.“

Was kostet der MVV-Beitritt den Landkreis?

Die MVV-Mitgliedschaft kostet den Landkreis 983 500 Euro jährlich. In fünf Jahren, wenn aktuelle Verträge auslaufen, wird der Freistaat sogar die vollen Kosten für den Schienenanteil übernehmen, sodass der Landkreis nur noch rund 700 000 Euro zu tragen hat. Beauftragt der Landkreis in seiner Eigenschaft als Aufgabenträger bei den Busunternehmen mehr Verbindungen, steigen freilich auch die Kosten. Fürs Erste geht für Landrat Löwis ein „lang ersehnter Wunsch“ in Erfüllung: „Ein Ticket, ein Tarif – das ist wirklich attraktiv.“

Lesen Sie auch: ein Kommentar zum MVV-Beitritt.

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